Volltext: Nr. 6 1933 (Nr. 6 1933)

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Nachrichten 
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befürforgt werden. In verschiedenen Jnlandsheimen und im 
Ferienheim Podgora in Dalmatien an der Adria verbrachten 
278 Kinder ihre Ferien. Sie kamen kräftig erholt wieder zu- 
rück. 
Diese weitgehende und so zweckmäßige Fürsorge erforderte 
einen Betrag von 27.165 8, der durch Zuwendung aus dem 
Kriegsopferfonds, Beiträgen der Krankenkassen und durch 
Sammlungen aufgebracht werden konnte. Allen denen, die zum 
Gelingen der Ferienaktion beigetragen haben, herzlichsten 
Dank." Auch für die Weihnachtsaushilfe wurde den Orts- 
(zruppen ein Betrag von rund 11.000 8 zugestellt, um wenig- 
tens den Allerbedürftigsten eine kleine Weihnachtsaushilfe 
bewilligen zu können. Leider muß festgestellt werden, daß die 
Äussichten für die kommende Zeit äußerst düstere sind. Die 
Einnahmen sinken ständig gegenüber stets steigenden Anfor- 
derungen. Diese Tatsache erfordert geschlossenes, einiges Zu- 
sammenstehen, eifrige Arbeit aller Funktionäre. 
Die Berichte wurden mit Befriedigung zur Kenntnis ge- 
nommen und der Antrag des Obmannes des Ueberwachungs- 
ausfchusses, Oberfinanzrat Dr. Refch, auf Entlastung des 
Vorstandes einstimmig angenommen. An die Berichte schloß 
sich die Debatte an, an der sich eine ganze Reihe der Delegierten 
aus den verschiedensten Ortsgruppen beteiligte. Anschließend 
daran berichtete der Obmann der Antragsprüfungskommis¬ 
sion über die eingebrachten Anträge, über die abgestimmt 
wurde. 
Nach dem Bericht der Mandatsprüfungskommission er- 
stattete Verbandsvorsitzender Kamerad W e i d i n g e r sein 
Referat über „Die Entwicklung der sozialen Gesetzgebung für 
die Kriegsopfer", für welches er stürmischen Beifall erntete. 
In strenger Sachlichkeit schilderte er die Entwicklung der 
sozialen Gesetzgebung, das Auf und Nieder bis in die jetzigen 
Tage und entrollte fo ein Bild einer unentwegten schwierigen 
Arbeit, die die Organisation durch ihre Geschlossenheit zu leisten 
imstande war. Er legte dem Verbandstag nachstehende Ent- 
Schließung vor, die einstimmige Annahme fand. 
Entschließung. 
Der heute tagende Verbandstag des Landesverbandes Ober- 
Ssterreich des Zentralverbandes der Landesorganisationen der 
Kriegsinvaliden und Kriegerhinterbliebenen Oesterreichs hat nach 
reiflicher Ueberlegung und eingehender Beratung einmütig festge- 
stellt:' 
Die wirtschaftliche und soziale Lage der Kriegsopfer in Oester- 
reich ist unerträglich geworden. 
Fortschreitende Verteuerung aller Gegenstände des täglichen Be¬ 
darfes bei unveränderten Rentensätzen haben zu weiterer furcht» 
barer Verelendung unter den Kriegsopfern geführt. 
Tausende Invalide und Hinterbliebene sind arbeitslos, zum 
größten Teil ohne Arbeitslosenunterstützung, und wenn sie welche 
beziehen, wird ihnen die Rente in Anrechnung gebracht. 
Infolge der Richtlinien des Bundesministeriums für soziale. 
Verwaltung und der Industriellen Bezirkskommission ist auch die 
Einstellung von Kriegsinvaliden nach dem Invaliden-Befchäfti- 
Sungsgesetze geradezu unmöglich, da die Unternehmer (es kommen 
ilr die Beschäftigung fast überhaupt nur mehr Baufirmen in Be° 
tracht) nur vom Arbeitsamte zugewiesene Arbeiter beschäftigen 
dürfen und Kriegsbeschädigte nicht zugewiesen werden. 
Es ergibt sich nun die Tatsache, daß die Arbeitsämter die 
Kriegsbeschädigten auf das Invaliden-Beschäftigungsgesetz ver- 
weisen, die Unternehmer aber bestrafen, wenn sie nach dem I.-B.-G. 
einen Kriegsbeschädigten in Beschäftigung nehmen und dadurch be- 
wirken, daß keine Kriegsinvaliden mehr vermittelt werden können. 
Dieser Meinungsstreit verrammelt trotz des Invaliden-Beschäf- 
tigungsgefetzes den Kriegsinvaliden den Weg zur Arbeit, dies um 
so mehr, als die meisten Invaliden auch nicht Bezieher von Ar- 
beitslosenunterstützung sind und daher nach den Richtlinien nicht 
vermittelt werden können. 
Durch die Einstellung der Rentenabfertigungen — selbst für die 
ohnehin so selten mögliche Uebernahme von Trafiken — ist auch 
die Gründung von Existenzen verhindert worden, weiter aber auch 
durch die Geroerbenovelle und die Sperre für die Neuerrichtung 
von Gewerben, die sär viele oft einzige Möglichkeit für die Grün- 
dung einer bescheidenen Existenz. 
