Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding] (Theil 1 / 1860)

dem Veteran Junius oder Julius Jovitanus, einem Krieger 
der zweiten italienischen Legion gewidmet. ') 
Der Stein des Kriegers enthält auch die Worte: „No- 
reiae sacrum“, aus denen, wie vorhin angezogen wurde, 
einige die Vermuthung schöpfen, daß in dieser Gegend, in der 
bojischen Niederung, jdas Noreia der Bojer gewesen sei.0) 
Za Schärding befand sich an einem Eckhause des Platzes 
der als Wahrzeichen bekannte „Paperl". Ohne Zweifel war 
er ein Römerdenkmal, ein symbolischer Leichenstein, der in 
erhabener Arbeit auf einer Seite ein gebücktes Männchen, dane¬ 
ben eilten Lorbeerstamm, auf der anderen Seite einen abge¬ 
stutzten Diptam (dictamnus albus) zeigte. Schade, daß er 
a. 1822 durch kleinlichen Eigensinn zernichtet wurde. 
An der Stelle des heutigen Schärding war zweifelsohne 
ein römischer Standort, dessen Name für uns verloren 
gegangen ist; Scardinga ist offenbar späteren Ursprunges. 
A. Büchner versetzt hiehet das Stanacum der Römer; 
dieses ist irrig; denn nach dem Jtinerarinm des Kaisers 
Antonmus betrug die Entfernung von Bojodurum nach 
Stanacum 20,000 Römerschritte, also beiläufig 4 deutsche Meilen, 
und die von Stanacum nach Joviacum 18,000 Schritte, bei¬ 
läufig 3% deutsche Meilen, während bekanntlich die Ent¬ 
fernung von der Innstadt nach Schärding nur 2 Meilen beträgt. 
Stanacum ist ohne weiteres an der Donau, zwischen 
Engelhartszell und Kasten, also bei dem Dörfchen Ronning 
zu suchen, und die vorhin angegebene Entfernung paßt genau 
auf den vorbezeichneten Ort. 
Andere suchen das Stanacum in der Gegend von Rei- 
chersberg am Inn; und wirklich finden sich eine */4 Stunde davon 
abwärts die Ruber« des ehemaligen Schlosses Stein mit hufeisen¬ 
förmiger Wall- und Graben-Umgürtnng; wegen der Namens¬ 
ähnlichkeit, und weil daselbst auch römische Alterthümer auf¬ 
gefunden wurden, halten sie es für das Stanacum der Römer. 
Nicht nur am Jnugestade, sondern auch landeinwärts 
hatten die Römer zahlreiche Wohnplätze; dies beurkunden 
') In den Kriegen zwischen den römischen Kaisern VeSpastan 
und Vitellins (69—70 Jahre nach Christus) waren am rechten Ufer 
des Inns die Ala Auriana , nebst 8 Cohorten, sammt den Noricorum 
iuventute, gebildet aus dem VolkSstamme der Breonen, unter der An- 
führug des Sextlius Felix, gegen die am linken Ufer stehenden Vitel- 
lianischen Truppen, aufgestellt. Tacit. Hist. 1. 5. 
2) Carl Siegert in dem vorhin bezeichneten Werke: „Grundla¬ 
gen" ic., p. 216 führt dagegen an, daß die Worte: »Noreiae sacrum«, 
die Widmung für die Göttin der Heimat im Noricum »Noreia« anzeigen. (?)
	        
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