Volltext: Mangold von Freudenstein, der erste und letzte Ritter seines Namens

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Schweigend sah er vor sich hin, der bleiche junge 
Mann, der sich erst vor Kurzem, wie es schien, aus 
einem schweren Siechthum empor gerungen haben mochte. 
Endlich begann die heilige Handlung, während 
deren Mittelpunkte — dem Benediktus — die feierliche 
Ceremonie der Einkleidung vollzogen werden sollte. 
Es war die Zeit heran, der Dirigent ging von 
Pult zu Pult und legte aus jedes die bezügliche Stimme, 
so auch bei dem bleichen Hornbläser. 
Der war heute nicht zum Erstenmale da, jeden 
Sonn- und Feiertag traf man ihn seit seiner Genesung, 
die er in dem Militärhospitz der Stadt gefunden, auf dem 
Chore, es schien ihm besonders Vergnügen zu machen, 
mitzuwirken zur Verherrlichung der heiligen Handlung, 
es schien ihm sogar Bedürfniß zu sein — denn er fehlte nie. 
Nun war das Zeichen zum Beginne der nächsten 
Nummer — das Benediktus — gegeben, die Horn- 
stimme hatte den Anfang. 
Der Musiker hatte kaum Zeit, einen siüchtigen 
Blick auf sein Notenblatt, zu werfen, als er auch so 
gleich beginnen mußte. 
Aber schon bei den ersten Noten wollte ihn seine 
Fertigkeit verlassen, und sein Erstaunen hatte den höch 
sten Grad erreicht, als er endlich deutlich jenes von 
Cäcilie componirte Musikstück erkannte. 
Wollte ihm auch die Erinnerung in diesem Mo 
mente und an diesem Orte die Brust zersprengen, so 
riß es ihn endlich doch zur Begeisterung hin, als auch 
die Singstimme begann. 
Freilich war dieses nicht ihre Stimme, nicht ihr 
Vortrag; er aber hörte nur sie, die sein ganzes Sein erfüllte. 
Wohl nicht ohne Anstrengung gelang es ihm, sei 
nem Instrumente jene weichen, wundervollen Töne zu
	        
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