Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

237 
reit,mgen zum Kriege, während ihre Feinde schon schlagfertig über ihre Stamm¬ 
länder herfielen. Doch fand sie ihre Rettung in der treuen Anhänglichkeit chm 
Völker, besonders der Ungarn, und in dem Bunde mit England. 
Schon im Monate Juni 1741 ließ Churbayern zur Ergänzung der -and- 
fahnen starke Werbungen vornehmen; alle ledigen Bursche und Bauerssöhue mußte» 
zur Musterung erscheinen. Die Getreideausfuhr wurde strengstens verboten; dre 
Stadt Schärding wurde ringsum befestiget, wozu die Unterthanen viele Bauhölzer 
zuführen mußten. Zu Schärding stand damals eine Abtheilung des Graf Tor- 
ring'schen Kuirassier-Regimentes. . 
Im Monate August rückte» 30.000 Mann Franzosen über den Rhein nach 
Bayern ein, um sich mit den Truppen des Churfürsten zu vereinigen. Dieser, leibst 
den Oberbefehl führend, war bereits vorwärts gerückt, und hatte vor Schärding ein 
Lager bezöge«, unter dem Vorwande, da einige Zeit zu kampiren, thatsächlich aber, 
«nt die Ankunft und die Vereinigung der Franzosen abzuwarten. Anfangs Sep¬ 
tember kamen die ersten französischen Reiter in Schärding an. Zur Unterbringung 
der Pferde wurden Baracken errichtet, wozu das Holz ans dem Ratenberger-Holze 
bei Schärding genommen wurde. Am 30. August war eine Lieferung von b 
Schaffe! Hafer, 40.000 Schaub Stroh und 30.000 Zentner Heu in das 2)togaztn 
zu Schärding ausgeschrieben. Aus dem Landgerichte Schärding mußten Kälber, 
Schafe und Lämmer zusammengekauft, und „in die Churfürstliche Hofknchl zu 
Schärding abgeliefert werden. Währenddem hatte fein Feldzeugmeister, Graf von 
Mimtcci, den Anfang zu den Feindseligkeiten gemacht, und, um einen festen Hatt- 
pmtft Mid bett freien Eingang nach Oesterreich zn gewinnen, versucht, Paslau zu 
nehmen, was auch mittels List und mit Beihilfe des bayerischen Salzbeamten zn 
St. Nicola, Johann Wolfgang von Pauer, gelang. Dieser, weil er oft von St. 
Nicola ans in die Stadt Passau kam, und daher den Passauern wohl bekannt 
war. mußte Über Schärding nach Passau reisen; schon am frühen Morgen des 31. ^ult 
kam er an das Thor der Innstadt, welches ihm unbedenklich geöffnet wurde, und 
fuhr nun ohne Aufenthalt durch die Stadt bis an das Bürgthor, wo auch der 
Thorkorporal keinen Anstand nahm, dem bekannten Reisenden das Thor zu offnen. 
Während der Salzbeamte unter dem Thore mit dem Wagen hielt, um für den 
Thorsperrer ein Trinkgeld hervorzusuchen, drang im selben Augenblicke das draußen 
bereits harrende churbayerische Detachement durch das geöffnete Thor ein, und besetzte 
es; bald folgte Infanterie, Reiterei und Artillerie mit Geschütz, welche die Haupt¬ 
plätze, die Wachposten, das Rathhaus, das bürgerliche Zeughaus und die Brücken 
besetzten. Denn der Besitz der Stadt Passau und des Schlosses Oberhaus war 
für die Kriegsoperation der bayerischen Truppen von besonderem Interesse; da eine 
freiwillige Uebergabe von Seite des Fürstbischofes nicht wohl zn erwarten war, so 
mußte man durch List sich in den Besitz der Stadt Passau setzen.x) 
So war nun der Weg nach Oesterreich zu Wasser und zu Lande osten, 
l) g. Schöller's Bischöfe von Passau, 1844. S. 142.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.