Full text: Nr. 8 1931 (Nr. 8 1931)

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Redattton. Verivaltnng tuExpeditw«, Sinz, Promenade 11, Tel. Aut. 4103. Redaktionsschluß am 15. >ed«n Monaies 
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ZU Sil. KsngreA »er FntenmttsliElen 
«rbeitsgemewschaft 
der Verbände des Kriegsopfer u. KnegsSeilnetzmer. 
In den Tagen des 31. Juli bis 3. August 1931 werden 
die Vertreter der Kriegsinvalidenverbände, die der Ciamac 
angeschlossen sind, in Prag zusammentreten. Noch kein 
Kongreß der Ciamac sah sich vor so schwere Aufgaben ge> 
stellt, als dies in Prag der Fall fsin wird. Die politischen 
Verhältnisse haben sich leider verschlimmert und kommt 
das auch wirtschaftlich zum Ausdruck. Der Gedanke der 
Verständigungspolitik hat Schaden gelitten. Das soll un- 
umwunden ausgesprochen werden, weil wir die Auffassung 
haben, daß es dann leichter möglich fein wird, die Regie- 
renden wieder auf jene Linie der Politik zu bringen, die 
itt der Ciamac vorherrschend ist. Der Landesverband Ober- 
ösberreich, der seit dem Bestehen der Ciamac dieser ange- 
hört, hat den Bestrebungen derselben die größte Aufmerk- 
samkeit entgegengebracht. Seine Verbandstage haben in 
mehreren Entschließungen darauf Hingewiesen, daß die 
Kriegsopfer Oberösterreichs nicht nur mit dem Herzen, son- 
dern auch mit dem Verstände der Ciamae angehören und 
daß sie sich mit ganzer Kraft in den Dienst der Bestrebun ¬ 
gen der Ciamac stellen wollen. Die im Landesverbände 
Oberösterveich organisierten Kriegsopfer haben diese Ein- 
stellung der Ciamac gegenüber auch dadurch zum Aus- 
drucke gebracht, daß sie auf jedem ihrer Kongresse ver- 
treten waren. Auch der Prager Kongreß wird von Ober- 
Österreich beschickt werden. Wir wünschen, daß es dem 
VII. Kongreß der Ciamac gelingen möge, mit beizutragen 
an der Aufhellung des Gewölkes, daß den politischen 
Himmel bedeckt. Der Prager Kongreß wird beweise», daß 
die Ciamac trotz aller Versuche, den Gedanken des 
Friedens zu verdrängen, den Weg gehen wird, den sie 
bisher gegangen ist, den Weg der Aufklärung und der 
Verständigung, den Weg der dahin führt, daß der Mensch- 
heit der Friede gesichert und gewahrt bleibe. 
Neben dieser großen Aufgabe, die die Ciamac zu er- 
füllen bereit ist, hat der Prager Kongreß auch Stellung 
zu nehmen zu den Fragen der Wirtschaft, die die Opfer 
des Krieges in ihrem Dasein wesentlich berühren. Die un- 
geheure Wirtschaftskrise, sie hat insbesondere die Kriegs- 
opfer der Länder Mitteleuropas schwer geschädigt. Daß 
die Opfer des Krieges in den Reihen derer zu finden sind, 
die neuerlich ausersehen wurden, Opfer auf dem Altar des 
Baterlandes zu bringen, beweist uns nur, daß wir alles 
daran zu setzen haben, um auch in wirtschaftlicher Hinsicht 
zu anderen Methoden zu gelangen, als sie heute angewen- 
pet werden. Wir sind überzeugt davon, daß trotz des politi¬ 
schen und wirtschaftlichen Pessimismus, der die Welt be- 
herrscht, eine bessere Zeit kommen wird und kommen muß, 
aber nur dann, wenn alle Völker von jenem Geiste erfüllt 
fein werden, der innerhalb der Ciamac vorhanden ist. Der 
Präger Kongreß wird in seinen Beschlüssen der Ausgangs- 
punkt sein für eine neue, kraftvolle Agitation innerhalb 
der Kriegsopfer und weiter darüber hinaus für den Ge> 
danken der Verständigung, für die Sicherung des Fne> 
dens, für den Zusammenschluß Europas. Wir werden un- 
seren Teil dazu beitragen, daß dem Prager Kongreß ein 
voller Erfalg beschieden sei. 
Eine jede Zeit hat ihre besonderen Kennzeichen. Das 
Merkmal für die Zeit, in der wir jetzt leben, ist leider ein 
sehr trauriges. Es ist das Zeitalter der bittersten Rot, der 
nicht nur die große Masse der Einzelpersonen, sondern 
auch fast alle Gemeinwesen bis zu den Regierungen bei- 
nahe aller europäischen Kulturstaaten ausgesetzt sind. 
Allenthalben werden geradezu verzweifelte Versuche 
unternommen, diese Rot zu bannen und ew geordnetes 
Wirtschaftsleben wieder einzurichten. Eine Notverordnung 
jagt die andere, die Finanzmänner der Großstaaten halten 
unausgesetzt Konserenzen, und wir wissen nicht, ob wir 
nicht noch schlimmeren Zeiten entgegen gehen. Aber ein 
Losungs-wort schallt uns überall entgegen, es blickt uns aus 
jeder Spalte der Zeitung an und sein Widerhall erfüllt die 
Welt: 
„Spare n!" 
Auch wir Opfer des Krieges haben uns diesem Rufe 
angeschlossen. Wir haben verlangt und verlangen heute 
nachdrücklicher wie sonst, daß insbesondere dort gespart 
werde, wo es ohne Schädigung unserer Interessen möglich 
ist, nämlich in der Verwaltung und in der Durchführung 
des Invaliden-Entschädigungs-Gesetzes. 
Diese Ersparnisse sollen aber, weil sie schließlich am 
Leibe der Kriegsopfer gemacht werden, wieder nur diesen, 
und zwar in Form von gesetzlich festzulegender Aufbesse- 
vung der Rente zugute kommen. 
Die Richtigkeit und die Begründung unserer diesbe- 
züglichen Forderungen ist auch vom Bundesminister für 
soziale Verwaltung anerkannt worden, welcher in diesem 
Sinne den in der Mai-Rummer unserer „Nachrichten" ver- 
lautbarten Erlaß vom II.April 1931, Zahl 12.871, Ab- 
teilung 6 ausgegeben hat. 
Bedauerlicherweise ist aber von der gewünschten Aus- 
Wirkung dieses Erlasses nichts zu merken, denn es kommt 
immer noch vor, daß Kriegsbeschädigte, denen eine Rente 
unbefristet zuerkannt worden ist, ohne besonderen Grund 
wieder zur neuerlichen Begutachtung vorgeladen werden, 
die zumeist nur wieder die gleiche Einschätzung ergibt. 
Ein sprechendes Beispiel ist der Fall des Kriegsbeschä- 
digten Franz R., von Beruf Schneider, dessen linker Arm 
und linke Hand gelähmt sind. Er stand im Genüsse der Boll- 
rente, bis vor zirka eineinhalb Jahren ein begutachtender 
Sachverständiger gefunden hat, daß R. den gelähmten lin- 
ken Arm etwas nach seitwärts bewegen kann. Dies war 
der Anlaß, eine „wesentliche" Besserung festzustellen und 
die Minderung der Erwerbsfähigkeit auf 65—75 Prozent 
herabzusetzen.
	        
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