Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Im selben Jahre mußten sämmtliche Bäcker zu Schärding, weil sie 120 Säcke 
Weizen und Korn in die Stadt eingeführt hatten, ohne diese Einfuhr dem Maut¬ 
amte angesagt zu haben, eine Strafsumme von 1080 Gulden erlegen.v) 
Als im selben Jahre 1713 die verwitwete Kaiserin Eleonora Theresia 
durch Neuburg reiste, empfing die Bürgerschaft von Neuburg dieselbe mit Musik, zu 
welchem Zwecke aus Schärding die Pfeiffer und Trommelschläger herbeigeholt 
worden waren. r ^ t . _Y_ . 0 m 
In die Zeit vom Jahre 1720-1724 fällt der Bau der durch das Bom¬ 
bardement von 1703 schadhaft und baufällig gewordenen Stadtpfarrkirche dahier. 
Am Frohnleichnamstage (18. Juni) 1724 wurde die Stadt Schärdiug von 
einem großen Brandunglücke betroffen. Bei der feierlichen Prozession dieses Tages 
loa die Bürgergarde in Parade aus, und machte bei dem vierten Evangelium 
Front gegen das damals Jammerbauer'sche Haudlnngshans (hente No. 61), in 
dessen Dachboden ein ziemlicher Pulvervorrath aufbewahrt stand. Bei dem Abfeuern 
der üblichen Salve flog eine Patrone durch das offene Dachbodenfenster auf crncy 
der Pulverfässer, entzündete es, und es erfolgte nun eine gewaltige Explosion, die 
nicht nur das rückwärts, gegenüber stehende, churfürstliche Schloß, sondern auch die 
zunächst am Platze stehenden Häuser in vollen Brand setzte, so daß nebst einem 
Tbeile der Eichbüchelgasse die vom Hause Nn 65 bis zum Wasserthore hmab- 
reichende Häuserreihe, über dieses die im Burggraben befindlichen Gebäude sammt 
dem fürstlichen Mautamte, insgesammt also 32 Häuser der Stadt, eingeäschert 
wurden, ja selbst das jenseits des Stromes befindliche Schloß Neuhaus cm .Mut> 
der Flammen geworden war; zudem büßten drei Personen, die durch dm umftmz 
der Mauern verschüttet worden waren, hiebei ihr Leben ein.2) Das Lchlos; brannte 
vollends aus; nach dem Brande wurden nur mehr die für die Schloßpflege, für die 
Magazine, und für die Dienstboten nöthigen Räumlichkeiten wiederhergestellt. Die 
herrschaftlichen Wohnungen blieben unansgebaut, und so nagte der Zahn der Zer¬ 
störung an diesem so stattlichen Gebäude. Churfürst Max Emmanuel bewilligte 
ans seiner Kasse den betroffenen Abbrändlern eine Brandsteuer von 4000 Gulden 
zu verabfolgen, ^^^ruach ^ ^ Würft (am 26, Februar 1726) im 63. Lebens¬ 
jahre; er war seines leutseligen und herablassenden Wesens wegen bei seinen Unter¬ 
thanen sehr beliebt. 
1) Notelbuch der Stadt Schärding vom Jahre 1713. 
2) Aus einer handschriftlichen Aufzeichnung vom 20. Juni 1724 zu Schärding lcker 
die ansgebrocheue „erschröckliche Feuersbrunst"; laut der, in der f. b. Re.chsb.bl.othek ,n München 
geschriebenen Chronik der Stadt Schärding, S. 69, wäre durch das Zerspringen °«'°s losge¬ 
schosseneu Mörsers der furchtbare Brand ausgebrochen; das Feuer habe zwei ^age und zwei 
Nächte gedauert; die Pafsauer waren zu Hilfe gekommen. 
3) Notelbnch der Stadt Schärding vom Jahre 1724.
	        
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