Volltext: Geschichte der Pfarre Thanstetten

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wohner dem katholischen Glauben wiederum zurückge¬ 
winnen, wodurch er aber gewaltige Bewegungen und Un¬ 
ruhen unter dem Adel, unter Bürgern und Bauern hervor¬ 
rief. Zunächst trachtete er, an die Spitze der großen Klöster 
wieder echt katholische Männer als Aevte zu stellen; die 
Pfarreien sollten wieder gutkatholische Pfarrer bekommen. 
Auch in Sierning ist es zu Unruhen gekommen. Auf 
Befehl des Kaisers wurde 1583 der hiesige protestantische 
Pfarrer Hans Ritter abgesetzt und abgeschafft und an seine- 
Stelle 1585 der gutkatholische Passauer Domherr Johann 
von Tattenböck als Pfarrer eingesetzt. Am 26. Juni 1588 
kamen ähnlich (wie am 8. Juni 1588 in Steyr) die Bauern, 
Handwerker, Schmiede, Holzknechte, Köhler usw. in 
Sierning zusammen und schlossen den „Sierninger Bund", 
daß sie alle für einen mit Leib und Leben einstehen wollten, 
wenn ihnen wegen ihrer Religion oder ihrer protestanti¬ 
schen Seelsorger Gefahr drohen sollte. Die Seele dieses 
Bundes war ein abgefallener Kaplan in Sierning, der 
dortige 70jährige Schulmeister Franz Rottenhofer 
und der Polheimfche Amtmann. Die ganze, damals große 
Pfarre Sierning war vollständig protestantisch. Am 
26. Juni 1588 waren bei der Versammlung in Sierning 
auch mehrere Untertanen des Klosters Garsten gewesen, die 
nun Abt Johann I. von Garsten gefangen nehmen und in 
Garsten einsperren ließ. Auf das hin versammelten die 
Viertelmänner etwa 300 Personen bei der Lettmühle und 
zogen mit diesen vor das Kloster Garsten. Der Abt ließ 
auf das hin feine eingesperrten untertänigen Sierninger 
Bauern frei; jedoch mußten sie eine Geldstrafe zahlen. Den 
aufständischen Bauern schlossen sich bald auch die Bauern 
um Gaflenz und Weyer, von Losenstein und Ternberg an. 
Viele wollten die Religion „nur als Deckmantel benützen, 
um alle Bürden, Lasten und Auflagen abzuschütteln". Vom 
5. bis 9. August wurde in Steyr zur Beilegung der Sier¬ 
ninger Unruhen eine Kommission gehalten. Die Sierninger 
Bauern kamen zwar, aber sie behandelten die Kommissäre 
überaus frech und trotzig, so daß die Kommissäre unver¬ 
richteter Dinge wieder nach Wien abreisen mußten. 
Das Jahr 1589 verlief ziemlich ruhig. Am 31. Jänner 
1590 schloß Pfarrer Tattenböck oon Sierning mit seinen 
Pfarrangehörigen einen Vergleich, worin sich der Pfarrer 
verpflichten mußte, wegen der Religion niemand mehr zu 
belästigen und außerdem auf die „Dienste, Zehente und 
Zinsen des Jahres 1588 zu verzichten". Der verhaftete 
Schulmeister wurde wieder aus freien Fuß gesetzt.
	        
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