Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Um das Fest Allerheiligen hatte sich schon eine zahlreiche Bauerschaft bei 
Schärding eingefunden, und ein Feldlager zu „St. Florian bei der Pfarr" bezogen. 
Obwohl das Kloster Reichersberg 1200 Portionen abgeliefert hatte, so waren die 
Bauern hiemit nicht zufrieden und drohten, „hinsüro was anders vorzunehmen"; auch 
wurde dem Kloster für die Landesmiliz zu St. Florian eine Anlage abverlangt, und 
zwar für jeden unterthänigen Hof 1 Gnlden und 2 Klafter Holz. 
Die Bauern um Ried geboten ihren Nachbarn, unter Androhung von 
Leibesstrafe und Brandes ihrer Häuser, am 10. November bewaffnet zu Tnmels- 
heim und Aurolzmüuster zu erscheinen. Gegen Mitte November zog die ganze zur 
Landesvertheidigung ausgestandene Banerfchaft gegen Braunau; sie suchten sich 
dieser Festung, Me nur wenig demolirt worden war, zu bemächtigen, uni durch die 
Eroberung dieses Platzes und der Jnnbrücke einen Haltpunkt zu gewinnen, um mit 
größerer Sicherheit angriffs- und Vertheidigungsweise operiren zu können, zugleich 
um die Verbindung zwischen Bayern und Wien zu durchschneiden. Das Haupt¬ 
quartier war zu Simbach, die übrige Mannschaft lag zu Raushofen, St. Peter, 
Haselbach 2C. und zählte diesseits über 15.000 Mann, viele zwar bewehrt, aber 
die meisten mit Spießen, Stangen, Sensen und anderen schlechten Gewehren versehen. 
Die Bauern des jenseitigen Ufers rückten zu gleicher Zeit vor Braunau, so daß nun 
die Stadt von allen Seiten eingeschlossen und belagert, der Inn selbst vollends 
abgesperrt wurde. In Braunau selbst lag der nun in kaiserlichen Diensten stehende 
General Graf von Tattenbach mit einem mittelmäßig starken Detachement von 
900 Mann. 
Am 13. November brachen auch die Bauern aus dem Gerichte Griesbach 
und der selbigen Gegend gegen Braunau auf, rückten 500 Mann stark in mili¬ 
tärischer Ordnung unter Trommelschlag über den Inn durch den Markt Obernberg, 
nahmen den Bürgern die Gewehre ab, plünderten den Marktrichter Carossa, und 
auf dem Zuge gegen Braunau Gurten und die Schlösser Katzenberg und Neuhaus, 
und langten, nachdem sich hiezu einige Burschen aus dem Obernberger-Neviere an¬ 
geschlossen hatten, am 14. November vor Braunau an. 
Ueberhanpt war es den Bauern jetzt nicht mehr um die Befreiung des 
Vaterlandes vom kaiserlichen Jocke allein, sondern selbst um die Freiheit von jeder 
Obrigkeit und Herrschaft, von Steuern und Abgabe zu thun, und suchten zu diesem 
Zwecke die obdereusischen Bauern aufzuwiegeln. 
Am 17. November rotteten sich auch die Bauern um Reichersberg zusammen, 
uud sammelten Gewehre. Die Zahl der Belagerer von Braunau aus beiden önu= 
ufern stieg nahezu auf 30.000 Mann; die Stadt war zwar enge eingeschlossen, 
aber gegen die noch im vollen Zustande befindliche Festung vermochten die Bauern 
nichts auszurichten, weil sie keine Kanonen und Munition hatten. Am 14., 15. 
und 16. November schoß die belagerte Garnison auf die Bauern heraus, aber 
ohne Erfolg. 
Für die Bauerschaft handelte es sich jetzt um Geld, Geschütz und Munition; 
deshalb schrieb der Obrist Hofmann nud die Commandautschaft im Lager zu Simbach
	        
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