Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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reicher schlugen es ab, in der Erwartung, die Feinde würden 
des unleidlichen Ungemaches willen, dem sie durchs die 
strenge Winterkälte ausgesetzt waren, dieBelagernng aufgeben. % 
Allein die Baiern hielten 15 Wochen auf ihrer Stelle aus, 
und schlugen nun Angesichts der Oesterreicher, ungeachtet 
alles Widerstandes derselben, eine Brücke über den Inn, 
und verjagten die Vorposten aus ihren Verschanzungen, 
wollten daun die Feste ersteigen, wurden aber zurückgeschlagen. 
H. Otto, als er sah, daß es unmöglich sei, die Burg zu 
bezwingen, ließ nun Bergknappen kommen, und das Schloß 
untergraben, so daß nun am 6. Jänner 1310 die Mauern 
der Feste einstürzten. Nun war kein Widerstand mehr denkbar; 
der tapfere Lamberg zündete Neuburg an, und machte mit 
seiner Mannschaft, die bis auf 60—50 Mann zusammenge¬ 
schmolzen war, einen wüthendem Ausfall, und kam über die 
steile Berghöhe bis an das Inngestade, um auf Schiffen, sich 
und seine Mannschaft und auch die Neuburger Familien in die 
gegenüber stehende Burg Wernstein zu retten, wo Paffauer 
Domherren als beauftragte Schiedsmänner sich aufhielten. 
Schon hatten die Neuburger in die Schiffe sich gerettet, 
und wollten eben vom Lande abstoßen, als sie von bairischen 
Kriegern eingeholt, und überfallen wurden, die mit Hitze 
herangerannt kamen, um sich an denjenigen zu rächen, von 
deren hartnäckigen Widerstande sie so vielen Widerwärtigkeiten 
preisgegeben waren. In diesem entsetzlichen Augenblicke 
wurden die Oesterreicher eines Kriegers zu Pferde gewahr, 
aus dessen Rüstung sie abnehmen konnten, daß es einer der 
bairischen Herzoge sei; sie streckten ihre Hände gegen ihn 
ans, und baten um ihr Leben. Es war H. Otto, der sich durch 
die dichten Haufen drängte, und den erhitzten Soldaten, deren 
einige schon die Schiffe ergriffen hatten, Ruhe und Schonung 
befahl) er betrachtete die ihrem Fürsten treuen Einwohner mit 
besonderem Wohlgefallen, und indem er sie frei und unbe¬ 
schädigt entließ, sagte er zu den Seinigen: „Tapfere Leute, 
.welche alle Schrecken einer langen Belagerung ausgestanden, 
„und dennoch ihrem Herrn treu geblieben sind, verdienen 
„Achtung; auch an meinen Feinden ehre ich die Tapferkeit.^) 
') Chronicon de Ducibus Bavariae Anonym. Lud. apud Ofele 
T. 1., p. 40. 
2) Westenrieders bairischer Alm an ich ; Büchners Geschichte von 
Baiern, V. Band, p. 241; Chron. de Ducibus, Bav. apud Oefele, 
T. 1., p. 40.
	        
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