Volltext: Mangold von Freudenstein, der erste und letzte Ritter seines Namens

23 
Auf dem geräumigen Chore hatten sich ungewöhn 
lich zahlreich die Mitglieder deS Musikvereins des 
Städtchens und mehre Dilettanten, Meister auf ihren 
Instrumenten, eingefunden. 
Was noch von heimischen Musikern fehlte, wurde 
aus dem Orchesterpersonale der Schauspielergesellschaft 
rekrutirt. 
Eine neue Messe, glänzend in allen Instrumenten 
besetzt, soll heute aufgeführt werden und die hohe kirch 
liche Feier verherrlichen. 
Die Zeit drängte bereits; der dicke Küfermeister, 
Herr Schlögel, hatte seinen Contrabaß bereits gestimmt; 
die erste Violine war den Händen des leichtfingerigen 
Stadtchirurgen, die Viola jenen des ersten Schulge 
hilfen der Stadtschule anvertraut. Eine raffinirte Hand, 
jene des Gerichtsafsefsors Abendsang, waltete über das 
Cello, die beiden Fagotto übten ihren mächtigen Ein 
fluß aus die Harmonie des Ganzen durch die kunstge 
rechte Behandlung zweier ehrsamer Schuhmacher, und 
die übrigen Instrumente waren den kunstgeübten Hän 
den der Stadtkapelle anvertraut. 
Alle Plätze waren bereits längere Zeit von den 
Musikern eingenommen, nur Einer stand noch leer — 
der erste Hornbläser fehlte. 
Schon hatte der Sakristan das zweite Zeichen 
am Hochaltare geklingelt, das langgedehnte a der Cla- 
rinette und Oboe war verstummt, das widerliche Stimm 
geklimper der Violinen hatte aufgehört — der sehn 
lichst erwartete Musiker fehlte noch immer. 
Der Chordirektor rannte angstroth und schweiß 
triefend auf und nieder, fragte hier und dort — umsonst. 
Endlich kam die Nachricht: der Erwartete sei 
plötzlich erkrankt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.