Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Weil aber die österreichische Hauptmacht «ach Böhmen gezogen werden musste, so 
hatte sich eben dadurch die Sachlage der Oesterreicher in Bayern verschlimmert. 
General Bärenklau mußte mit 12.000 Mann München zum zweitenmale verlassen, 
und sich hinter den Inn zurückziehen; die österreichische Verwaltung hörte aus, denn 
das bayerische Heer, durch die Franzosen verstärkt, drang bis zum Inn vor. So 
war Bayern abermals von Feinden frei; nur die Festungen Ingolstadt, Braunau, 
Schärding und Passau hielten die Oesterreicher besetzt, in drohender Stellung bereit 
stehend, wieder vorzurücken. Kaiser Karl VII. war auf die Nachricht von den Fort¬ 
schritten seines Heeres von Frankfurt nach München, zur Freude seines Volkes, aber 
krank, zurückgekehrt. (23. Oktober 1744.) 
Es wurde nun ein landesherrlicher Befehl im ganzen Lande verkündet: 
„Alles, was Waffen tragen kann", heißt es, „soll unter die Waffen treten, die 
Oesterreicher aus dem Lande treiben, und keinen mehr hereinlassen". Aber auch im 
Lande ob der Ens machte man energische Gegenanstalten; zum Schutze des Landes, 
und zur Verstärkung des General Bärenklau, der im Jnnviertel die Winterquartiere 
bezogen hatte, eilte Graf von Bathyani ans Böhmen herbei. Dieser beschloß, von 
Paffau, längs des Inns, bis nach Tirol, einen Cordon zu ziehen, und diesen durch 
fortlaufende Linien und Schanzen nach Art der alten Landwehre zu sichern, unb sie 
mit 6000 Mann vom Aufgebote zu besetze»; hiezu verlangte er 2500 Schanzarbeiter, 
200 Wägen unb bas nöthige Gelb, um bie Verhaue unb Schanzen schleunigst zu 
vollenbeu, unb zu dieser Schanzarbeit mußte alsogleich der Anfang gemacht, unb 
ungeachtet ber dagegen erhobenen Reklamationen ber oberösterreichischen Stänbe ber 
angefangene Ban vollenbet werben. Auch zu Schärbing würbe — vom Jänner bis 
März 1745 — eifrigst an ben Festungswerken gebaut, unb zu biesem Festungsbaue 
würben von acht zn acht Tagen ans betn Lanbgerichte Schärbing 100 Schanz¬ 
arbeiter, 4 Zimmerleute unb 6 vierspännige Wägen aufgeboten. 
Cornmanbant zu Schärbing war barnals ber Obrist-Lientenant von Frimb- 
wagner. Die Quartierlasten der vielfach exeessiven ungarischen Milizen, wie auch 
bie vielen, denselben zu leiftenben Vorspannen waren besonders für bie Schärdinger 
Landgerichtsunterthanen sehr drückend. 
Schon im Monate Jänner 1745 hatten die Oesterreichs wieder bie Offensive 
ergriffen, unb bebeuteube Fortschritte gemacht» als Kaiser Karl Albrecht am 20. Jänner 
an ben Folgen bes zurückgetretenen Podagras im 48. Jahre seines Alters starb, und 
so von den vielen Leiden und Drangsalen seines vielbewegten Lebens befreit wurde. 
Er war ein gutmüthiger Fürst, der eines besseren Schicksales würdig gewesen wäre, 
aber er war vielfach übel berathen, und dieses war die Ursache des vielfachen Unglückes, 
das ihn erst mit dem Tode verließ. 
Seinem Sohne und Nachfolger Maximilian Josef III. drohte das traurige 
Schicksal feines Vaters; die Oesterreicher rückten auf allen Seiten vorwärts; am 
20. März eröffnete Graf Bronn mit bein Bathyani'schen Corps ben Feldzug, unb ließ 
zu gleicher Zeit bie hinter Schärbing, Braunan unb Burghausen gelegenen Truppen 
nach Bayern vorrücken, unb es erneuerte sich ber alte Gräuel ber Verwüstung; die
	        
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