Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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Pygmäenhütte — nur schlägt das Menschcnherz oft 
wärmer hier als dort! 
Seht da den gewaltigen, halbvollendeten Riesenbau 
mit den dicken, unausgebauten Thurmkegeln, mit den 
mächtigen Fensterbogen, drinnen die ungeheuren Ge 
wölbe, Corridore und Erker, auf glänzenden Marmor 
säulen ruhend, das kunstvoll gearbeitete Getäfel — cs 
zögert der Fuß, es zu berühren, und wieder das kunst 
volle Mal- und Schnitzwerk an den Wänden und Decken. 
Und hier dem Wnnderbaue nahe gegenüber an der Ecke 
des schmalen dunklen Gäßchens, das kleine Häuschen 
mit der vergilbten, farblosen Tünche, den niedrigen 
Fensterluken mit den kleinen runden vielverbleiten Glas 
scheiben und den zerklüfteten mit Hanf und Moos aus 
gestopften Fensterrahmen, — nur gebückt kommt man 
durch die einzige dunkle Pforte über den schlüpfrigen 
Estrich im Flur des Häuschens an eine morsche schwan 
kende Holztreppe, die zu den wenigen kleinen räuche 
rigen Stuben führt, so niedrig, daß man fast mit dem 
Haupte das braune rohe Deckengewölbe berührt. 
Dort erhebt sich stolz das Nonnenkloster Notre Dame 
— hier hat sich eine Schanspielergesellschaft einquartirt! 
Eine riesige Kluft scheint diese beiden Häuser von 
einander zu trennen und doch ist es nur ein schmales 
Gäschen, durch das sich kaum ein Mensch hindurch 
zu drängen vermag. 
Ob sich eine Brücke findet? — Wir wollen sehen. 
Es ist Heute ein Maientag — ein Festtag allen 
Frauenkirchen — auch hier in Notre Dame. 
Tausende von Kerzenflammen durchschimmern die 
weiten Räume des majestätischen Kirchenschiffes, in 
welchem eine zahllose Menge Andächtiger sich drängend 
auf und nieder wogte.