Volltext: Nr. 6 1932 (Nr. 6 1932)

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Nr. 6 
Verwaltung, der Vereinfachung des Verfahrens, der Einführung 
von Dauerrenten, sollten nicht unbeträchtliche Ersparungen ge- 
macht und diese dann den Kriegsopfern zugewendet werden« 
Ein Teil dieser Forderungen konnte verwirklicht werden, doch hat 
der Finanzminister die ersparten Beträge inkameriert. Es gelte 
daher auch in Hinkunft mit aller Zähigkeit daran zu arbeiten, 
daß die Ersparungen den Kriegsopfern zugewendet werden. 
Der Zug der Ersparungsmaßnahmen machte sich auch bei der 
Durchführung des Invaliden-Entschädigungs-Gesetzes ganz be- 
deutend bemerkbar. Insbesondere die Heilbehandlung gab Anlaß 
zu Beschwerden, da die Ansprüche äußerst rigoros erledigt wurden, 
so daß die Kriegsinvaliden erst nach einigen Wochen od»r Mo¬ 
naten durch die Schiedskommission ihre Ansprüche auf Heilbe- 
Handlung oder Krankengeld durchsetzen konnten. Diese rigorose 
Handhabung des Gesetzes hatte zur Folge, daß der Heilung- 
suchende Kriegsbeschädigte mit der Behandlung aussetzen mußte, 
daß die Aerzte unwillig wurden, insbesondere dann, als sie und 
die Apotheker wegen der Verschreibung und Verabreichung von 
Medikamenten wiederholt bestraft wurden. Sollte nicht die ge° 
schliche Bestimmung über Heilbehandlung und Krankengeld voll- 
ständig zusammenbrechen, die Kriegsinvaliden dadurch furcht- 
baren Schaden erleiden, mußte Abhilfe geschaffen werden. Heber 
Verlangen des Verbandes kam eine Aussprache bei der Invaliden- 
Entschädigungs-Kommisfion mit den Vertretern des Ministeriums, 
der Invaliden-Entschädigungs-Kommission, der Gesundheitsab^ei- 
lung der Landesregierung und Vertretern der Organisation zu- 
stände, bei welcher alle diese Fragen aufgerollt und besprochen 
wurden, was zur Folge hatte, daß eine Reihe von unerträglichen 
Zuständen auch tatsächlich abgestellt wurden. 
Der Redner besprach eingehend alle die bestandenen und be- 
stehenden Schwierigkeiten und berichtete dann über die Durch- 
führung des Änvaliden-Beschästigungs-Gefetzes, welches mit 
31. Dezember abgelaufen wäre und über Forderung der Orga- 
nisation auf weitere zwei Jahre wieder verlängert wurde. Das 
Gesetz ist ein für die Kriegsopfer lebenswichtiges, das ganz be- 
sonders in der jetzigen furchtbaren Wirtschaftskrise wohltätig 
wirkt. Leider finden die Kriegsopfer nicht überall jene Unter- 
stützung, die notwendig wäre, dem Gesetz wirklich Geltuag zu 
verschaffen. Während in Linz die Jnvalidenfürsorge klaglos 
funktioniert, muß von den meisten Fürsorgestellen bei den Be- 
zirkshauptmannschasten das Gegenteil behauptet werden. Ent- 
weder haben die Referenten nicht das notwendige Verständnis 
für diese Frage oder sie werden mit anderen Arbeiten, die mit 
der Invalidenfürsorge gar nichts zu tun haben, derart belajt't, 
daß ihnen ihre eigentlichen Agenden nur als ganz nebensächlich 
erscheinen müssen. 
Die Zahl derer, die aus dem Produktionsprozeß ausgestoßen 
wird, steigt ununterbrochen. Es ist daher nur all zu begreiflich, 
daß die Nachfrage nach Trafiken ständig wächst, obwohl die Zahl 
der zu vergebenden Trafiken durch das Vererbungsrecht *tnd die 
Unmöglichkeit Trafiken zu kündigen, bedeutend sinkt. Trotz alledem 
gelang es im abgelaufenen Jahr 26 Trafiken an kriegsbevorzugte 
Bewerber zu vergeben, denen damit Existenzen gesichert wurden. 
Die Zahl der nach dem Invaliden-Beschäftigungs-Gesetz Ein- 
gestellten und der mit Trafiken Beteilten ist äußerst gering, die 
Zahl der Unversorgten, die Zahl derer, die nichts als ihre ge- 
ringe Rente haben und daher im bittersten Elende leben, unge- 
Heuer groß, weshalb alle Anstrengungen gemacht wurden, um 
auf charitativem Wege die Not zu lindern. Leider war es mcht 
möglich, in ausreichendem Maße die Notleidenden zu befürsor- 
gen, da die Mittel ständig geringer werden. 
Nach einem zähen Kampfe gelang es die Fahrpreisermäßigung 
für das Jahr 1932 wieder zu erreichen. Weiter gelang es 
auch denen die Fahrpreisermäßigung zu sichern, deren Rente zur 
Gänze abgefertigt ist, deren Rente, falls sie noch eine beziehen 
würden, nach § 29 des Invaliden-Entschädigungs-Gesetzes nicht 
um 100 Prozent gekürzt wäre. Die Bemühungen, die Fahrtbe- 
günstigung auch für die Invaliden unter 35 Prozent zu erreichen, 
ebenso für die Witwen, hatten keinen Erfolg. Die Versuche, bei 
den Privatbahnen und Autounternehmungen dieselben Fahrpreis- 
begünstigungen zu erreichen, waren vergebens, da alle diese Un- 
ternehmungen beinahe passiv arbeiten müssen. 
