Volltext: Th. 2 [=B. Besondere historische Notizen über Schärding] (Theil 2 / 1860)

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Eben diese reichlich gehegte Viehzucht gab den damals 
zahlreichen Lederfabriken vollauf zu thun; daher waren da¬ 
mals in Schärding 6 Lederfabriken und 2 Weißgärbereien 
im blühenden Betriebe. 
Aber auch die Schafzucht war zur selben Zeit noch 
schwunghaft; der Wollertrag derselben deckte nicht nur 
den großen inländischen Bedarf der höheren und aller nie¬ 
deren Classen (denn von ungarischer, böhmischer oder ande¬ 
rer Wolle war damals keine Rede), sondern diente auch Tau¬ 
senden von hanseatischen Matrosen, wälschen Mönchen, aus¬ 
wärtigen Soldaten u. s. w. zur Kleidung; der bairische 
Loden und Flanell ging durch ganz Europa; sofort kam 
es, daß zu Schärding 8 Tuchmacher und Lodenwürcher, mit 
zahlreichen Hilfsarbeitern und 2 Tnchfcherrern vollauf be¬ 
schäftiget waren, und eine bemittelte Gilde bildeten. 
Einiges feines Niederländertuch ward mit bairischer Waare 
vergütet, und sür den feineren Bedarf verstand man auch selbst 
aus Lämmerwolle und Leinfaden die schönsten Zeuge zu weben. 
Christian Neuburger, bair. Hoskammer-Präsident unter 
H. Wilhelm Y., der manche, dem Lande nützliche Anstalten 
ins Leben rief, brachte in den Städten Burghausen, Schär¬ 
ding, Oetting, Ried, Pfarrkirchen und Eggenfelden den Woll-, 
Barchent- und Leinwand-Handel in Aufnahme.') 
Weil denn Hanf und Flachs damals in größerer Quan¬ 
tität gebaut wurde, sonach war denn auch die Leinwand-Er- 
zengnng in Baiern eine beträchtliche, über den Ortö- und 
Landesbedarf weit hinausgehende; die Leinwand-Mannfaktn- 
ren zn Schärding waren im Flore; die Lein- und Zeugwe¬ 
ber bildeten eine wohlhabende Zunft, hatten ein eigenes 
Haus (Nr. 72), worin die Mange untergebracht war, ihre 
Erzeugnisse wurden durch die hiesigen Großhändler Singer, 
Jebinger, Mayr, Schacky von Schönfeld re. größtenteils 
nach Venedig verfpeditirt. 
Eben diese Großhändler waren es, die entweder ans 
Salzburg oder aus Italien selbst. Sammt- und Seidenstoffe, 
Spitzen, Spezerei-Waareu, Südfrüchte re. nach Schärding 
führten. Diese Großhändler, als eigentliche Kauf- und Han¬ 
delsleute, bildeten zwar unter sich Vereine und Compagnien, 
waren aber nicht zünftig. — Dagegen die gemeinen Bürger 
und Handwerker theilten sich bereits im 13. und 14. Jahr¬ 
hunderte nach ihren verschiedenen Gewerben in Zünfte ab, 
') A. Büchners Geschichte von Baiern, VII. Band, p. 308.
	        
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