Volltext: Nr. 5 1927 (Nr. 5 1927)

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Nachrichten 
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maßende Kritik erlaubt sich ausgerechnet ein Mann, der mene Arbeit des im Jahr *925 gegründeten Arbeitslosen- 
das Gesetz, wie er in der von ihm herausgegebenen Bro- komitees wieder aufzunehmen und eventuell eine regere 
schüre selbst beweist, überl^upt nicht, versteht. Wäre er und erfolgreichere Tätigkeit zu entfalten, 
an Stelle unserer Kameraden in der Schiedskommission Die am 29. Oktober stattgefundene erste Versammlung 
als Beisitzer tätig, dann würden gewiß viele um ihre befaßte sich mit den Vorarbeiten für die Erfassung aller 
Rechte kommen. Wie mitfühlend der Abgeordnete Drexel arbeitslosen Kriegsinvaliden von Linz und Dank des Wir- 
ist, zeigt seine Behauptung, daß im Rainerspitale Invalide kens des vorbereitenden Ausschusses konnte bereits bei der 
sind, und zwar einige Dützens Leute, die nicht hinein- um 11. November 1926 stattgefundenen zweiten Versamm¬ 
gehören, und zwar nur deshalb nicht, weil sie Mitglieder wng eine Teilnahme von über 100 Kameraden und Ka- 
des Landesverbandes Wien und nicht der Berrat-Organi- meradinnen erzielt werden. Der gewählte Aktionsaus, 
sation Reichsbund sind. Er bringt also den Mut auf, die schuß mit dem Kam. Oecker als Obmann nahm seine Tä- 
Regierung geradezu aufzufordern, einige Dutzend Men- tiqkeit ohne Verzögerung auf und legte sich hiefür nach- 
schen, die schwer krank im Spital liegen, auf das Pflaster stehende Richtlinien zurecht: 
zu werfen, weil sie sich nicht seinem Gedankengang an- i. Es ist mit allen kompetenten Behörden Fühlung zu 
schließen. Das nennt er nicht Terror, sondern ein gott- nehmen, um eine restlose Erfüllung der Einstellungspflicht 
gefälliges Werk. Wir nennen es allerdings anders. Er durch die Betriebe zu erreichen. 
wendet sich schließlich an die Regierung, es möge i n 2. Soll bei der Invaliden-Entschädigungs-Kommission 
st r e n g e r Kontrolle darauf gesehen werden, darauf hingewirkt werden, daß ein Beamter ausschließlich 
daß wirklich in allen Ländern in gleicher Weise vorgegan- mit der Einstellungsangelegenheit betraut und der Ein¬ 
gen werde. Nachdem er den Vorgang bei den Invaliden- stellungsausfchuß einberufen wird, damit alle vorliegen- 
Entschädigungs-Kommissionen Graz und Wien, die etwas den Rekurse und Ansuchen um Pflichtzahlverminderuug 
menschlich urteilen, verdonnerte und erklärte, daß da erledigt werden und hernach mit der Einstellung begon- 
schwere Mißbräuche vorkommen, so ist seine Anregung nur „en werden kann. 
dahin aufzufassen, daß es auch bei diesen beiden Jnvali- 3. Ist die Anmeldung aller arbeitslosen Kriegsinva- 
den-Entschädigungs-Kommissionen so eingerichtet werden lioen und Kriegerswitwen vorzunehmen und eine Ab- 
müsse, daß sie mit der schlechtesten Invaliden-Entschädi- schrift dieses Verzeichnisses an die Inoaliden-Entfchüdi- 
gungs-Kommission, also mit der Invaliden-Entschädi- gungs-Kommission zwecks allfälliger Zuweisung von freien 
gungs-Kommifsion, die den Kriegsopfern die Rechte am Arbeitsstellen zu übermitteln. 
meisten aberkennt, auf einer Stufe stehen. Eine für einen 4. Alle arbeitslosen Kameraden sind aus die im Zuge 
Invalidenführer sehr merkwürdige Ansicht. Er spricht befindliche Bekleidungsaktion und Notstandsaushilfe für 
dann noch davon, daß die Schmarotzer der Invaliden-Ent- arbeitslose Kriegsinvalide aufmerksam zu inachen, damit 
schädigung, die wie im Kriege Tachenierer, Marodeure und sie rechtzeitig ihre Ansprüche anmelden. 
