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schiffstyp gefunden zu haben glaubte, wurde entfaltet.
Das Übergewicht glitt, besonders als die Vereinigte-
Staaten-Flotte England zu Hilfe kam, langsam zur
Entente hinüber.
Einen trüben Schatten auf die Ruhmestaten der
Flotte im Jahre \<)\7 werfen die Meutereien, die
im August und September auf einzelnen Schlacht
schiffen der Hochseeflotte ausbrachen. Schon im Jahre
j(9J6 hatte unter den Schiffsbesatzungen eine anfangs
stille, aber langsam sich steigernde Propaganda ein
gesetzt, den Frieden um jeden Preis durch Gewalt
und Flottenstreik zu erzwingen. Die nicht zu be
seitigende Untätigkeit der großen Panzerschiffe, die
Eintönigkeit des Bordlebens gaben einen geeigneten
Nährboden; Klagen der Mannschaften über angeblich
unzureichende Verpflegung, über angeblich schlechte
Behandlung durch die Offiziere gaben den Vorwand
ab. Die vom Reichsmarineamt gestattete Bildung von
Menagekommissionen machte diese zu Trägern der
Hetze. Die Nachrichten über die Fortschritte der re
volutionären Bewegung in Rußland schürten die Er
regung. „Aufklärungsmaterial" in Gestalt von Zei
tungen, Schriften und Flugblättern wurde den Füh
rern durch Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemo
kratischen Partei des Reichstages (Dittmann, haase,
Luise Zietz), mit denen sie persönliche Fühlung ge
nommen hatten, zur Verfügung gestellt. Am \. August
entfernte sich eine große Anzahl Heizer heimlich von
Bord des in der werft in Wilhelmshaven liegenden
Linienschiffs „Prinzregent Luitpold". Als man sie
zur Rechenschaft zog, schlossen sich andere Besatzungen
ihnen an. Nur allmählich gelang es, die Bewegung
zu unterdrücken. Fünf der Rädelsführer wurden zum
Tode verurteilt, zwei von ihnen erschossen. Die Draht
zieher des Aufruhrs, die zweifellos in den Reihen der
Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei zu suchen
waren, hatten sich vorsichtig im Hintergrund gehalten,