Volltext: Gutau einst und jetzt

Somit muß sich schon damals eine Kirche hier befunden haben, 
und zwar ein Holzbau. Sie muß aber zu klein und baufällig 
gewesen sein, weil das Stift, wie der „General-Schematismus", 
Seite 58, mitzuteilen weiß, eine neue Kirche aus Stein baute, 
deren Presbyterium 1131 konsekriert wurde, während das 
dazugehörige Schiff unt 1148 geweihk wurde. Diese urkundlich 
beglaubigte Kirche muß, wie aus ihrer Entstehungszeit zn 
schließen ist, im romanischen oder Rundbogen-Stile auf¬ 
geführt gewesen sein. Von ihr ist keine Spur mehr zu ent¬ 
decken, sondern sie hat im Jahre 1300 schon wieder einem 
Neubaue im entwickelten, gotischen Stile weichen müssen. 
Betrachten wir nun, wie die einzelnen Bauteile dieser Kirche, 
also unserer jetzigen Kirche, entstanden sind. 
Von diesem Gesichtspunkte aus müssen wir wohl mit 
der Loretto-Kapelle beginnen. Sie ist ein länglicher, früh¬ 
gotischer Bau mit einem kellerartigen Raume unterhalb, 
welcher ganz mit Totengebeinen angefüllt ist. Sie dokumentiert 
sich so als eine Gottes-Acker- oder Totenkapelle, als ein so¬ 
genannter Karner. Solche pflegte man in alter Zeit, wo doch 
die Friedhöfe nm die Pfarrkirchen angelegt wurden, neben 
oder hinter diesen immer zu errichten. Diese Gottesacker- 
Kapellen stehen immer frei und selbständig neben der Kirche 
und wurden im oberen Raume zu Leichenfeierlichkeiten be¬ 
nützt, während in der Gruft die Totengebeine aufgeschichtet 
wurden. In der Aufklärungszeit sah man diese Nebenkirchlein 
als überflüssig an und sie wurden dem Verfalle preisgegeben. 
Die Toten-Kapelle von Gntau nun mag von diesem Schick¬ 
sale besonders dadurch bewahrt worden sein, daß sie mit der 
Kirche durch einen Torbogen verbunden ist und ihr Raum 
für Kirchensitze benötigt wird. Ursprünglich ist sie wohl frei 
im Friedhofe gestanden nnd der größte Teil der Südwand 
bis zur Westecke war durch eine Bretterhütte verdeckt, welche 
das Gerüste zur Tumba und die Gerätschaften des Toten¬ 
gräbers barg. Sie wurde im Jahre 1887 entfernt und dafür 
in der Südwestecke des Friedhofes, der die Kirche nach alter 
Art noch umgibt, eine Kammer zur Aufbewahrung der ge¬ 
nannten Gegenstände erbaut. Durch jenen unschönen, hölzernen 
Anbau war die Öffnung des Beingewölbes unter der Loretto- 
Kapelle den Blicken der Kirchkinder entzogen gewesen. Jetzt 
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