Full text: Nr. 3 1924 (Nr. 3 1924)

Nr. 3 
Nachrichten 
Seite 7 
„Nachrichten" enthalten. Diesem Bericht ist die umfang- 
reiche Tätigkeit des Sekretariats, die sich auf alle Gebiete 
des Organisationswesens erstreckte, zu entnehmen. Kamerad 
Hufnagl führie in seinem ausführlichen Bericht aus, daß 
die Rentenurgenzen, Rekurse, Klagen an das Invaliden- 
Entschädigungs-Gericht und Befürwortung verschiedener 
Angelegenheiten eine große Zeit in Anspruch nahmen. 
Fast nahezu 900 mal mußten Renten bei der J.-E.-K. ur- 
giert werden. Rekurse sind zirka 30(1 durch das Sekretariat 
gelausen. Nicht zu zählen sind die Urgenzen von Kranken- 
gelb, Beteilung mit orthopädischen Behelfen, neuerlichen 
Begutachtungen und Rentenabfertigungen. Ganz besonders 
hat der Referent darauf verwiesen, daß «i>ie Auszahlung 
des Krankengeldes durch die J.-E.-K. und Jnvalidenfür- 
sorgestellen sehr viel zu wünschen übrig lasse und die 
Kameraden oft monatelang warten müssen, bis sie endlich 
einmal in den Bezug des Krankengeldes treten. Noch ärger 
als die Krankengeldauszahlung ist die Beteilung Invalider 
mit orthopädischen BeHelsen. Biele Monate müssen die 
Prothesenträger zuwarten, bis sie endlich ihre Behelfe 
bekommen. Alle Urgenzen' sind nahezu fruchtlos, da die 
Prothesenwerkstätte erklärt, nicht mehr leisten zu können, 
weil die Arbeiter zu einem Großteil entlassen wurden. 
Zahlreich waren auch die Ansuchen um Abfertigung von 
Renten und sind 167 solche Gesuche durch das Sekretariat 
gelaufen. Der Referent warnte vor den Abfertigungen, 
wenn nicht tatsächlich durch eine solche eine vollkommen 
gesicherte Existenz gegründet werden kann. 
Fortsetzung folgt. 
Etwas von der InValLden-Gntschädiguttgs- 
KsWmisszsn Kwz. 
Auf Umwegen haben wir erfahren, daß die Invaliden- 
Entfchädigungs-Kommission Linz ihre Amtsräume nach 
Vorder- oder Hinterstoder verlegen will. Später haben wir 
erfahren, daß es nicht Vorder- oder Hinterstoder sein wird, 
wo künftig die J.-E.-K. amtieren soll, sondern daß die 
Amtsräume auf den Dachstein verlegt werden sollen, um 
den lästigen Zulauf der Invaliden etwas zu steuern und 
auch der Organisation das viele Vorsprechen abzugewöhnen. 
Auch soll es ein gutes Mittel sein, die Ausschüsse bei der 
J.-E.-K. so zusammenzustellen, wie es der Stacn braucht, 
nämlich ohne Vertreter der organisierten Jnvalidenfchaft. 
Wieder ein anderer meinte, daß dies alles Unsinn fei. 
Er habe aus sicherer Quelle — er sagte, es sei das 
Stubenmädchen eines Herrn Ministerialrates gewesen — 
erfahren, daß die J.-E.-K. Linz in ein schwimmendes Amt 
auf der Donau unigewandelt werden soll. Das schien schon 
mit Rücksicht auf die sichere Quelle etwas glaubwürdiger. 
Kanu doch die J.-E.-K. gleich abpfeifen und wegfahren, 
wenn so ein Invalider, der keinen Doktortitel führt, feine 
Rente oder orthopädischen Behelfe, Krankengeld usw. ur- 
gieren will. Für Menschen — nach einer alten Meinung 
beginnt der Mensch erst beim Hofrat — werden eigene 
Verbindungsboote zur Verfügung gestellt. Die Ausschüsse 
tagen ebenfalls während der Fahrt. Daher ist es von 
großer Wichtigkeit — so meinte der Invalide — daß in 
den Ansschüffen bei der J.-E.-K. nur mehr tüchtige Dauer- 
fchwimmer mit Doppelschraubenantrieb fungieren, da sonst 
die Vertreter stets zu spät zu den Verhandlungen kommen 
würden. 
