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ich fühlte es, ein wenig unges chickt auf ein andres Thema
über. Wester ging aber sehr freundlich darauf ein ...und
hald war ich wie unter seinem suggestiven Schlangenblick
drauf und drau, ihm meine ganzen Leiden des letzten Monats
mitzuteilen. Plötzlich aber ermannte ich mich und goß mit
einer lustigen Gebärde Wein ein. Doch fast unmutig schob er
das Glas beiseite, sah mich längere Zeit an und fragte: „Wie war
doch das letzte Gespräch, Comte, das wir begonnen hatten ?“ Ich
mußte eingestehen, daß ich sehr zerstreut war und es wirklich
nicht mehr wußte. Es wollte aber kein Gespräch mehr in
Gang kommen. Da begann er ein wenig zudringlich von
Genevieve, und ich, obwohl ich es geheimhalten wollte, sagte
ihm von meinem jungen Glück, wenn man so sagen kann. Aber
ich glaube, vom Glück ist in all dem nichts enthalten. Dies
sagte ich allerdings Wester nicht — er war aber wie elektrisiert,
seine angelsächsische Ruhe schwand ein wenig, und er neigte
sich weit über den Tisch, wie um ja kein Wort zu verlieren.
Dann sprang er auf und schüttelte mir etwas überschwenglich
Glück wünschend die Hand. Ich fand es übertrieben, denn so
sehr gut bin ich ja nicht mit Doktor Wester gewesen. „Ich
hatte recht, sehen Sie, was ich für eine Spürnase habe,“ froh⸗
lbockle er noch. Er war mir in diesem Augenblick mehr als
laͤstig. Glücklicherweise ging er bald — wenn er nur nie wieder
käme, aber dann höre ich von D'f ja auch nichts mehr,
oGoͤtt, warum alles so kommen mußte und kein anderes
Bindeglied zwischen uns besteht als dieser Eisblock von einem
Wester, bei dem man nie weiß, woran man ist.
Paris 18—.
20. April.
Genevieve fühlt meine Unruhe, sie fragt, ob ich Sorgen
habe. Was soll ich ihr sagen? Heute war ich wieder unter
D' Ms Jenster; wie ein Pennäler komme ich mir vor. Ein
Fenster stand offen. Wäre Wester nicht gerade aus dem Tor
gekommen, ich wäre sicher hinaufgegangen, aber gerade von ihm
wollte ich hier nicht angetroffen werden und sprang in eine
vorüberfahrende Autodroschke.
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Ich habe mich entschlossen, ihr alles zu schreiben, und habe
es auch ausgeführt. Das bheißt, eigentlich von dem Traum, habe
ich nichts erwähnt. Er erschien mir plötzlich zu läppisch als
Grund. Ich gab meinen vollständigen nervösen Niederbruch
als Grund für mein Benehmen an und bat sie innig, mir zu
bergeben. Ich wolle mein Leben lang ihr ergebener Freund
sein, ihr idealer, tief dankbarer Freund. Auch zeigte ich ihr