Schmarotzer die Situation für sich ausnützen und die nach 5. Sollen beim Land und der Gemeinde geeignete 
dem Kriege schwer beladen nach Hause gekommen sind, be- Schritte unternommen werden, um auch von diesen Stel- 
seitigt werden. Er bezeichnet die Kriegsopfer als Schma- len für die arbeitslosen Kriegsopfer matrielle Zuwendun- 
rotzer und stellt sie den Tachenierern, Marodeuren, die gen zu erhalten. 
doch während der heiligen Zeit der Monarchie geächtet g. Es sollen geeignete Schritte unternommen werden, 
waren, auf eine Stufe. Das müssen sich die Kriegsopfer um auch für die arbeitslosen Kriegsinvaliden und Krie- 
von diesem süßsauren Krebsenfänger merken. Er meinte, gerswitwen Freikarten für die Linzer Kinos sowie un- 
die Organisationen selbst müssen untereinander einig wer- entgeltliche lehrreiche Exkursionen zu ermöglichen, 
den, und alle diejenigen, die solche Tachenierer und Maro- 7. Bei all diesen Aktionen ist stets das Einvernehmen 
deure sind, hinausputzen. Merkwürdigerweise sammelt . mit dem Landesverband zu pflegen und ist diesem über die 
aber gerade der Reichsbund die Schmarotzer, die wegen Durchführung derselben Bericht zu erstatten, 
ihrer Schmarotzereien aus unserem Verbände ausgeschlos- g. Ist auch allen Kameraden der Provinz, soweit dies 
sen worden sind, mit besonderer Vorliebe. Wenn er wirk- gewünscht wird, in Arbeitslosen- und Einstellungsange- 
lich säubern will, so stehen wir ihm sehr gerne mit Rat iegenheiten an die Hand zu gehen und wo dies möalich 
unb Tat pr Verfügung. ist, sollen Aktionsausschüsse zur Wahrung der Interessen 
Wir begreifen, daß er als einzelner Abgeordneter nicht der arbeitslosen Kameraden und Kameradinnen ins Leben 
tun kann, was er will, daß er unter Fraktionszwang steht, gerufen werden. 
Wir würden es begreifen, wenn er gesagt hätte, daß das " Der Aktionsausschuß hat es sich zum Ziele gesetzt, diese 
Gesetz unzulänglich ist, daß es verbessert werden müsse, Richtlinien restlos zu erfüllen und hat nun in diesem Be- 
daß aber in diesem Jahre die erforderlichen Mittel nicht streben während der fünfmonatigen Tätigkeit ganz be- 
zur Verfügung stehen. Wenn er so gesprochen hätte, wäre deutende Erfolge erzielt. 
eine sachliche Aussprache möglich gewesen und niemand ^er Aktionsausschuß wurde bei den Behörden vorstel- 
wuvde ihm deswegen einen Borwurf machen. Daß er aber ^s ist diesen Interventionen zu danken, daß sich 
d,e Gelegenheit benutzte, um gegen die Fuhrer des gen- £ Jnvaliden-Entschädigungs-Kommission endlich mehr 
tralverbandes zu hetzen, für seme kranke Organisation ,m Einstellungsfraqe widmete, daß der Einstellungsaus- 
offenen HausePropaganda zu machen daß er mcht zurück- ^ nach zweieinhalbjähriger Pause wieder einmal ein- 
schreckte vor Verleumdungen, ist ein Vorgang der emzrg- ^fen wurde, welcher viele alte Ansuchen und Rekurse 
artig dasteht, der Nicht nur eme Geschmack- und Taktlosig- ber Betriebsinhaber erledigte und hiedurch zehn Betriebe 
fett, sondern auch eine große Portion Anstandslofigkeit ^ber Beschluß des Einstellungsausschusses zur Einstellung 
bedeutet. §• verpflichtet wurden. 
v «Der Invalilden-Entschädigungs-Kommission wurden 
I(Hl9I(itBtl(nu)t 120 Betriebe mit über 20 Arbeitern mitgeteilt, die bis- 
her von der Einstellungspflicht verschont blieben, welchen 
WL «ZMttMWWUMß QtoCit$l0](tt ÄfiCßS* demnächst die Pflichtzahl errechnen werden wird. Ein aus- 
ittDIlltOCtt DOtt führliches Verzeichnis der stellungsuchenden Kriegsinva- 
Ende Oktober vorigen Jahres stellten sich einige ax- treten sind, wurden der Invaliden-Entschädigungs-Kom- 
beitslose Kameraden unter Führung des Kam. Oecker die trten sind, wurden der Invaliden-Entschädigungs-Kom- 
Aufgabe, die seit dem Frühjahre 1926 ins Stocken gekom- Mission übermittelt.
	        
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