Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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künstler" murmelte der Aufseher vor sich hin, „was ist denn 
ein Tonkünstler?" fragte er seinen Amtsgenossen; lakonisch 
antwortete ihm dieser: „Nun ja, ein Hafner." Herr Strauß 
konnte über diese Interpretation herzlich lachen, und amüsirte 
sich in Wien über diesen Vorfall köstlich. 
GS. 
Die dritte Wanderung ist wegen des hohen romantischen 
Reizes dieser Gegenden, die wir betreten, sowie des Reich¬ 
thums der historischen Erinnerungen, die sich hieran knüpfen, 
für den Natur- und Geschichtsfreund unstreitig die interes¬ 
santeste. Zu dem Ende schreiten wir, wenn wir nicht 
einer Wasserfahrt den Vorzug geben wollen, abermals über 
die Strombrücke, beugen aber rechts ab gegen die untere 
Hofmark Neuhaus, und einen angenehmen Fußweg ver¬ 
folgend gelangen wir, an der aus anschlichen Gehöften be¬ 
stehenden Ortschaft Nie der-Schärdin g vorbei, nach 
% Stunden nach dem so frappant gelegenen 
Formbach oder Fahrnbach. 
Hier am Schlnße des Jnnthales, wo der in einem weit¬ 
gedehnten und vielgearmten Bette daherwogende Strom 
plötzlich in ein schmales Rinnsal gebannt, wildtosend an den 
hier zahllos emporragenden Felsenriffen brandet, stand im 
9., 10. und 11. Jahrhunderte daö stattliche Schloß Form¬ 
bach, eigentlich Fahriubach (faruin-speculum cervorum) 
das seine Benennung wahrscheinlichst von dem etwas ober¬ 
halb in den Inn mündenden Fahren-Bach erhalten hatte; 
dieses Schloß war die Stammburg der mächtigen und reichen 
Grafen gleichen Namens, die sich später weiter rückwärts 
des Bergpasses auf steiler Höhe eine neue Burg erbauten, 
und sie Neoburgum, Neuburg, nannten, und dorthin 
ihren Wohnsitz verlegten. In der Nähe des Schlosses 
Formbach, ebenfalls hart am steilen Uferrande, stand eine 
Kirche „Maria am Sand" genannt, die wegen der 
vielen Gnadenwirkungen und Wunder, welche die vertrauens¬ 
vollen Gläubigen in ihren verschiedenen Nöthen und An¬ 
liegen erlangten, eine berühmte, von Andächtigen, selbst aus 
weiter Ferne, aus Böhmen und Ungarn, besuchte Wallfahrt war. 
In der Geschichte wurde bemerkt, daß die zwei Schwestern 
Himiltrndis und Tut«, nach dem frühzeitigem Hingange 
ihres Vaters, des Grafen Heßo von Formbach, von ihrem 
Großvater Tiemo I. Grafen von Neuburg in frommer Got-
	        
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