Diese fortschreitende Verelendung stellt immer größere An- 
forderungen an die karitative Fürsorge, die immer unzureichender 
wird. Der Kriegsopferfonds ist am Ende seiner Leistungsfähigkeit 
angelangt, die öffentlichen Sammlungen haben ein im Verhältnis 
zu früheren Iahren kaum nennenswertes Ergebnis. Die außer- 
gesetzliche Fürsorge droht zu versiegen. 
Der Verbandstag erkennt voll und ganz die schwierige Finanz- 
läge des Bundes und der öffentlichen Körperschaften, die gegen¬ 
über stets sinkenden Einnahmen erhöhte Ausgaben für die Fürsorge, 
tragen sollen. 
Er ist sich dessen klar, daß derzeit eine neue Belastung 
nicht tragbar wäre, weshalb er die Vorschläge des gen- 
tralverbandes auf Ersparungen durch Reform der Verwaltung und 
des Verfahrens, betreffend die Durchführung des I.-E.-G., lebhaft 
begrüßt, zu seinen eigenen macht und kräftigst unterstützt. 
Er wendet sich gegen geplante Verschlechterungen der materiell- 
rechtlichen Bestimmungen des I.-E.-G. und fordert zur Erleich» 
terung der unerträglichen Not eine Notstandsanshilfe aus den zu 
erzielenden Ersparungen. 
Das Invaliden-Beschäftigungs-Gesetz erfordert eine strengere 
Handhabung und die Aufhebung der vielen Unternehmungen ge- 
währten, sicherlich zu weit gehenoen Begünstigungen, um die unge¬ 
heure Arbeitslosigkeit wenigstens etwas einzudämmen. Der Ver- 
oandstag verlangt Berücksichtigung der Kriegsinvaliden bei Bauten 
und Arbeiten aus öffentlicher Hand und Bevorzugung von Kriegs,, 
beschädigten bei Besetzung von öffentlichen Stellen bei gleichwertiger 
Vorbildung mit anderen nichtkriegsbeschädigten Bewerbern. 
Der Verbandstag fordert mehr Berücksichtigung der Kriegsopfer 
bei Vergebung von Tabaktrafiken und Schaffung von Ausnahme- 
bestimmungen für die Kriegsopfer, betreffend die Errichtung von 
Gewerben und Geschäften. 
Weiter fordert der Verbandstag von der Regierung, Vorsorge 
au treffen für die Aufrechterhaltung der außergesetzlichen Fürsorge, 
die gerade in der jetzigen Zeit notwendiger denn je ist. 
Bei voller Würdigung der bestehenden Schwierigkeiten ist der 
Verbandstag der Ueberzeugung, daß es der Regierung möglich 
wäre, die im bescheidensten Rahmen gehaltenen Forderungen des 
Zentralverbandes zu erfüllen. 
Der Verbandstag steht geschloffen hinter den Forderungen des 
Fentralverbandes und erklärt, für diese jederzeit und überall ein- 
zutreten, da er sie für recht und billig hält. 
Linz, am 14. Mai 1933. 
Die Wahl des Berbandsausschusses und Konstituierung des 
Berbandsvorstandes hatte folgendes Ergebnis: 
Vorsitzender: Weidinger Anton 
Vorsitzenderstellvertreter: Pürstinger Karl, Linz; Gattinger 
Wilhelm, Linz 
Kassier: Baumberger Karl, Linz 
Kassierstellvertreter: Müller-Milborn Fritz, Linz 
Schriftführer: Hofmann Rudolf, Steyr 
Schriftführerstellvertreter: Karigl Julie, Linz 
Beiräte: Oecker Leopold, Linz; Heim Michael, Kirchdorf 
Experten: Sternat Alarich, Braunau; Höplinger Hans, Bad 
Ischl; Rannert Therese, Linz. 
Ferner folgende Ausschußmitglieder: 
Kuhn Leo, Linz; Kloimstein Hans, Wels; Aichinger Ferdinand, 
Kohlgrube; Hutter Hans, Freistadt; Waldmann Maria, Has¬ 
lach; Oberegger Hans, Ried i. I.; Metzger Käthe, Steyr; Stel¬ 
zer Marie, Gmunden. 
In die Kontrolle: 
Oberfinanzrat Dr. Alfred Resch; Plany Franz, Linz; Leidl 
Friedrich, Steyr. 
Nachdem noch einige Anträge beschlossen und einige Red- 
ner sich zu „Allfälligem" zum Worte gemeldet hatten, schloß der 
Vorsitzende mit Dankesworten und der Aufforderung zu er¬ 
neuter Arbeit in schwieriger Zeit, die an jeden Einzelnen die 
größten Anforderungen stellt, die vom Geist echter Kamerad^ 
'chaft und stärkstem Kampfeswillen getragene Deelgiertenkon- 
'erenz der Kriegsopfer Oberösterreichs. 
Sie Entwicklung der sozialen Gesetz- 
gebung für die Kriegsovser. 
Referat des Kameraden Weidinger am Berbandstag. 
Werte Kameradinnen und Kameraden! 
Wir haben auf unseren Verbandstagen der vergangenen 
Jahre darüber gesprochen, wie die wirtschaftliche Lage dieses 
Staates ist und im Zusammenhang damit darüber, welche For- 
derungen die Kriegsinvaliden und Kriegerhinterbliebenen an 
den Staat und die Gesellschaft zu stellen haben. Leider müssen 
wir heute, am 15. Berbandstag, feststellen, daß alle unsere be» 
rechtigten Forderungen und Wünsche, die die Opfer des Krie»
	        
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