Volltext: Mangold von Freudenstein, der erste und letzte Ritter seines Namens

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in der Rede fort, die jedoch mir seinem lüsternen Fau^ 
nengesichte im grellen Widersprüche stand. — „Begeb' 
Dich in dies Kämmerlein und pfleg' der Ruhe, Kind," 
sagte er nun und wies auf eine Thüre, in die Osila 
trat, ohne sie einen Blick vom Boden aufzuthun. 
In dem Momente trat Friedbert in das Gemach, 
auf den sogleich des Burgherrn fragende Blicke hafteten. 
„Ein frommer Pilgersmann wünscht dringend Ein 
laß und Euch vorgeführt zu werden." — 
„Fahre hin!" rief Mangold erzürnt, „ich wäre 
eben in der Verfassung einen fromnien Sermon mit 
anzuhören." — 
„Er läßt sich nicht abweisen — er drängte — 
er folgte mir nach — er ist da!" 
Richtig öffnete sich die Thüre, und der Einsiedler 
Günther stand in derselben. 
Einen Augenblick hafteten überrascht Mangolds 
Blicke auf der ehrwürdigen Gestalt des Eremiten — 
dann aber polterte er in seiner Weise: „Ihr solltet 
wohl das Hausrecht besser zu ehren wissen!" 
„Hausrecht, sagst Du? — Eine Mörderhöhle ist 
Dein Haus — an jedem Steine haftet ein Fluch!" 
donnerte in frommer Entrüstung der Greis. 
Entsetzt fuhr Mangold zusammen. „Wer wagt 
es, mir gegenüber eine solche Sprache zu führen?" 
„Ich, der ich die lauten Klagen der Bewohner 
dieser Gegend gehört, der ich die Thränen der Witwen 
und Waisen gesehen, denen Du in frechem Uebermuthe 
die einzige Stütze, den Gatten, den Vater, geraubt und 
in gotteslästerlichem Treiben grausam hingeschlachtet." 
„Fort!" schrie in fürchterlicher Erregung der Ritter 
und machte mit abgewandtem Gesichte eine abwehrende 
Bewegung mit der Hand.
	        
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