Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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am sehr wohlfeil; ein Pfund Fleisch kostete 2-3 Kreuzer. Der Lohn der Dienst¬ 
boten war schmal: eine Magd mußte mit 1 Gulden jährlich zufrieden sein. 
Am 9. November 1775 um 7 Uhr Abends brach in Folge böswilliger 
Brandlegnng im Schlosse zu Schärding Feuer aus, das die ganze Nacht hindurch 
wüthete, und das Gebände zur vollen Ruine machte; da das Hauptgebäude nicht 
mehr hergestellt worden war, so führten die zernagenden (Stemmte schon nach 
wenigen Deeennien den Ein- und Zusammensturz der Hauptmauern an diesem ehe¬ 
mals so imposanten Bauwerke herbei und Schärding verlor hiedurch eine seiner 
Hauptzierden. Der jugendliche Uebelthäter — der Sohn eines Militär-Proviant- 
Bäckers — büßte seine That im Jahre 1776 auf dem in der sogenannten Kroaten-An, 
nach andern auf der Wieninger-An aufgerichteten Holzstoße durch den Feuertod. 
Im Jahre 1776 herrschte große Winterkälte durch 3 Wochen, und übertraf 
jene des Winters 1739—1740 noch um 1V, Grade. 
Gleichzeitig mit dem Churfürsten Max Josef hatte die Kaiserin Maria 
Theresia m Oesterreich durchgreifende Reformen und Verbesserungen in allen Zweigen 
der Staatsverwaltung vorgenommen, und daher ihrer Monarchie, welche sie sieg¬ 
reich gegen ihre Feinde behauptet hatte, neue Gestaltung und Kraft und herrlichen 
Flvi gegeben, »jm Jahre 1765 starb ihr Genial Franz Stephan; nun wurde ihr 
Sohn Josef Mitregent und zugleich deutscher Kaiser. 
Laut Ueberlieferungen erfahrener Greise wird jene Periode unter Max 
Joses und Maria Theresia vielfach gepriesen als eine Zeit der Ruhe, des Wohl¬ 
standes, des innigen Verhältnisses zwischen Volk und Fürsten, als eine Zeit, wo 
religiöser Sinn ohne Fanatismus und ohne Jndiffermtismns, sittlicher Ernst in 
hohen Kreisen, wie auch im häuslichen Leben des Bürgerstandes, wenig Luxus, aber 
vielfach noch große moralische Kraft und einfachere Sitten herrschten. Bei dein 
bayerischen Landvolke erschien wohl die Außenseite des Volkes etwas roh und derb, 
doch barg es ein gutes, empfängliches Gemüth, frei von jenem steifen, verknöcherten 
Wesen, das sich seit dem 30jährigen Kriege in Städten, und auf den adeligen 
Sitzen breit gemacht hatte. Mit den freieren Grundsätzen, welche einige Jahrzehnte 
vor der französischen Revolution um sich zu greifen anfingen, kamen allmählich 
lockere Sitten und größere Freizügigkeit in das Land. 
Churfürst Max Josef hatte keine Kinder; mit ihm verblühte die Lndwig'sche 
Linie des Wittelsbach'schen Hanses. Nach den Hausverträgen von Pavia sollten 
min sämmtliche Stammgüter und Länder an die in der' Rheinpfalz regierende 
Nndolfinische Linie übergehen. Deßhalb schloß Max Josef mit dem Churfürsten 
Karl Theodor von der Rheinpfalz im Jahre 1766 und 1771 einen Sneeessions- 
uiid Mitbesitz - Vertrag ab, zufolge dessen der Letztere als Nachfolger in der Re¬ 
gierung der churbayerischen Stammländer ernannt wurde. 
Im Dezember 1777 wurde Max Joses von der Blatterukrankheit ergriffen 
und starb auch daran am 30. Dezember in einem Alter von 51 Jahren und 
7 Monaten; noch nie ist um einen Fürsten herzlicher und mehr getrauert worden, 
M um den guten Max, an dem das Volk einen liebevollen Fürsten verlor, der alles
	        
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