Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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In Formbach wurden die Klostergebäude, sammt dem 
Bräuhause, Mayerhofe, Mühle, Gärten, Aeckeru, Wiesen 
und Waldungen im Gesammt-Complexe verkauft und von 
Franz Caspar von Pachmayr um 60000 fl. erstanden. 
Von diesem ging die Realität durch Heirath au den Frei¬ 
herrn Eduard von Andrian - Werburg, von diesem durch 
Kauf an den Grafen von Joner über; seit a. 1858 besitzt 
es der Banquier Scherzer aus Augsburg. 
Die Klostergebäude, keineswegs prachtvoll, doch solid 
und zweigädig aufgeführt, bildeten ein trapezförmiges Ganzes, 
das durch Mitteltrakte in 4, nicht gar große Hofräume ab¬ 
getheilt war. 
An der Nordseite erhebt sich die stattliche Stiftskirche mit 
den geschmackvollen Kuppelthürmen. 
Ueberhanpt ist die etwas abgeschiedene Lage dieses 
Klosters, von Bergen umsäumt, und von den zornigen 
österreichisches Cameralgut eingezogen, uttb a. 1826 verkauft. Die im 
Landgerichte Schärbiug bestnblichen formbächifchen Unterthanen unb 
Liegenschaften würben mit ber Staatsherrschaft Schärding vereiniget. 
Der Gewinn für den bair. Staat war daher nicht sonderlich 
groß. Der Klöster in Baiern mögen allerdings etwas zu viel gewesen 
sein (7 Stifter unb 66 Abteien) aber man hätte bcch die, im AuSlanbe 
gut begüterten erhalten sollen! 
Sie waren zur Zeit, wie sie aufgehoben wurden, in okononufcher, 
wie literarischer Hinsicht, wirklich gute und nützliche Institute. In den 
meisten besanben sich große, Jedermann zugängliche Bibliotheken, Pina¬ 
kotheken, Glyptotheken, Herbarien, physikalische Kabinette, Semmanen, 
in w-lchen junge Knaben unentgeltlich in den 'Rissen,'chaften unb Kün¬ 
sten besonders in der Musik nicht nur gut unterrichtet, sonbern auch 
ernährt wurden. Erst seit der Zeit, wo man ihnen die gelehrten Schulen 
anvertraute, hat man kennen gelernt, daß in den Abteien nicht blos 
fromme Faullenzer, wie man glaubte, sondern thätige, wissenschaftlich 
gebildete Schulmänner und Gelehrte, und zwar vorzüglich bei der Aka¬ 
demie der Wissenschaften angestellte, sich befanden, und baß durch bie-- 
selben nicht blos in einigen Städten des Landes, sondern nberatt und 
allenthalben Unterricht in Kenntnissen aller Art erworben werben könnte. 
, Die bair. Ration," sagt Westenrieder, „wurde |eit Jahrhunder¬ 
ten allein von ihrer Geistlichkeit erzogen und gebildet, «nd von bieser 
ber sie anszeichnenbe, eigenthümliche Charakter ihr eingeprägt; bieser 
Charakter ist der eines festen, biederen, uralt deutschen Gehaltes, und 
berechtiget zur Erwartung alles dessen, was ebet, gut und groß ist." 
.Der Baut ist seinen, Regenten mit ganzem Herzen ergeben, ist 
religiös und gottessürchtig, und, wenn seit einigen Jahren auch hier eine 
Sitte„:°sigkeit nie gesehener Art zum Vorscheine gekommen ist, so ist 
daran wollt nicht da« Dasein, sondern der Mangel geistlicher Lehrer 
S»uld. A. Büchners Geschichte von Baiern, X. Banb, p. 74, 76.
	        
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