Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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erwiderten: es habe auch der Kaiser dem Bayerlande viel versprochen, aber wenig 
gehalten; sie bedauern nur, daß sie die Garnison nicht mehr anträfen, es sollte 
ihnen kein Mann entrinnen. Der kaiserliche Commandant Bittner nahm diesen Vor¬ 
fall sehr übel, verlangte 2000 Gulden Schaden-Ersatz, und hielt den Schiitzenhaupt¬ 
mann Ferdinand Leo Rainer vou ßcicfeubiuf) sammt der Eskorte uud den Vorspann*?- 
wägen als Repressalien in Passau zurück, woruach dann die Zurückerstattung des 
Geraubten versprochen wurde. Den 7. Dezember wurden die 5 Belagerungsgeschütze 
von Schärding nach Braunau zurückgefahren, wozu das Kloster Subeu 8, das Kloster 
Reichersberg 12 Pferde zum Transporte beistellen mußten. Den 8. Dezember wurde 
Christian Zwigler zum Commandanten von Schärding, deren Besatzung aus 400 
Mann Schützen bestand, bestellt; die übrige bewehrte Banerschaft wurde nach Braunan 
und Oeting abgeordnet, Spießler und Stangler aber nach Hause entlassen. 
Die Bauern, die sich jetzt schon freier fühlten, fingen nun an, sich allenthalben 
sehr übel zu betragen; besonders waren es die Rotthaler welche ihre Obrigkeiten 
plünderten, mißhandelten, verjagten und erklärten, daß sie nun die Herren seien. 
Unter'm 9. Dezember stellte das Oberkommando zu Schärding an das Kloster 
Reichersberg die Forderung, durch den eigens hiezu abgeordneten Mayer zu St. Florian, 
Niklas Jäger, binnen 24 Stunden 2000 Gulden gegen Schein zu übersenden, unter 
Androhung militärischer Execution, und als dasselbe mit seiner Unvermögenheit sich 
entschuldigte, so wurde zur Eintreibung dieser Kontribution eine Execnttonsmann- 
schslft von 60 Mann Schützen unter der Anführung des Lieutenants I. Jakob Miltner') 
nach Reichersberg abgesendet; kaum war diese Mannschaft abgezogen, als wieder 
am 18. Dezember vom Oberkriegscommisfariate zu Braunau an dasselbe Kloster der 
Auftrag erschien, an das Kriegszahlamt zu Braunau 3000 Gulden zu erlegen. 
Zn Burghausen zwangen die Bauern die in kaiserliche Pflicht genommene 
Regierung, als sie eben versammelt war, ihnen zu huldigen. 
Währenddem trieb sich jenseits des Inns, vornehmlich in den Gerichten 
Griesbach, Bilshofen, Pfarrkirchen, Eggenfelden ein „heilloses Räubergesindel" 
herum, zumeist solche Leute, welche sich entweder gar nicht zur Landesvertheidigung 
hatten gebrauchen lassen, oder aus ihren Compagnien ausgerissen sind; diese Rotten 
fielen über die Gerichts- und Amtleute her, vertrieben geistliche und weltliche 
Obrigkeit, plünderten derselben Habseligkeiten, Haus und Hof, mordeten und mafsa- 
fröten selbst unschuldige Personen auf grausame Weise. Das Oberkriegscommissariat 
erließ daher am 13. Dezember eine scharfe Verordnung, diesem Unwesen ernstlich 
zu steuern. Fürwahr unrühmliche Schattenseiten der bayerischen Landesdefension! 
Am 23. Dezember wurde zu Braunau ein Baue r n - C o n g r e ß2) abge- 
l) Christian Zwigler nennt diesen I. I. Millner in einer Zuschrift: „Den hochedel- 
gebohrnen Herrn Herrn, unter der Landtsdefension wohlbestellten Lenthenand", welcher übrigens 
ein Besenkrämerssohn von Schärding gewesen, und früher nach längerem Aufenthalte zu Reichers¬ 
berg von Gerichtswegen mit seiner Krämerkraxe aus der dortigen Hofmark weggeschafft worden 
war, vorhin aber. niemals in Kriegsdiensten gestanden ist. 
Bon den Bauern „Brunngreß" genannt.
	        
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