Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding] (Theil 1 / 1860)

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Dieser wurde zu Raab, im Landgerichte Schärding, ge¬ 
boren, war zu Waizenkirchen in Oberösterreich durch 7 Jahre 
Pfarrhelfer oder Kaplan, und als solcher erlaubte er sich in 
seinen Vortragen auf der Kanzel Aeusserungen, die ihn als 
einen Anhänger Luthers verdächtig machten (a. 1525), und 
wurde deßhalb von seinem Pfarrer, dem Passaner Domherr» 
Berger, beim bischöfl. Gerichte zu Passau angeklagt, vorge¬ 
fordert, eingesperrt, doch nach 3 Tagen, da er sich eidlich 
verpflichtete, Luthers Grundsätze nicht wieder vorzutragen, 
auf seinen Posten entlassen. Weil er aber diesen Grund¬ 
sätzen nicht entsagen mochte, und mich. gewarnt vor Verfü¬ 
gungen, die gegen ihn in Ausführung kommen sollten, ergriff 
er die Flucht, und begab sich nach Wittenberg zum Dr. 
Luther, dessen Freundschaft er sich bald erwarb, und dadurch 
den Verdacht vermehrte.') Nachrichten über das nahe^ Le¬ 
bensende seines alten Vaters bewogen ihn, heimlich in seine 
Heimath zu reisen, hatte aber das Unglück, von dem Pfarrer 
zu Raab verratheu zu werden. 
Die Beamten des pafsauischen Bisthums-Admiuistrators 
ließen ihn verhaften, und ihn als Gefangenen in das Schloß 
Oberhaus setzen, wo er 10 Wochen im Gefängniß schmachten 
mußte. H. Ernst verlangte von der Universität Wien einen 
Doktor der Theologie zur Untersuchung; Dr. Albiu Gras- 
singer war bestimmt, kam aber nicht wegeu der Weite des 
Weges, und Kürze der Zeit. Ingolstadt schickte den damals 
so berühmten Gelehrten Dr. Johann Eck, der mit dem Ver¬ 
hafteten öftere Unterredungen hatte. 
Doch jeder Ueberzeugungsversuch war fruchtlos, so wie 
die Androhung der strengsten Bestrafung. Der Gefangene 
konnte durch kein Mittel bewogen werden, nicht einmal durch 
die angelegte Folter, feine häretischen Grundsätze, nämlich 
„die Lehre von der Freiheit, vom Sittengesetze, vom Un- 
, vermögen des Menschen zum Guten, von der Unnöthigkeit 
guter Werke" zu widerrufen. 
Sofort ward er bestimmt, vor die Gerichtsschranne ge¬ 
führt zu werden. (17. Juli 1527.) 
Während der Untersuchung hatten sich für den unglück¬ 
lichen Priester mehrere Fürsten uud Grafen, besonders der 
Markgraf Cafimor von Brandenburg, Churfürst Johann 
Fridrich von Sachsen, die Grafen von Schannbnrg, Schwar- 
') Martin Luther erwähnte in manchen seiner Schriften diese» 
Leonhard, und beschrieb auch sein Leiden und Sterben mit vieler Wehmuth.
	        
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