Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

— 226 — 
der Bauernbursche zu Soldaten seien die Ursache des Aufstandes, den schon die 
Landschaft der kaiserlichen Administration prophezeit habe; denn das ganze Rent¬ 
amt Burghausen, die Gegend ober München gegen Tirol hin, die Landgerichte 
Griesbach, Dilshofen, Eggenfelden, Neumarkt seien im vollen Aufruhr. 
Deu 13. Dezember war die Stadt Kellheim von den bayerischen Bauern 
erobert worden, gerieth aber bald wieder in die Gewalt der Kaiserlichen, welche strenge 
Execntion an den gefangenen Bauern und Bürgern übten, und viele derselben erhenkten. 
So neigte sich das für Bayern so unheilvolle Jahr 1705 zu Ende, voll 
düsterer Ahnungen über die kommenden Ereignisse! Im Jahre 1705 hatte der 
Schäffel Weizen 6—7 Gulden, Roggeu 3 Gulden, Gerste 2 Gulden 30 Kreuzer, 
Hafer 3—2 Gulden 30 Kreuzer, das Pfund Eisen 5 Kreuzer gekostet. 
Den 2. Jänner 1706 wurden ledige Bursche zum Dienste der Bauern aus¬ 
gesucht, und nach Schärding gestellt; doch ein Großtheil derselben blieb ans. 
Am 4. Jänner erfolgte von der Landschaft in München ein Abmahnungs¬ 
schreiben an die in Waffen stehende Bauerschaft im Rentamte Burghause», daß sie 
von ihrem Vorhaben abstehen sollte; doch war dieselbe keineswegs geneigt, die Waffen 
so leichten Kaufes niederzulegen. 
Nachdem der Aufstand in der Münchener-Gegend bewältiget war, zog nun 
General-Major von Kriechbaum mit 2000 Mann, größtentheils Reiterei, über 
Eggenfelden und Pfarrkirchen in die Gegend von Vilshofen, um auch im Unter- 
lande des Aufstandes Meister zn werden. Die Bauern hatten sich nämlich in einer 
Stärke von 8000 Mann um Vilshofen gesammelt, und in Folge erlassener Auf¬ 
gebote waren von Braunau, Obernberg und Schärding Zuzüge au Mannschaft, 
Geschütze und Munition dahin abgegangen; denn es handelte sich darum, die Stadt 
Vilshofen, die vor Kurzem von den Kaiserlichen überfallen und genommen worden 
war, vor der Ankunft des anrückenden General von Kriechbaum, denselben wieder 
zu entreißen. Doch gelang dieses den Bauern nicht; ein heftiger Ausfall der 
Kaiserlichen aus Vilshofen jagte den Bauern nicht geringen Schrecken ein, und 
brachte sie zum Weichen; sie retirirten nach Aidenbachs, wo sie sich auf einer Höhe 
vor dem Markte mit ihrer ganzen Macht postirten, und dort die anrückenden kaiser¬ 
lichen Truppen erwarten wollten, um denselben eine Schlacht zu liefern. 
Indessen hatte der Pfleggerichtsschreiber von Pfarrkirchen, Johann Paul 
Wagner, das Lager der Bauern ausgekundschaftet, und von deren Stärke und Stel¬ 
lung dem General von Kriechbaum, der am 6. Jänner in Eggenfelden eingetroffen 
war, Bericht erstattet; der General wolle daher, ehe die vom Inn her bereits tut 
Marsche begriffenen Verstärkungszuzüge bei den Rebellen einträfen, nnverweilt gegen 
Aidenbach aufbrechen; er wolle ihn auf dem kürzesten Wege dahin geleiten. Nach¬ 
dem an den Obrift-Lieutenant Marschall zu Vilshofen die Weisung gesendet worden 
war, mit seinem Corps unverzüglich gegen Aidenbach zn ziehen, und die Bauern im 
Rücken anzugreifen, rückte General von Kriechbaum in Eilmärschen gegett Atdenbach 
i) Die eigentlich richtige Schreibung für den Ort Aidenbach ist: Attenbach. 
' 8 Anm. des Verfassers.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.