So hatte ihr denn ihr hervorragender Geist, ihre besondere
Klugheit eine Position geschaffen, die sie weit über alle ihre
Vorgängerinnen erhob. Sie nützte aber auch ihre Stellung
weidlich aus; es genügte ihrem maßlosen Ehrgeiz nicht, den
Hof, den König, das Land zu beherrschen, sie leilete den Staat
auch nach außen hin, allein es ist sicher, daß von den drei
Frauen, die damals die Geschicke Europas lenkten, die Favorilin
die persönlich anziehendste gewesen ist.
Gewiß steht sie höher als die allen Lastern frönende
Elisabeth von Rußland, die ein schamloses allen Auss chweifun⸗
gen ergebenes Leben führte. Maria Theresia, die dritte der
damals in Europa allmächtigen Gebieterinnen, hat ihren
Ministern aufgetragen, daß sie der Favoritin „die Cour zu
machen hätten“, und ihrem maßlosen Hochmut hai sie das Opfer
abgerungen, der Pompadour mit liebenswürdigen Worten durcy
den Fürsten Kaunitz kostbare Geschenke überreichen zu lassen.
Freilich war die Fürsprache der wahren Herrscherin von Frank—⸗
reich für die Politik der Kaiserin von der allergrößten Be⸗—
deutung; handelte es sich doch darum, den preußischen Empor⸗
lömmling“ Friedrich II. wieder in die ihm gebührenden
Schranken zurückzuweisen und die veichen schlesischen Länder,
—DDDDD—— habsburgischen
Hause wiederzugewinnen. Ein Erfolg war aber nur zu
erhoffen, wenn Frankreich, damals die erste Macht Europas,
sich entschloß, der tradiktionellen Feindschaft gegen das Haus
Oesterreich zu entsagen und mit der Kaiserin ein Waffenbündnis
gegen Preußen zu schließen: Frankreich war aber damals —
die Vompadour.
Mit Vorliebe wird der französische Königshof als der
verderbteste und Ludwig XV. als Thpus des lasterhaften
Monarchen bezeichnet. Das ist mehr als fonderbar, wenn man
sieht, wie es an den andern Höfen Europas herging? siin Ruß⸗
land, wo eine Dirne wie Elisabeth jede weibliche Würde ver—
leugnete; in Dänemark, wo der wahnwitzige Idiot Christian VII.
mit seinen männlichen und weiblichen Günstlingen ein scham⸗
loses Lotterleben führte, wo Juliane Marie, seine Stiefmutter,
den heranwachsenden Prinzen dem Laster zuführte; in Italien,
wo Ferdinand von Neapel in seinem berüchtigten San Leuccio
Orgien feierte; in Sachsen, wo August der Starke das vand mit
seinen Bastarden überschwemmte, kurz, wie an allen europäischen
Höfen die gleiche sittliche Verkommenheit herrschte. Gewiß, der
fünfzehnte Ludwig war kein Tugendheld, allein er war auch nicht
das Urbild eines lasterhaften Königs; er liebte die Frauen, die
nichts unversucht ließen, den schönsten Mann des Jahrhunderts
und den König des mächtigsten Staates zu gewinnen.
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