Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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halten, an welchem nothgedrnngen Baron von Baumgarten zu Ering, Graf von 
Aham, Landrichter zn Mauerkirchen, von Widtmann, Rentmeister, von Prielmayer, 
Kästner zu Burghausen, Baron von Leyden, Landrichter zu Schärding, Freiherr 
von Nothaft, sammt mehreren Pfarrern, Bürgern und dem Bürgermeister Dürn- 
hardt von Braunau Theil nehmen mußten, und auf diesem Congresse wurde be- 
schlosfeu, einige Regimenter zn Fuß, jedes zu 1000 Mann aufzurichten; der Adel 
und die Geistlichkeit sollten ein Dragoner-Regiment von 300 Pferden in der Weise 
stellen, daß auf je 10 Höfe ein vollständig ausgerüsteter Mann mit dem Pferde 
entfalle; um größere Ordnung und Einheit in das Landesvertheidigungswesen zu 
bringen, wurde die Leitung der Landesdefension der Regierung zu Burghausen als 
einer gesetzlichen Gewalt übertragen, und hiemit ein Ausschuß, welcher aus den 
obenbezeichneten Männern zusammengesetzt wurde, betraut; der Oberkriegscommissär 
Plinganser und der Oberfeldherr der Landesdefensionstruppen wurden ihres Com- 
mandos entledigt, und selbes dem Baron Ocsort übertragen. 
Auch zu Burghausen und Schärding wurden Congresse gehalten, wobei die 
Bauern eine unausstehliche Aufgeblasenheit an den Tag legten, und, weil ihre 
Unternehmungen ziemlich glückten, immer übermüthiger und thätiger wurden, daher 
auf die Stimme jener nicht hörten, die es gut meinten, und zum Frieden riethen. 
Währenddem hatten die Bauern von Tölz — oberhalb München — die 
zuerst ausgestanden, aber sich wieder hatten beruhigen lassen, auf's Neue rebellirt; 
sie zogen am 24. Dezember, einige Tausend Mann stark, vor die Hauptstadt 
München, und übergaben dem kaiserlichen Administrator, Grafen von Löwenstein, 
in einem Manifeste ihre Klagen und die Motive ihres Aufstandes, und verlangten 
die Uebergabe und die Räumung der Stadt München; weil man aber in diese For¬ 
derung nicht einging, so wurde in der heiligen Weihnacht München wirklich attaqnirt, 
ohne Widerstand die Jsarbrücke sammt dem Jsarthore erobert, und die Stadt beschossen. 
Aber schon rückte der kaiserliche General-Major, von Kriechbaum, mit seinem 
Corps gegen München heran, stieß am Morgen des Weihnachtstages auf die 
Bauern, und griff, während zu gleicher Zeit von der Stadt aus ein Ausfall unter¬ 
nommen wurde, sie mit aller Heftigkeit an, brachte sie zum Rückzüge und zur 
Flucht. Die Bauer« zogen nun in das nahe Sendling, wo ein neuer fürchterlicher 
Kamps gegen sie begann; fast alle blieben todt oder wurden gefangen; bei 3000 Mann 
nämlich wurden niedergehauen, viele verwundet, und hart mit ihnen verfahren, nur 
wenige fanden ihr Heil in der Flucht. Die Kaiserlichen eroberten von ihnen Fahnen, 
Geschütze und Munition. Auf diese entmutigende Nachricht gingen manche Schaaren 
anseinander, andere jedoch verharrten bei ihrem Vorhaben. 
Im Monate Dezember erließ der Bauern -Kongreß zu Burghausen ein 
wohleingerichtetes Manifest, worin auf eine eindringliche Weise, nur in wenigen 
Beispielen die wahrhaft unerhörten, unchristlichen Mißhandlungen, Torturen, Plackereien, 
unausgesetzten Gelderpressungen von Seite der kaiserlichen Soldaten, derGemeinen sowohl, 
als der Offiziere, die unerschwinglichen Steuern und Kriegsanlagen wiederholt ge¬ 
schildert werden. Eben diese verübten, unchristlichen Excesse, das gewaltsame Zwingen 
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