Volltext: Nr. 6 1932 (Nr. 6 1932)

Nr. 6 
Nachrichten 
Sene Z 
5. Antrag der Ortsgruppen Altmünster, Enns, Frankenmarkt 
und Gmunden: Der Verbandstag beschließe: Der Verbandsvorstand 
wird beauftragt, bei der J.-E.-K. dahin zu wirken, daß die An- 
fprüche auf Heilbehandlung, Krankengeld, ebenso eingebrachte Rs- 
kurse, beschleunigt erledigt werden. 
Der Antrag wurde angenommen. 
6. Antrag der Ortsgruppe Gmunden: Der Verbandstag be» 
schließe: Der Verbandsvorstand wird beauftragt, Einfluß zu neh¬ 
men, damit den Fürsorgeämtern bei den Bezirkshauptmannschaften 
größere Verläge für die Auszahlung von Krankengeldvorschüssen 
zur Verfügung gestellt werden. 
Der Antrag wurde angenommen. 
7. Antrag der Ortsgruppen Redl-gipf und Kleinmünchen: Der 
Verbandstag beschließe: Den Verbandsvorstand zu beauftragen, da- 
hin zu wirken, daß Ansprüche auf Herstellung von Prothesen und 
orthopädischen Behelfen sowie Reparaturen an solchen raschestens 
erledigt werden, daß weiter bei vorhandener Notwendigkeit eine 
dritte Prothese, ein dritter orthopädischer Behelf bewilligt wird. 
Prothesenträger sollen über Verlangen Halbschuhe erhalten. 
Der Antrag wurde angenommen. 
8. Antrag der Ortsgruppe Braunau: Der Verbandstag be- 
schließe: Der Verbandsvorstand wird beauftragt, dahin zu wirken, 
daß von den Kriegsbeschädigten bereits bezahlte Rechnungen für 
selbstbeschaffte Prothesen und orthopädische Behelfe von der J.-E.-K. 
sofort bezahlt werden. 
Der Antrag wurde angenommen. 
9. Antrag der Ortsgruppen Attnang, Enns, Gaspoltshofen, 
Wolfern und Leonstein: Der Verbandstag beschließe: Der Zentral- 
verband wird beauftragt, zu fordern, daß bei Aufnahme von An- 
gestellten und Arbeitern in öffentliche Dienste Kriegsbeschädigte in 
erster Linie berücksichtigt werden. Der beschleunigten Durchführung 
des I.-B.-G. ist ein besonderes Augenmerk zuzuwenden. 
Der Antrag wurde angenommen. 
10. Antrag der Ortsgruppen Gaspoltshofen, Redl-Zipf und 
Wolfern: Der Verbandstag beschließe: Der Zentralverband wird 
beauftragt, die Wiedereinführung der Trafik-Kündigungs- und -Be- 
setzungsverordnung zu fordern. 
Der Antrag wurde angenommen. 
Der Vorsitzende des Verbandes, 
Kamerad Weidinger, 
hielt ein tiefschöpfendes Referat über „Die Wirtschaftslage in 
Oesterreich und die Kriegsopfer", in welchem er die Zusammen- 
hänge zwischen Wirtschaft und sozialer Fürsorge eingehendste sinn¬ 
reich und überzeugend darstellte und lebhaften Beifall fand. Sein 
Referat klang aus in der Aufforderung zur Einigkeit und Zu- 
verficht. 
Das Referat bringen wir in der nächsten Nummer unserer 
„Nachrichten" im Wortlaut zum Abdruck. 
Folgende Resolution fand einstimmige Annahme: 
Resolution. 
Die Wirtschaftliche Lage Oesterreichs hat sich seit dem letzten 
Verbandstage erheblich verschlechtert. Die Folgen dieser Ver¬ 
schlechterung der Wirtschaftslage haben vor allem die breiten 
Massen des Volkes zu tragen: Sie bestehen in Arbeitslosigkeit, 
Elend, Hunger und Not. 
Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit hat Tausende ergriffen 
und zermürbt sie seelisch und körperlich. Die geistige und ma- 
terielle Not des Volkes ist der Boden für politische Verwirrun¬ 
gen, die zur Verschärfung der Wirtschaftskrise wesentlich bei- 
tragen. 
Die Opfer des Krieges gehören zu den Leidtragenden dieser 
verschärften Wirtschaftsnot und dieser politischen Verwirrungen. 
Sie fordern deshalb, daß endlich Schluß gemacht werde mit 
der die Wirtschaft schädigenden Politik und verlangen, daß in 
dieser Notzeit alle demokratisch gesinnten Menschen zusammen- 
stehen, um die Wirtschaft dieses Landes vor ihrem gänzlichen Ver- 
fall zu bewahren; sie verlangen eine Politik des Aufbaues und 
der friedlichen Auseinandersetzung und sind der Auffassung, daß 
nur eine solche Politik imstande ist, den hungernden und darben- 
den Menschen Arbeit und Brot zu geben. Sie ist auch die Vor- 
aussetzung für eine gerechte Sozialpolitik und damit einer men- 
schenwürdigen Versorgung der Kriegsopfer. 
Die Kriegsopfer halten eine Politik des Friedens nach innen 
für unbedingt notwendig als Garanten einer friedlichen Ent- 
Wicklung der Beziehungen der Völker und Staaten untereinander. 
