Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

Fr. Florentin (vormals Sebastian Reindl), von Straubing 
gebürtig, trat a. 1656 hier zu Schärding in das Eapuciner- 
Noviziat, und wurde plötzlich von der Gicht, oder von einer 
gänzlichen Lähmung der Glieder, in Folge eines gewaltigen 
Schlaganfalles, derart befallen, daß er weder Hände, noch 
Füße bewegen konnte. Alle medizinischen Heilmittel wurden 
angewendet, aber ohne mindesten Erfolg, so daß der gute 
Ordens-Neuling, weil selbst der Stadt-Phhsikus an seiner 
Genesung verzweifelte, sich genöthigt sah, nicht ohne großem 
Herzensleid vom Kloster Abschied zu nehmen, und in seine 
Heimat sich zurückbringen zu lassen. 
Doch wollte dieser gute Mensch sein Herz, das er bei 
seinem Eintritte gleich der göttlichen Mutter gegeben hatte, 
nicht ganz von ihr abziehen, sondern faßte in dieser seiner 
nun unheilbaren Krankheit sein ganzes kindliches Vertrauen 
zur heiligen Maria, unter Angelobung einer wahren und 
standhaften Andacht. 
Kaum war das Verlöbuiß geschehen, und es weicht mit 
eiuemmale die gefährliche, schmerzliche Krankheit, also daß 
der Noviz vollständig gesund und stark alle seine vorhin ge¬ 
lähmten Glieder wieder vollkommen bewegen und brauchen 
konnte, zur nicht geringen Verwunderung des Leibarztes 
selbst, und des P. Quardians, welche diese wunderbare 
Heilung mit Eidgeschwornen und priesterlichem Glauben be¬ 
stätiget, im Kloster-Archive beigelegt haben und zwar zur 
größeren Ehre der hl. Maria, als der gnadenvollen Trösterin 
der Betrübten. 
A. 1779 kam das hiesige Capuciner-Kloster, das bisher 
zur bair. Ordensprovinz gehört hatte, mit der Abtretung 
des Jnnviertels an Oesterreich, zur Oesterreichischen Ordens- 
Provinz, wie auch die Klöster zu Braunau und Ried 
29 Priester und 8 Laienbrüder, die aus dem Jnnviertel ge¬ 
bürtig waren, mußten sich in diese Klöster verfügen; es 
wanderten aber auch noch andere 14 Priester, geborne 
Baiern, freiwillig dahin aus. 
A. 1784 wurde vom Kaiser Joseph II. über die Capn- 
ciner-Klöster zu Braunau, Ried und Schärding die Auf¬ 
hebung ausgesprochen, jedoch so, daß die beiden ersteren so¬ 
gleich evacnirt (geleert) werden mußten, letzteres dagegen so 
lange fortbestehen sollte, bis die darin wohnenden, und dahin 
versetzten Ordensglieder, welche sich mit Novizen nicht mehr 
ergänzen durften, nach und nach aus- und abgestorben sein 
würden. Die jüngeren und rüstigeren Priester wurden ver-
	        
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