Volltext: Mangold von Freudenstein, der erste und letzte Ritter seines Namens

17 
Günther fuhr aber begeistert fort: „Doch, sei 
deß gewiß, Deine Zeit ist um! das unschuldig vergos 
sene Blut schrie um Rache zum Himmel, das Flehen der 
Unglücklichen drang zu des Höchsten Thron! — Geh' 
in Dich, rette Deine Seele vor dem ewigen Verderben!" 
„Hinweg!" kreischte Mangold, denn jedes der 
Worte des frommen Eremiten drang gleich vergifteten 
Pfeilen tödtlich in seine Seele. 
„Du bist der erste Ritter von Freudenstein — 
Du wirst der letzte sein. Verhallen wird Dein Name 
in den Sturm der Zeiten, wie man von Deinem Raub 
neste dereinst nur sagen wird: es war!" 
„Haha!" lachte der Ritter, „das ist meine Sorge, 
und ich bin eben daran, Deine Prophezeihung zu 
Schanden zu machen!" — 
„Sühne, so lange Dir Zeit zur Sühne gegönnt, 
kurz sind dem Menschen oft die Stunden zugemessen, 
wer weiß, wie bald die Deine schlägt und es zu spät ist." 
„Ich will nichts hören weiter! Hinweg!" 
„Es ist zu spät!" sagte traurig und feierlich der 
Pilger vor sich hin. 
„Friedbert, ruf' die Knechte! schleppt ihn aus 
der Burg!" — 
„Du hast keine Knechte mehr!" sagte Günther. 
„Wie? — Ich keine Knechte? — Friedbert? 
„Alle sind sie fort!" — 
„Sie haben noch zur rechten Zeit das fluchbela 
dene Haus verlassen, — Du stehst allein, wenn Dn 
nicht auf Gott bauest!" 
Mit Wahnsinnsblicken stierte der Ritter vor sich hin. 
„Du hörst mich nicht — dann fahre hin!" sagte 
der Eremit, „ich will für Deine Seele beten!" setzte 
er traurig hinzu und wendete sich zum Gehen. 
Schall, Mangold von Freudensteln. 2
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.