Auf allen Gebieten der Kriegsopferfürsorge hat der Verband 
erfolgreich gewirkt. Trotz dieser furchtbaren Krise trotz ungeheurer 
Arbeitslosigkeit, geht der Verband gestärkt aus dem Berichtsjahre 
hervor. 
Der Redner schildert dann eingehend die interne Organisa- 
tionsarbeit, beschäftigt sich mit dem Reichsbund der Kriegsopfer 
und schließt mit der Aufforderung, einig und geschlossen zusam¬ 
menzustehen, um auch in dieser schweren Zeit Erfolge zu erzielen 
und kommende Anschläge abzuwehren. 
Kamerad Negierungsrat Troschl 
erstattet einen ausführlichen Bericht über die Tätigkeit des Ver- 
bandes in der Schiedskommission, welchem zu entnehmen war, daß 
im Laufe des Berichtsjahres 1199 Mitglieder vor der Schieds- 
kommission vertreten wurden, während der Reichsbund der 
Kriegsopfer nur 149 Vertretungen hatte. Von den organisierten 
Mitgliedern gehörten 88.9 Prozent dem Landesverband der 
Kriegsinvaliden und nur 11.1 Prozent dem Reichsbund der 
Kriegsopfer an. Er besprach die Spruchpraxis des Verwaltungs- 
gerichtshofes, der Schiedskommission und betonte die Notwendtg- 
keit der Aussprache mit dem Vertreter der Schiedskommission vor 
der schiedskommissionellen Verhandlung. 
Ueber die charitative Füsorge berichtete das Vorstandsmitglied 
Kamerad Pürstinger. 
Nach diesem Berichte wurden durch den Fürsorgebeirat 3127 
Parteien mit einer Gesamtsumme von 3 70.169.— unterstützt und 
189 Parteien mit Darlehen im Gesamtbetrage von S 35.345.— 
beteilt. Aus dem Ausgleichstaxenfonds wurden Mittel für die 
Beschaffung von Bekleidungssorten zur Verfügung gestellt und 
304 Bedürftige mit Kleidern und Schuhen beteilt. Für die 
Weihnachtsaktion wurden an die Ortsgruppen S 11.162.— ver¬ 
teilt, außerdem 9 Waggon Brennholz und 233 Kinder wurden in 
Ferienheimen durch vier Wochen hindurch untergebracht, wo sie 
sich glänzend erholten. Diese weitgehende, aber bei weitem nicht 
ausreichende Fürsorge war nur durch das Zusammenfassen aller 
Kräfte ermöglicht. Dank gebührt allen jenen, die an dem Ge- 
lingen dieser Fürsorge mitgewirkt haben. Dank all denen, die 
durch Spenden zum Gelingen ein Wesentliches beigetragen haben. 
Anschließend erstattete der 
Kassier Baumberger 
den Kassebericht, dem ebenfalls die erfolgreiche Arbeit des Ver¬ 
bandsvorstandes zu entnehmen war. 
Für die Kontrolle berichtete 
Finanzrat Dr. R e s ch 
und stellte den Antrag auf Entlastung des Ausschusses, welcher 
Antrag einstimmige Annahme fand. 
An die Berichte knüpfte sich eine lebhafte Debatte, an der sich 
die Delegierten von Linz und auswärts zahlreich beteiligten. Nach 
Abschluß der Debatte berichtete der Obmann der Antragsprüfungs- 
kommission, 
Kamerad Gattinger, 
über die Beschlüsse der Kommission zu den eingelangten Anträgen. 
Folgende Anträge gelangten zur Behandlung und. zur Beschluß- 
fassung: 
1. Antrag der Ortsgruppe Gaspoltshofen: Der Verbandstag be- 
schließe: Der Verbandsvorstand wird beauftragt, die Geschäfts- 
führung der Ortsgruppen fallweise zu kontrollieren. 
Der Antrag wurde angenommen. 
2. Antrag der Ortsgruppe Gaspoltshofen: Der Verbandstag be- 
schließe: Die Ortsgruppen haben das Recht, zweimal jährlich einen 
Referenten auf Kosten des Landesverbandes anzufordern. 
Der Antrag wurde dem Verbandsvorstande zugewiesen. 
3. Antrag der Ortsgruppe Kremsmünster: Der Verbandstag be- 
schließe: Der Verbandsvorstand wird beauftragt, für die Zukunft 
den Verbandstag so einzuberufen, daß die ganze Tagesordnung an 
einem Tage abgewickelt werden kann. 
Der Antrag wird dem Verbandsvorstande zugewiesen. 
4. Antrag der Ortsgruppen Attnang, Wnninster, Erms, Fran- 
kenmarkt, Hausruckedt, Laakirchen, Gaspoltshofen, Redl-Zipf, 
Schwertberg, Sierning und Wolfern: 
Der Verbandstag beschließe: Der Zentralverband wird auf- 
gefordert, den Kampf um die XII. Novelle zum I.-E.-G. mit allem 
Nachdruck und mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu führen. 
Insbesondere ist zu fordern: 
Die Aufhebung des § 29 und der Ortsklassen II und III, Er« 
höhung der Rentensätze, erhöhte Rente für Witwen mit einem 
Kinde und nach Vollendung des 45. Lebensjahres, Eröffnung der 
Anmeldefrist, Erhöhung des Kranken- und Taggeldes, Zuerkennung 
des Sterbegeldes ohne Rücksicht auf 8 1 des I.-E.-G., Verhältnis- 
Mäßigkeit der Teilrenten, Heilbehandlung für Witwen, Aufhebung 
des § 19, Absatz 2, Beteilung der Prothefenträger mit Bekleidung«- 
sorten. 
Der erste Absatz wurde angenommen, der zweite dem Verbands- 
vorstände zugewiesen.
	        
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