Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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ant 18. November eine Coutributiou ans, wornach jeder Hof 1 Gulden Geld mit 
4 Laiben Brod entrichten sollte. 
Unterdessen war von Braunau ans eine starke Abtheilung in aller Stille 
siegelt Burghausen abgeschickt worden, der es auch gelang, beim Jesuitenthor in die 
Stadt einzudringen, und selbst das Schloß zn Überrumpeln; die 140 Mann starke 
kaiserliche Besatzung mußte sich ergeben und nach Laufen sich zurückziehen. Die 
Landesvertheidiger besetzten nun die Stadt Bnrghansen, und wählten für selbe 
einen ehemaligen Corpora! zum Commandanten; im Schlosse fanden sie zu ihrer 
Freude auch, was ihnen mangelte, nämlich Geschütz und Munition, welches sogleich 
vor Braunau gebracht, und zur Beschießung dieser Festung verwendet wurde. Oberst 
Meindl ließ die Festung von beiden Seiten des Inns mit glühenden Kugeln stark 
beschießen zur Bestürzung der dortigen Garnison und zu Jedermanns Verwunderung, 
woher deuu so schnell das Geschütz gekommen sein mochte, unb zweimal stürmen. 
Durch bicse Kanonade wurden bie Häuser ititb Mauern von Braunau sehr be- 
schäbigt, unb am 26. November 9 Uhr Abenbs, gerieth bie Stabt in Braub, unb 
weil bcr Inn abgesperrt war, überbieß wegen ber Fortbauer bes Geschützfeuers 
sich Niemaub blicken lassen durste, baher auch Nicinanb löschen konnte, wurden 
4 Häuser eingeäschert. Deßhalb, und weil Meindl zum brittenmale bie Stadt 
stürmen ließ, rebete nun bie Bürgerschaft mit bittenden unb drohenden Worten beut 
Comntanbautcit Graf von Tattcnbach zn, beit Platz zu übergeben, unb berfelbe er¬ 
klärte sich zur Ucbcrgabc an bie Bauern bereit; bcr Commandant von Tattcnbach 
wurde in bcr Festung gefangen zurückbehalten, bic 900 Mann starke Garnison 
streckte das Gewehr, mib bcr Obrist Meinbl zog mit ben Bauern ant 27. No¬ 
vember 1705 in bie Stabt. 
Mittlerweile war bcr kaiserliche Obrist Weudt auf bie Nachricht von beut 
Aufstäube ber Bauerschast am Jun mit 5000 Mann eilig von München gegen 
Wasserburg aufgebrochen, um bicse Stabt zu retten, unb bieses gelang ihm auch; 
er trieb bie Landesvertheidiger zurück, unb rückte über Ncuötiug gegen Braunan 
herab; allein hier war er zu spät gekommen; benn Braunau war bereits in Meinbl's 
Gewalt. Obrist Wenbt griff nun ben Meinbl, mit betn sich Plingauscr vereiniget 
hatte, in einer neben ber Stabt hinter einem Verhau vortrefflich genommenen 
Stellung an, wurde aber nach einem blutigen Gefechte zurückgeschlagen. 
Der Wiberstattb bes Obristcn Wcnbt reizte bie Bauern noch mehr. 
Der Kongreß zu Braunau schrieb auch unter anbertt au ben Reichscouveut 
zu Regensburg: bie Bauern feien immer zur Nachgiebigkeit unb zu einem fried¬ 
lichen Ausgleich geneigt gewesen, obwohl ber gegen sie ausgeschickte Obrist Wcnbt 
„mit feilten Truppen in einigen Gerichten gegen bie ausgestandene Bauerschast mit 
ber größten Furie tprannifirt, dieselbe als Rebellen tractirt und sie theilweise 
durch bett Scharfrichter mit Schwert unb Strang hat hinrichten lassen", sie aber 
an ben gefangene« kaiserlichen Offizieren sich hätten rächen können. Allein, nachbetn sie 
zwider alles besseres Berhoffen" hätten sehen müssen, wie die unter beut Befehle bes er- 
metbeten Obristen Wenbt ftehenben, vor ber Festung Burghaufen gelagerten Truppen, 
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