Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Mauern über beit Kopf zusammenwerfen, so werden sie mich anjetzo nicht ans 
Schärding bekommen". 
Während der Belagerung von Braunau hatten auch die Bauern im Feld¬ 
lager zu St. Florian bei Schärding eine große Macht gesammelt. Den 
27. November wurde von der Bauerschaft vor Braunau der Fähnrich Wolf Hey- 
mann mit einigen Schützen in das Landgericht Schärding vorausgeschickt, um die 
dasige Bauerschaft aufzubieten, daß sie alle wohlbewehrt sich im Lager einsinden 
sollten, und wirklich erschien auf dieses Aufgebot eine Menge Bauern, die meisten 
aber nur mit Spießen und Stangen bewaffnet, und diesen mußte sich der Edelmann 
zu Hackenbuch, Ferdinand Leo von Rainer, als vorhin gewesener Schützenhanptmann, 
dann der Mayer zu Rainting, Johann Michael Hardtmann, ein chnrbayerischer 
Hauptmann beigesellen; von Schärding kam Christian Zwigler/) ein abge¬ 
dankter bayerischer Feldwebel, sonst aber ein schlauer, erfahrener Mann, der bei der 
Belagerung von Braunau die Landwehr befehligte, zu ihnen. 
Diese Generalität nahm das Hauptquartier zu St. Marienkirchen, und ließ 
von dort aus alsogleich bedeutende Lieferungen requirireu; das Kloster Subeu 
wurde aufgefordert, Proviant für 400 Mann auf 3 Tage in Bereitschaft zu halten, 
nnd alles vorhandene Gewehr an sie abzuliefern; das Kloster Reichersberg mußte 
6000 Portionen Brod, jede zu 3 Pfund, auf 3 Tage vorbereiten und nach Snben 
abliefern. Den 28. November rückten die um St. Marienkirchen herum größten- 
theils aus deu Pfarreien Taiskirchen, Uezeneich, Ort zusammengerotteten Bauern 
und Schützen sammt der Generalität nach St. Florian und Allerheiligen, 
pvstirten sich dort mit der Absicht, Schärding zn berennen, wohin von Passau aus, 
auf Schiffen einige Munition gebracht worden war, welche die Bauern wegkapern 
wollten, aber zu spät kamen. Auch aus dem Hauptquartiere „St. Florian bei 
der Pfarr" erging an die Klöster Snben und Reichersberg der gemessene Auftrag 
18.000 Portionen Brod, dann Fleisch, Wein, Bier, Brandwein, Hafer, Stuck- und 
Zugpferde unfehlbar in das Lager vor Schärding abzuschicken. Der Zuzug wurde 
immer größer. Nach der Einnahme von Braunau rückte ein Theil der Bauern 
diesseits des Inns in das Lager bei St. Florian, die vor Braunau gelegenen 
Taschnerbauern marschirten dagegen von Simbach nach Neuhaus und lagerten sich 
Schärding gegenüber; die beiderseitige Bauerschaft war wohl zahlreich au Mann¬ 
schaft, aber schlecht bewaffnet, auch ohne viel Courage, denn als Schiffrosse von 
den Weinhohenanen von Passau herauf über Brunnenthal leer gingen, und die 
Schiffleute alle weiße Kittel anhatten, sahen die Bauern solche für kaiserliche Reiter 
an, und es richteten sich viele im Lager von St. Florian zur Flucht. Doch warfen 
sie rundum vor Schärding Schanzen auf.2) Ein Sturm, den sie von der Nordseite 
!) Christian Zwigler (nach Pritz irrig Christoph) hatte die Tochter des auf dem 
Hanse Nr. 53 ansässigen Bierbrauers, Dionys Prncksberger, Barbara zur Frau, daher in Schärding 
versippt und verschwägert. 
2) Die Zahl der Belagerer, die Schärding am diesseitigen Jnnnfer eingeschlossen hielten, be¬ 
trug etwa 5000, die der bei Neuhaus gelagerten Taschnerbauern 4000, im ganzen also über 9000 Mann.
	        
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