Full text: Nr. 3 1924 (Nr. 3 1924)

Erscheint monatlich 
einmal. 
Landesverbandes Oberösterreich des Zentralverbandes der Landesorganisationen 
der Kriegsinvaliden und Hinterbliebenen Öfterreichs in Linz a. D. 
Redaktion, Verwaltung und Expedition: Linz, Promenade Nr. 11. — Redaktionsschluß am 18. jeden Monats. 
Jahrgang 
Kriegsbeschädigten einige lokale Mißstände zur Sprache 
brachte. Nach Annahme einer Entschließung, in der die 
Festsetzung gleicher Teuerungszulagen bei allen Renten, 
serner Erhöhung der Witwen- und Waisenrente, sowie 
des Abfertigungsbeitrages und die Aeberlassung von 
Tabakverschleißen gefordert wurde, marschierten die In- 
validen in einem Demonstrationszug zur Burg, wo sich 
der Sitz der Landesregierung befindet. Hier wollte eine 
Abordnung der Kriegsinvaliden dem Landeshauptmann 
Dr. Nintelen die Entschließung überreichen. Als die In- 
validen jedoch die Zugänge zum Äofe der Burg von 
Polizei besetzt fanden, kam es zu stürmischen Szenen. 
Dadurch wurde das Pferd »ines berittenen Wachmannes 
scheu und stürmte in die Menge. Es kam zu panikartigen 
Szenen, in denen 5 Personen epileptische Anfälle erlitten. 
Da ein heftiger Orkan wehte, wurden auch mehrere 
Personen durch herabfallende Dachziegel verletzt. Der 
Landeshauptmann Dr. Rintelen empfing die Abordnung 
im Beisein des Landeshauptmann-Stellvertreters und des 
Bürgermeisters von Graz und versprach, die Forderungen 
der Invaliden zu unterstützen. Die Mitglieder der Ab¬ 
ordnung konnten die angesammelte Menge erst nach langer 
Zeit beruhigen und zum Auseinandergehen bewegen". 
Zeder Mensch, der näher in die Sache eingeweiht 
ist und Kenntnis hat von der schon länger als ein halbes 
Jahr andauernden Verschleppungstaktik der Negierung, 
wird uns zustimmen müssen, wenn wir endlich der Stim- 
mung der Kriegsopfer Rechnung tragen und der Meinung 
Ausdruck geben, daß, wenn friedliche Mittel nicht ge- 
nügen, dem Drängen der hungernden Invaliden und 
Witwen freier Lauf gelassen werden muß. 
Bis heute haben wir alle Mühe angewendet, um 
auf fchiedlich-friedlichem Wege ein Aebereinkommen mit 
der Regierung zu treffen. Wenn aber alles Vorsprechen 
nichts nützt, so sind die verantwortlichen Männer der 
Organisation nicht mehr in der Lage, den Groll der 
Kriegsopfer einzudämmen und so kommt es dazu, daß 
über die Köpfe der Vertrauensmänner hinweg, die In- 
validen und Witwen es versuchen, selbständig vorzugehen. 
Von diesem Gedankengang waren auch die Leute 
beherrscht, die sich am Dienstag den 5.Februar l. I. 
ohne Wissen der Organisation im Landhaus versammelten 
und nach Verlesung einer Resolution — in welcher vom 
Landesverband verlangt wird, endlich einmal mit der zu- 
wartenden Haltung und Vertröstung der Kriegsopfer zu 
brechen und mit allen Mitteln, die der Organisation zur 
Verfügung stehen, von der Regierung kategorisch zu ver- 
langen, die Forderungen der Kriegsopfer auf die Tages¬ 
Mitgliedsbeitrag 1924. 
Der Landesverbandstag hat den Beschluß der Be- 
zirksvertrauensmänner-Konferenz vom 1l. November 1923, 
den Mitgliedsbeitrag für das Jahr 1924 mit X 3.909 
pro Monat für Kriegsinvalide, Witwen und Ämter- 
bliebene festzusetzen, genehmigt. Gleichzeitig hat er der 
Aufteilung des Beitrages wie folgt zugestimmt: 
Landesverband K 2.599. Ortsgruppe K 599. 
Wir machen ausdrücklich aufmerksam, daß für 1924 
grüne Marken herausgegeben werden und nur diese 
Verwendung finden -dürfen. Es ist unstatthaft, rote 
Marken zu verwenden. 
Auch haben wir die Wahrnehmung gemacht, daß 
manche Ortsgruppen keine Marken benützen, sondern ein- 
fach die Ortsgruppenstampiglie aufdrücken und „Bezahlt" 
dazufchreiben. Dieser Vorgang ist unzulässig und können 
Mitglieder, die sich mit einem derartigen Mitgliedsbuch 
ausweisen, nicht berücksichtigt werden. 
Rente pro Mörz 1924. 
Die Rente pro März 1924 gelangt im gleichen 
Ausmaße wie im Monate Februar zur Anweisrntg. 
Die Erregung unter den Kriegsopfern. 
Es vergeht jetzt fast kein Tag, wo nicht in den 
Zeitungen von Invalidendemonstrationen zu lesen ist. 
Begreiflich! Die Not unter den Kriegsopfern wird immer 
größer und die Negierung sieht tatenlos zu, obwohl sie 
bereits im August des verflossenen Jahres aufgefordert 
wurde, Abhilfe zu schaffen. Es ist nun eine Selbstver- 
ständlichkeit, daß die Geduld der durch den Krieg so 
schwer betroffenen Menschen einmal ein Ende nimmt. 
So war Montag den 4. Februar l. I. in den 
Zeitungen von einer Invalidendemonstration zu lesen, die 
einen etwas stürmischen Verlauf genommen hat. Wir 
lassen den diesbezüglichen Zeitungsartikel in seinem Wort- 
laut folgen: 
„(Jnvalidendemonstration in Graz.) Gestern 
vormittags veranstalteten die Kriegsbeschädigten in Graz 
eine Massenversammlung, die einen sehr erregten Verlauf 
nahm. Schon während der Nede des ersten Referenten, 
der die Regierung heftig angegriffen hatte, weil sie den 
Kriegsopfern Versprechungen gemacht habe, die sie aber 
nicht einhielt, kam es zu stürmischen Szenen. Die Er- 
regung wuchs, als der Obmann des Verbandes der
	        
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