Volltext: Die gelbe Maske [310/311]

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und ihn wieder bei den Vorderbeinen packte. „Spiel, Nanina!“ 
hörten sie sie sagen. „Ich hab mein Tänzchen noch nicht be— 
endet.“ Wieder klang die Gitarre, und wieder drehte sich der 
komische Hund auf den Hinterbeinen. 
„Ich hatte gehört, daß er wieder gesund geworden ist, sie 
geheiratet hat und mit ihr, ihrer kleinen Schwester und dem 
Kinde, das er von seiner ersten Frau hat, fortgereist ist,“ sagte 
dArbino. „Aber ich hatte keine Ahnung, daß ihr Zufluchtsort 
so nahe von uns ist. Es ist noch zu früh, um sie in ihrem Glück 
zu stören, sonst hätte ich Lust gehabt, zu ihnen ans Land zu 
fahren.“ 
„Ich habe niemals das Ende dieser Geschichte mit der 
Gelben Maske gehört,“ sagte Finello; „es war auch ein 
Priester, glaub ich, in die Geschichte verwickelt, nicht ?“ 
„Ja, aber es scheint niemand genau zu wissen, was aus 
ihm geworden ist. Er wurde nach Rom berufen, und dann hat 
man nie mehr etwas von ihm gehört. Eine Wendung geht 
dahin, daß er zu irgendeiner mysteriösen Strafe von seinen 
kirchlichen Vorgesetzten verurteilt worden ist — eine zweite 
besagt, daß er sich freiwillig als Pfarrer für eine Kolonie von 
„Hoffnungslosen“ gemeldet hat, die in fernen Landen und 
unter Wilden in verderblichem Klima gegründet worden ist. 
Ich habe vor kurzem seinen Bruder, den Bildhauer, nach ihm 
gefragt, aber der hat nur den Kopf geschüttelt und nichts gesagt.“ 
„Und die Frau, die die Gelbe Maske getragen hatte ?“ 
„Auch die ist auf merkwürdige Art verschwunden und ver— 
schollen. In Pisa war sie gezwungen gewesen, alles zu ver— 
haufen, um ihre Schulden zu bezahlen. Irgendeine Freundin 
in einem Modewarengeschäft, die sie um Hilfe gebeten hatte, 
wollte nichts mit ihr zu tun haben und nichts von ihr wissen. 
So hat sie ohne einen Heller einsam und allein die Stadt 
verlassen.“ 
Waährend dieses Gespräches waren sie mih dem Boot an 
eine andere Landzunge des Ufers gekommen. Sie warfen noch 
einen letzten Blick in die kleine Bucht zurück. Leise klaugen die 
Töne der Gitarre zu ihnen herüber, aber jetzt hörten sie auch 
einzelne Klänge einer Frauenstimme: die Dame sang zur 
Gitarre. Zu ihren Füßen saßen das kleine Mädchen und der 
Hund; der Herr lag im Sande neben ihr, wie vorhin. 
Nach wenigen Augenblicken war das Boot um die Land— 
zunge herumgefahren und das Bild ihren Blicken ent— 
schwunden; die Klänge der Musik verloren sich leise in der Ferne. 
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