Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Hinsichtlich des religiösen Lebens machte sich, wie allerwärts, so auch zu 
©chärbtug, tvälhi'cttb bes 14. unb 15. Jahrhnnberts ein kräftige» Ausblühen unb 
eine Ausprägung besselben in lebenbigen unb kräftigen Formen bemerkbar. Hiesür 
zeugen ber Bau ber St. Georgen-Stabtkirche unb ber Kirche zu Allerheiligen, bie 
zahlreichen Spenben unb Beiträge „zu Putz unb Zier" berselben; hiesür zeugen 
bie vielen geistlichen Stiftungen zur Hebung unb Vermehrung ber Anbacht, zur 
Verherrlichung bes Gottesbieustes uub zu Seelgerätheu bie gestifteten Messen unb 
Benesizien; in gleicher Weise bie Stiftungen zu milbeu Zwecken für bie leibenbe 
unb bürftige Menschheit, wie bas Bürger-Spital zum heiligen Geist, bas Spital 
für Sonbersieche, bie beiben Brnberhänser, bas Lazareth; bie Tuch- unb Brot - Spenben, 
bie mit ben Jahrtagen verbnnbenen Almosen-Spenben. 
Mit betn Beginne bes 16. Jahrhnnberts hatte dieser anbächtige unb wohl¬ 
thätige Sinn seinen höchsten Aufschwung, aber auch seinen Abschluß erreicht; mit 
km Steigen bes Wohlstanbes zeigte sich allmählich ein Verfall ber guten Zucht 
unb ber Sitten, aber auch ber Religiösttät in Folge ber bnrch Luther verbreitete» 
Gruubsätze. Der Reformatious- ober vielmehr Abolitions-Geist pochte gewaltig 
auch an bie Thore von Schärbing. Der Laienkelch würbe eingeführt; bie Wiukel- 
präbikauteu trieben ihr Unwesen, unb machten ben Schärbingern ben katholischen 
©tauben verächtlich; bie Geistlichkeit selbst zeigte sich im Glauben unb in ber Zucht 
sehr zweibeutig; so wuchs bie Mißachtung unb bas Mistrauen gegen bie alte 
katholische Religion unb ihre Diener, wozu das Verbreiten unb Lesen „der verbotenen 
ketzerischen Buecher" das seiuige beitrug. 
Mit der Vornahme der vom Herzoge Albrecht V. angeordneten Visitationen, mit 
der Anstellung glaubenstreuer Priester, mit der Berufung der Kapuziner begann die 
Wendung zum Besseren, unb es erwachte wieber ein frisches warmes katholisches Leben, 
wie am Lande, so auch in der Stadt; hiesür gibt Zeugniß eben die Gründung 
unb ber Bau bes Kapuziner-Klosters, und ber St. Sebastianskirche, bie zahlreichen 
Zustiftungen uub Vermächtnisse zu frommen Zwecken, bas Wieberaufblüheu ber 
Bruderschaften, n. bgl. . =i 
Uebrigens waren bie Sitten ber Schärdinger nicht schlimmer als anderswo; 
ihrem Fürsten hingen sie mit warmer Liebe und Treue an, und waren ihm mit 
Leib und Blut zugethan, in freudigen, wie in bedrängten Lagen; darum auch die 
belobenden Zeugnisse und Bestätigungsbriefe, die sie vou ihnen erhielten; sie er¬ 
wiesen sich stets als fromme Biederleute; festes Gottvertrauen und Bürgersinn, 
d. i. Hingabe an Gott unb seinen Dienst, opsersreubiger Eifer für seine Ehre unb für 
bas Wohl bes Vaterlandes unb ber Mitmenschen nach ihrem besten Vermögen, 
bazu Freundlichkeit, Aufrichtigkeit unb Herzhaftigkeit, waren eine hervorleuchtete 
Seite ber Schärbinger. l) 
l) Einen theilweisen Beleg hiefnr liefern die zn verschiedenen Malen in den Tagen 
der Vaterlandsgefahr, den Fürsten wie dem Vaterland? geleisteten Vorschüsse und Anlehen. So 
rontribnirte die ständische Stadt Schärding mit nachstehenden Summen:
	        
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