Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

- 223 - 
die Waffen zu ergreifen, und so ließen sie ihm keinen anderen Ausweg, als mittels 
Kapitulation den Ort den Bauern zu übergeben; noch am 4. Dezember begaben sich 
der Schützenhauptmann Rainer von Hackenbuch und Christian Zwigler in die Stadt, 
dagegen 1 kaiserlicher Lieutenant — Meriuger — sammt 1 Feldwebel und 1 Tambor 
in das Bauernlager als Geiseln sich hinausbegaben, und es wurde folgender Akkord 
abgeschlossen: die bei 400 Mann starke Garnison solle mit Ober- und Untergewehr, 
unter klingendein Spiele, die Kugel im Munde, und etwas Munition, sammt deren 
Bagage, Bedienten, Commissarien und andern, jedoch mit Zurücklassung der zu Schärding 
gestandenen Kanonen, Feldschlangen und Haubitzen, frei abziehen und nach Passau 
convoyrt werden;x) auch sollten sie 6 Monate laug gegen Bayern nicht bienen.2) 
Hierauf wurden 70 Schützen zur Besetzung der Stadt eingelassen. 
Am 6. Dezember um 9 Uhr Bouiittag zog die kaiserliche Garnison durch 
das Allerheiligenthor von Schärding aus, über Land nach Passau, und zwar in 
Begleitung von 80 Manu Schützen. Beim Abmarsch der Kaiserlichen sagten die 
Bauernoffiziere zn ihnen: Wer Lust habe, und ohnedem ein Landeskind sei, solle 
zu ihnen übergehen, und austreten, auf welches hin 40 Mauu und 1 Tambor über¬ 
gingen; der kaiserliche Commandant wollte zwar dagegen Einwendung machen, konnte 
aber nichts ausrichten. 
Hierauf zogen die Schützen und Bauern beim oberen Thor herein, und es 
wurden auch die sogenannten Stangler, welche nur Spieße, Gabeln, Kolben und 
Hellebarden zum Gewehre hatten, um mehr Aufsehen zu machen, hereingelassen, nnd 
postirten sich auf bem Stadtplatze; auch die vor der Stadt verwendeten 5 Belager¬ 
ungsgeschütze wurden aufgefahren. Durch das Brückenthor wurden die jenseits des Inns, 
in einer Stärke von einigen 1000 Mann gestandenen Taschnerbauern auch hereingelassen, 
die aber keineswegs zufrieden waren, daß den Kaiserlichen ein so guter Akkord be¬ 
williget worden sei; sie gingen geradewegs hinter der Mauer dem Wasserthore und 
ber Länbe zu, unb plünderten die auf dem Wasser zur Abfuhr bereitgehaltene 
Bagage der kaiserlichen Garnison. 
Sobald aber dieses in der Stadt bekannt worden war, liefen die diesseitigen 
Bauern und deren Offiziere zum Wasser, um die Plünderung zn verhindern, und 
kamen sogar mit Gewehren aneinander; es geschahen einige Schüsse, einige wurden 
verwundet, ber Hauptmann Harbtmann von Rainting vom Pferde herabgerissen und 
überprügelt, und mau hatte große Mühe, der weiteren Plünderungswuth zu steuern. 
Als der Tumult in Etwas gestillt war, bemühte man sich, das Geraubte wieder her¬ 
beizuschaffen, aber es hatten sich die meisten mit ihrer Beute schon auf und davon 
gemacht. Man hielt ihnen vor, daß es sehr übelstehe, die Bedingungen des getroffenen 
Akkords zu brechen; aber die Taschnerbauern kümmerten sich wenig darum uud 
*) Jos. Gaisberger's Abhandlung: der Krieg um die spanische Erbfolge, und der Auf¬ 
stand des bayerischen Volkes im Jahre 1705. Linz 1844. S. 66 n. 67. 
2) Nach A. Bnchner's Geschichte von Bayern IX. Bd., S. 138, sollen 50 Kanonen nnd 
500 Zentner Pulver den Landesvertheidigern in die Hände gefallen sein. (?)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.