Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Auch die Agrikultur uitb der Kunstfleiß sollte gehoben werden; doch die 
Versuche scheiterten au dem Widerwillen des Volkes; die Verordnungen hierüber 
griffen zu sehr in das Innere des Familienlebens ein, und verletzten die Freiheit 
des Staatsbürgers. 
Um die Staatseinnahmen zu mehren, wurden neue Einnahmsquellen ge¬ 
schaffen, als: die Hofanlage, Schutzgeld, Fleischaufschlag, Weinaufschlag, Siegel¬ 
papier, Kalenderstempel, verbessertes Lotto u. dgl. 
Wie dem Handel und der Industrie, wurde auch dem Schulunterrichte 
größere Aufmerksamkeit zugewendet, in welcher Hinsicht bislang, wegen der fort¬ 
währenden Kriege, wenig geschehen war; es erflosseu, sowohl für die hohen Schule», 
so auch für die Elementarschulen zweckmässige Verordnungen. 
Am 21. Oktober 1759 visitirte der Kardinal-Fürstbischof, Graf Joseph 
Dominicus von Lamberg die Kirche und Schule zu Schärding, und katechisirte iit 
der Pfarrkirche zur Verwunderung aller Anwesenden auf eine erbauliche Weise. 
An dem siebenjährigen Kriege, der zwischen Oesterreich und Preußen von 
1756—1763 geführt worden war, nahm Churfürst Max Josef nur den als Reichs¬ 
stand pflichtmässigeu Antheil. 
Von 1754—1760 lag zu Schärding das Knirassier-Regiment unter dem 
Feldmarschall Graf von Törring-Jettenbach, dann das Regiment der bayerischen 
Regenten unter dem Fürsten Hohenzollern, in Garnison; im Jahre 1767 garui- 
souirte daselbst das Fürst von Hohenzolleru'fche Dragoner-Regiment und im Jahre 1776 
das Dragoner-Regiment des General-Feldmarfchall-Lieutenants Grafen von der Wahl.r) 
Um 1770 hatte sich zu Schärding ein Verein, d. i. Juuggeselleu-Ver- 
sammluug, unter dem Titel und Schutz der unbefleckten Empfängnis Maria, mit 
eigenen Gilten unb Kapitalien coustituirt.2) 
Im Jahre 1770 hatten starke Fröste, anhalteube Kälte unb Regengüsse 
die Feldfrüchte zum Theile oder auch gänzlich vernichtet; fchon im Herbste des¬ 
selben Jahres wurde das Getreide sehr theuer; da die vvrhaubeueu Vorräthe iu's 
Auslaub verfuhrt worden waren, unb ber geringe Vorrath im Winter aufgezehrt 
war, so war balb nicht blos Theuruug sondern allenthalben Mangel da, und die 
Noth erreichte in ganz Bayern einen hohen Grad. In vielen Gegenden würben, 
ba bie hohen Getreibepreise für viele Familien unerschwinglich waren, nicht nur 
Wurzeln unb Baumrinden, Gras, unreifes Gemüse verzehrt, sondern selbst Aas 
ans beit Gräbern hervorgewühlt. Das Volk kam haufenweise nach München, uub 
schrie um Brod; als ber Churfürst beit Jammer uub bte Noth des Volkes erfahren 
hatte, ließ er sogleich 15.000 Schaffe! Getreide ans Italien kommen, unb unter 
Teilte bedrängten Unterthanen austheilen, und hiezu gab er zwei Millionen Gulden. 
Im Jahre 1771 kostete das Schaffet Weizen 40 Gulden, Korn 30 Gulden, 
Gerste 20 Guldeu, Hafer 20 Guldeu; übrigens war außer Brod und Getreide 
1) Notelbücher der Stadt Schärding von den Jahren 1754, 1767, 1776. 
2) Ebendaselbst vom Jahre 1770.
	        
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