Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding] (Theil 1 / 1860)

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Furcht, Trauer, Elend und vielfältige andere Leiden 
verursachte." ') 
„Bei den Angesteckten zeigten sich Beulen, Flecken, Pe¬ 
techien. Arme, Fremde, welche von der Krankheit befallen 
waren, wurden in keine Stadt mehr eingelassen, in kein 
Hans mehr aufgenommen; von aller menschlichen Hilfe ent¬ 
blößt, mußten die Unglücklichen unter freiem Himmel, an 
den Zäunen ihre Seele aushauchen, und wurden dann an 
der Stelle, wo sie gestorben, auch in die Erde verscharrt." 
„Viele angesehene Leute begruben ihre Verwandten selbst, 
weil es an Todtengräbern mangelte, und wo sich solche 
fanden, begruben sie die Leichen mit solcher Sorglosigkeit, 
daß sie von Hunden wieder aufgescharrt wurden." 
„Das Ordinariat Passau verordnete Andachten, das 
Volk suchte durch den Empfang der heil. Sakramente, und 
durch Gelübde die Erbarmungeu Gottes zu erflehen. Auch die 
Stadt Schärding, wo die Pest stark eingerissen hatte, wurde 
ganz abgesperrt; täglich starben daselbst 7—8 Personen, im 
Verlaufe des Jahres mehrere 100 Personen." *) 
„In vielen Orten des Jnnkreises hörte der Gottesdienst 
ganz auf. Freilich war der Jnnkreis von den Schweden 
nie heimgesucht worden; doch die vielen, ewigen Durch¬ 
märsche der bairischen, wie der kaiserlichen Truppen, die 
nach Feindesart plünderten, Hauser anzündeten, und sonst 
Vieles verwüsteten, führten auch in diesen Gegenden Mangel 
') Schon in den Jahren 1645, 1647 und 1648 hatten sich die 
Krankheiten, Viehseuchen und auch der Hunger, die Gefährten des 
Krieges, eingestellt. „ * , rr ,f. 
2) Der damalige Prälat von Melchersberg Jakob Christian schreibt 
in einem Briefe Folgendes: „Freund! Die vielen Durchmärsche der Sol¬ 
daten ruiniren das Land so abscheulich, und machen es so menschenleer, 
daß mau weit und breit herum keine Glocke mehr läuten hört. Die 
Hungersnoth ist so groß, daß die Leute die stinkenden und marigten 
Sckasköpse, Gedärme und Eingeweide, welche die Sollten wegwerfen, 
sammeln und kochen. Dem Abdecker kaufen ste das Psuud Roßfleisch 
um 6 Pfennige, das Rindfleisch um 2 Kreuzer ab. Von gestunkenen 
Aesern Kleien, Baumrinden ic. müssen sich die armen Leute ernähren. 
Kein Wunder, daß mcbt allein die Viehseuche, wie auf allen meinen 
Gütern, sondern auch die Pest unter den Leuten graffirt. Zu Schardmg 
frißt sie alle Tage 7—8 Personen hinweg, und »och mehr zu Salz¬ 
burg und Braunau." Die Theuruug ist noch jetzt so groß, daß der 
Metzen Korn 10 bis 12 fl. kostet." In I. Weißbachers Geschichte 
von Oesterreich ob der (tos; B. Appels., Chronik von Reichersberg, 
p. 261.
	        
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