Kurz und gut, das eine stand für uns fest, daß die 
J.-E.-K. den Ranzen schnüren und auf Wanderschaft gehen 
wird. Krokodilsträueu vergossen wir anläßlich der uns 
bevorstehenden schweren Scheidestunde. Und doch hegten 
wir immer Zweifel, ob es denn wirklich wahr sei, daß unsere 
liebe Freundin seit Jahren, mit der wir Freude und Leid 
redlich geteilt haben, auf einmal von uns nichts mehr 
wissen will, scheide« will von uns, ohne Abschied zu nehmen. 
Wir konnten es nicht fassen, daß die J.-E.-K. von ihrem 
alten Heime in der Wurmstraße scheiden wollte. Es ging 
uns tief zu Herzen. Da erinnerten wir uns, daß es jeden- 
falls ein Ueberfehen sein werde, daß man von uns nicht 
Abschied nahm, weil — wie wir ebenfalls wieder auf 
Umwegen erfahren haben — ein neuer Leiter in die 
J.-E.-K. eingezogen sein soll. Früher war es üblich, daß 
uns das mitgeteilt wurde; ja, die früheren verantwortlichen 
Leiter haben sich stets bei uns vorgestellt und in vielen 
Dingen usw. Stellungnahme gewünscht. Daß es jetzt nicht 
geschah, daß wir keine abschriftlichen Erlässe mehr erhalten, 
wenn eS auch vorgeschrieben ist, ist jedenfalls nur ein Versehen. 
Da klingelte das Telephon, wir glaubten schon die 
J.-E.-K. teilt uns ihre Uebersiedlung mit. Wie groß war 
aber unser Erstaunen, als wir mit der Jnvalidenfürsorge, 
Magistrat, sprachen. Ja, was ist denn da eigentlich los? 
Ist denn das Jnvalidenamt nicht mehr in der Steingaffe? 
Auch davou haben wir nichts gewußt. Sicherlich auch 
ein Versehen. Weil wir schon durch das Telephon auf- 
merksam wurden, wollten wir es versuchen und die J.-E.-K., 
die uns so gut bekannte Nummer 476 oder 718, anrufen. 
Alle Rufe waren vergeblich. 
Die J.-E.-K. war also richtig bereits ausgezogen, 
ohne uns etwas zu sagen. Wir fragten unsere Ortsgruppe 
in Hinterstoder, die Alpenvereinssektion in Hallstatt und 
die Donaudampfschifsahrt in Linz, ob ihnen von der J.-E.-K. 
etwas bekannt fei. Ueberall kam die Antwort: Nie ge- 
sehen, gänzlich unbekannt, steht in keinem Fremdenbuch ein- 
getragen usw. 
Die J.-E.-K. ift also spurlos verschwunden. 
Wir geben uns nur der Zuversicht hin, daß nach der 
Schneeschmelze sie wieder zum Vorschein kommen und wohl- 
behalten ihres Amtes walten wird. In Hinkunst wird sie uns 
vielleicht doch verständigen, wenn sie eine Reise tut. Wir 
sind zu besorgt. Unsere Mitgkieder warten ebenfalls mit 
Bangen, ob der Verbleib der J.-E.-K. jemals entdeckt wer« 
den kann. 
HerbandsangelegenWten. 
SpsKdenK«sweis. 
Dentschlandhilfe. Ortsgruppe Steinerkirchen bei Wels 
250.000 K. 
Kampfsondö. Sektion VI und VII 200.000 K. 
Für Kameraden Obcrmayer, Miiuzlirchen. Ortsgruppe 
Windhaag 76.000 K. 
Preßfonds. Kamerad Oettl, Vöcklabruck, 32.000 K; 
Pilbaner, Vöcklabruck, 1.000 K; Kamerad Holzleitner, 
Fornach, 6.000 K; Kamerad Streyc, Traun, 1.000 K; 
Hohenauer, Goifern, 1.000 K; Schmied, Vorchdorf, 1.000 K; 
Ortsgruppe Vöcklabruck 4.000 K.
	        
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