Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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in einiger Entfernung rückwärts aufgestellt war, zurückgeworfen. Der bayerische 
Feldmarschall erachtete es nun an der Zeit, den Rückzug nach Brannau anzutreten, 
von woher er vergebens die 800 Arbeiter nnd die Dragoner von Piosasqne er¬ 
wartet hatte. 
Eine Viertelstunde oberhalb Schärding ergießt sich die Rot in den Inn, 
und oberhalb des Ausflusses ist die Brücke, über welche der Weg nach Braunau 
führt. Als Törriug bei derselben ankam, fand er sie abgetragen. Der unermüdliche 
Menzel, der von Vilshofen mit richtigem Takt dorthin, wo er am nützlichsten sein 
konnte, geeilt war, hatte dieses Abtragen ganz in der Nähe der Bayern, ohne daß 
sie es bemerkten, vollführt. Die Bayern erwarteten von der Brannaner-Seite her 
wohl Hilfe, aber nichts weniger als einen Feind, und nur dadurch läßt sich die 
Vernachlässigung dieses wichtige» Punktes erklären. Die Brücke über die Rot mußte 
hergestellt werden; der Aufenthalt gab dem Bärenklau Zeit, den größten Theil 
seiner Truppen auf das linke Jnnufer zu bringen, und gegen die Rot vorzurücken. 
Die Brücke über die Rot war bald wieder hergestellt, und die Bayern hatten sie 
schon überschritten, als Bärenklau mit seiner gefammten Macht bei derselben erschien. 
Die Bayern empfingen ihn mit einer vollen Decharge, welche den Bärenklau nicht 
aufhielt, über bic Brücke ihnen nachzudringen. Während die Nachhut so gedrängt 
war, umschwärmten Menzel's Husaren bie Vorhut unb bic ganze marschireude Co- 
lonne. Verwirrung riß ein, ein panischer Schrecken ergriff die Mannschaft; die Reiter, 
von den Husaren übermannt, warfen die meisten bic Waffen weg, unb nahmen bie 
Flucht, bas Fußvolk stritt bis zur eiubrecheubeu Nacht; diese barg den größten 
Theil vor dem Schwerte der Husaren, und unter dem Schutze der Dunkelheit zogen 
sich die Flüchtenden gegen Braunau, Griesbach und andere Orte zurück. Nur 
200 Mauu gelaugten nach Braunau, 150 blieben auf dem Platze, 500 wurden 
gefangen, uud damit 10 Fahnen, 5 Kanonen, 1 Haubitze, 5 Munitionskarren, 
1000 Feuergewehre, Patrontaschen u. dgl. erobert; die Oesterreicher hatten nur 
19 Todte uud 77 Verwundete?) 
Diese Affaire war die erste Wasfenthat der Oesterreicher auf bayerischem 
Boden, deren Gelingen bald zu größeren Unternehmungen anfeuerte; die Oesterreicher 
zogen uuu längs der Königswiese gegen Brannau, welches am 3. Februar zur 
Uebergabe gezwungen wurde; schon ant 25. Jänner hatte Bärenklau Passau sammt 
der Festung Oberhaus ohne Schwertstreich in seine Gewalt bekommen, uud am 
24. Jänner war der in Linz eingeschlossene französische General Segur durch den 
Feldinarschall Grafen von Khevcnhüllcr zur Kapitulation gezwungen worden. 
Ebenso fielen nacheinander die festen Städte Vilshofen, Deggendorf, Landau, 
Dingolfiug, Burghausen, Landshut nnd selbst München in die Hände der Oester¬ 
reicher; bis Monat März war ganz Bayern bis an die Donau in Oesterreichs 
Gewalt. 
9 Bärenklau ließ diese Beute, auf Schlitten (500?) geladen, nach Wels abführen. 
Eine Kapelle zu Mittich verewigt das Andenken an das auf den Feldern um Mittich herum 
Vorgefallene Gefecht und das Andenken der gefallenen Bayern. 
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