Volltext: Geschichte des Weltkrieges

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stark einschätzen zu können, daß sie selbst den Angriff 
der Hauptmasse des französischen Heeres so lange 
würde aufhalten können, bis die drohende Um 
fassungsgefahr des linken Flügels jeden Offensiv 
gedanken lahmlegen würde. So hatte er das Verhält 
nis der Defensiv- zur Offensivgruppe mit \ :7 be 
messen. General von Moltke, der sich dieser Bewer 
tung der Defensive nicht anschließen konnte, glaubte, 
dem linken Flügel mehr Kräfte (s : 3) zubilligen und 
ihn dadurch auch in seinem eigenen Entschluß freier 
machen zu sollen. 
Daß solche Gedanken bei seinen Nachfolgern mög 
lich und sogar wahrscheinlich sein könnten, aber 
schwerste Gefahr für den Gesamtplan bedeuten wür 
den, hatte Graf Schliessen in seinen Überlegungen bei 
der eigenen Geistesarbeit sehr wohl erkannt, wie 
schwer darum diese Möglichkeit auf seiner Seele 
lastete, offenbarte sich in der im Todeskampf ge 
sprochenen Mahnung: „Macht mir nur den rechten 
Flügel stark!" Ls war Deutschlands Verhängnis, 
daß es dem Genie Schliessens versagt blieb, seinen 
gewaltigen Plan selbst durchzuführen; daß die Aus 
führung seiner überragenden Absicht einem nicht 
kongenialen Nachfolger zufallen mußte. 
wie Graf Schliessen, so erwartete auch General 
von Moltke, daß starke französische Massen über die 
Linie der Grenzbefestigungen zum Angriff vorbrechen 
würden; er wollte diesen aber nicht ausweichen, son 
dern sie vorwärts der Festungswerke anfallen und 
schlagen. Dazu mußte die linke Flügelgruppe ent 
sprechend verstärkt werden. — 
Zum Zusammenwirken mit dem österreich-unga 
rischen Heer und zum Schutz des deutschen Gebiets 
im Osten, den man in erster Linie aus der Offensive 
des Bundesgenossen erwartete, blieben nur verhält 
nismäßig schwache Kräfte verfügbar: die 8. Armee 
Armeekorps, \ Kavalleriediviston, 3 Landwehr-
	        
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