Sie selbst kämpfen in der „Internationale der Kriegsopfer" für 
die Völkerversöhnung und -Verständigung. 
Der Verbandstag erklärt, daß er nach wie vor dafür eintreten 
wird, seinen Auffassungen zum Siege zu verhelfen. 
Der Verbandstag stellt fest, daß die Gesetzgebung für die 
Kriegsopfer seit geraumer Zeit völlig zum Stillstand gekommen 
ist, obwohl die Versorgung nicht hinreicht auch nur die Not des 
Tages zu bannen. In der Erkenntnis der finanziellen Notlage 
des Staates, sind sich die Opfer des Krieges bewußt, daß momen- 
tan eine durchgreifende Reform der Kriegsopferfürsorge-Gesetze 
nicht zu erreichen ist. 
Der Verbandstag als die höchste Instanz der organisierten 
Kriegsopfer bringt abev zum Ausdruck, daß er an den bekannten 
Forderungen des Zentralverbandes festhält und für die Durch» 
setzung dieser den Kampf weiterführen wird. 
Was aber ohne Belastung des Staatshaushaltes schon jetzt im 
Reformen notwendig ist, soll unversäumt in die Wege geleitet 
werden und die dadurch erzielten Ersparungen den Kriegsopfern 
zugute kommen. 
Im besonderen wendet sich der Verbandstag gegen die Bs- 
strebungen, die ehemaligen Hofärarischen Güter, die den Kriegs» 
geschädigtenfonds bilden und damit den Kriegsopfern gehören, zu 
entziehen. Der Kriegsgeschädigtenfonds ermöglicht eine .-»erhält- 
nismäßig Weitgehende charitative Fürsorge, weshalb die Kriegs- 
opfer mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel die er- 
wähnten Bestrebungen bekämpfen werden. 
Der Verbandstag erklärt in engster Solidarität mit dem Zen- 
tralverband und der Internationale der Kriegsopfer für die 
Durchsetzung der materiellen und ideellen Forderungen der Kriegs- 
opfer den Kampf zu führen. Er ruft die ganze Öffentlichkeit auf, 
die Kriegsopfer nicht zu vergessen und sie in ihren Bestrebungen 
zu unterstützen. 
Die Wahlen. 
Die Wahl in den Verbandsvorstand und Verbandsausschuß 
hatte folgendes Ergebnis: Vorsitzender: Landtagsabgeordneter 
W e i d i n g e r Anton. 1. Stellvertreter: Regierungsrat Troschl 
Franz, 2. Stellvertreter: Gattinger Wilhelm; Kassier: Karl 
B a u m b e r g e r, Stellvertreter: Müller-Milborn Fritz; Schrift¬ 
führer: Hoffmann Rudolf, Stellvertreter: Pürstinger Karl; 
Beiräte: Oecker Leopold, Karigl Julie; Experten: Höplinger Hans, 
Sternat Alarich, Oberst i. R., Rannert Therese, weiter die Alls- 
schußmitglieder: Heim Michael, Metzger Käthe, Oberegger Hans, 
Aichinger Ferdinand, illoimstein Hans, Hutter Hans, Seyr Hedwig 
und Stelzer Marie. In die Kontrolle wurden wieder gewählt: 
Finanzrat Dr. Resch Alfred, Leidl Fritz und Plany Franz. 
Zum letzten Punkt der umfangreichen Tagesordnung gelangten 
noch fünf Anträge zur Behandlung, und zwar: 
11. Antrag der Ortsgruppen Enns, Gaspoltshofen und Laa- 
kirchen: Der Verbandswg beschließe: Der Zentralverband wird be- 
auftragt, alles daran zu setzen, daß die Fahrtbegünstigung auf den 
Bundesbahnen auch den Kriegerswitwen und Hinterbliebenen er- 
teilt wird. 
Der Antrag wird angenommen. 
12. Antrag der Ortsgruppen Gaspoltshofen und Hausruckedt: 
Der Verbandstag beschließe: Der Zentralverband wird auf- 
gefordert, dahin zu wirken, daß alle bedürftigen Kriegsinvaliden 
und Kriegerwitwen mit Bekleidungssorten beteilt werden. Die 
Wartezeit von einer Beteilung zur anderen soll von drei auf zwei 
Jahre herabgesetzt werden. Nach viermonatigem Spitalaufenthalt 
soll jeder Invalide das Recht auf Beteilung mit einem Anzug er- 
wirken. 
Der Antrag wird dem Verbandsvorstande zugewiesen. 
13. Antrag der Ortsgruppe Enns: Der Verbandstag beschließe: 
Der Zentralverband wird beauftragt, bei einer Novellierung des 
Arbeitslosen-Versicherungs-Gesetzes dahin zu wirken, daß die Ren- 
ten von der Arbeitslosenunterstützung nicht in Abzug gebracht 
werden. 
Der Antrag wird angenommen. 
14. Antrag der Ortsgruppen Laakirchen und Sierning: Der 
Verbandstag beschließe: Der Zentralverband und Verbandsvorstand 
werden beauftragt, beim Bund und Land dahin zu wirken, daß 
die Kriegsbeschädigten, insbesondere die kleinen Gewerbetreiben- 
den, die ein nicht einkommensteuerpflichtiges Einkommen haben, 
auch von allen sonstigen Steuern und Abgaben befreit werden. 
Der Antrag wird dem Verbandsvorstande zugewiesen.
	        
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