Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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die vereinigte bayerisch-französische Armee zog nun von Schärding und Passau, 
theils über Saud, theils zu Wasser unter ber Führung des Churfürsten unb dcs 
französischen Marschalls, Belle-Jsle, nach Oberösterreich vor, unb bemächtigte sich 
dieses wehrlosen Laubes ohne Schwertstreichs) 
Zu Linz, das am 15. September genommen wurde, hatte sich der Chur¬ 
fürst ant 7. Oktober vou den oberösterreichischen Ständen als Erzherzog von Oester¬ 
reich huldigen lassen. Durch die Huldigungsfeierlichkeiten unb burch ben längeren 
Aufenthalt in Linz verlor jedoch Karl Albrecht die kostbare Zeit, und den Vortheil, 
Wien zu erobern; er war wohl in das Land unter der Ens vorgerückt; unterdessen 
aber hatte man die besten Anstalten zur Vertheidigung Wiens getroffen; es kamen 
jetzt frische Truppen aus Ungarn heran, um Wien zu decken, und so die Monarchie 
zu retten. Dieses bewog den Churfürsten zum Rückzüge über die Ens herauf, und 
nachdem er in Linz eine starke Besatzung unter dem General <Segur zurückgelassen 
hatte, rückte er nun nach Böhmen vor, nahm am 27. November die Hauptstadt 
Prag mit Sturm, und ließ sich dort am 19. Dezember 1741 zum Könige vou 
Böhmen krönen. 
Während des Vormarsches der vereinigten Bayern und Franzosen nach 
Unterösterreich hatten gleichzeitig wieder Rückmärsche verschiedener Trnppeuabtheil- 
nngen, welche zur Deckung der Gränzen Bayerns gegen Tirol bestimmt waren, 
durch Sigharting, Schärding und Reichersberg gegen Reicheuhall uud Traunstein 
Hin stattgefunden, die abermals bedeutende Quartiers- und Vorspannslasten verursachten. 
Weil Churfürst Karl Albrecht, dem die Königin Maria Theresia alle ihre 
vorderösterreichischen Länder in Schwaben angeboten hatte, vom Kriege nicht ab¬ 
stehen wollte, so begann nun der Zug der Oesterreicher unter der Anführung des 
Feldmarschalls, Grafen Ludwig von Khevenhüller von Unterösterreich gegen die Ens 
herauf. Dazu kamen noch Verstärkungen von Husaren, Kroaten, wilden Panduren 
— Rothmäntlern — Dalmatinern, Haiducken u. dgl. unter den Fahnen von 
Bärenklau und Menzel, so daß die Armee auf 30.000 Mann anwuchs. Minucci 
und ©egur, die Befehlshaber des 15.000 Mann starken Armeekorps, mußten nun 
der liebermacht weichen, sich nach Linz zurückziehen, und daselbst von einem Theile 
der österreichischen Armee sich einschließen lassen, während der andere Theil der 
österreichischen Heeresmacht sich im Jnnviertel ausbreitete, uud durch bisher unerhörte 
Mißhandlungen — sie schnitten den gefangenen Soldaten und Landleuten Nasen 
und Ohren ab — das Volk in Schrecken setzten; noch heutzutage steht der Name 
„Rothmäntler und deren Anführer Trenk" bei den Bayern und Jniiviertlern in 4 
etwas schaudererregender Erinnerung! 
i) Nach Abzug des churfürstlichen Lagers von Schärding wurde der Landfahne die 
Besatzung der Stadt übergeben, und es mußten nun die Landfähnler die Wachposten versehen. 
Am 22. September rückte die erste, am 24. die zweite Abtheilung der französischen Cavallerie, 
zusammen zwei Divisionen, in Schärding ein, hielten daselbst einen Rasttag und setzten ihren Marsch 
nach Peuerbach und Linz fort. Der Durchmarsch der französischen Truppen und die Fortschaffung ihrer 
Bagage brachten der Umgebung große Lasten; es mußten beträchtliche Vorspannen gestellt werden.
	        
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