Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Quartiere liegenden kaiserlichen Reiter, erstürmten die Amts- und Stockhäuser, über¬ 
fielen das Landrichterhaus zu Manerkirchen, schlugen Fenster nnd Defen ein, ver¬ 
sprengten alle obrigkeitlichen Personen, und sammelten überall Gewehre zusammen. 
Zu Anrolzmünster und St. Martin behandelten sie die Verwalter auf eine 
schimpfliche Weise, rissen ihnen die Perücken vom Kopfe, fetzten ihnen ihre Bauern¬ 
hüte auf und mißhandelten sie mit Stößen nnd Schlägen, ja schossen zu St. 
Martin sogar in das Zimmer des Verwalters hinauf. Zu den Bauern, welche 
eine gute Weile im Lande herumschwärmten nnd sich mit Gewehren versahen, stießen 
viele ledige Bursche, Schütze», abgedankte bayerische Soldaten und Offiziere, auch 
einige Adelige. 
Bereits im Monate Oktober hatte sich ein Ausschuß gebildet, welcher sich 
„Churbayrisches Landts-Defenfivns-Oberkriegs-Commiffariat" nannte. 
An die Spitze der Landesvertheidiger hatten sich Sebastian Georg Plinganser, 
Stndioses der Rechte auf der hohe» Schule zn Ingolstadt, als der Sohn eines 
Wein- und Weißbierwirthes ans Pfarrkirchenx) gebürtig, ein kräftiger, feuriger 
Jüngling voll Verstand, und dessen Schnlgenoffe, Johann Georg Mein dl aus 
Stern bei Altheim, gestellt. 
Das Laudeskriegs-Commisfariat stellte nnter'm 18. Oktober mehrere For¬ 
derungen an die Regierung zn Burghaufen: 
1| Verlangen die Oberoffiziere, daß sich die Regierung nicht in die Angelegenheiten 
der Landesdefension mengen solle. 
2) der ansehnliche Adel des Rentamtes Burghaufen solle in diesem Monate noch 
500 Dragonerpferde „mit der völligen Mannschaft nnd mit Gewehren wohl 
versehen" auf ihre eigenen Kosten herbeischaffen; 
3) Auch die Geistlichkeit hat sich an der Landesvertheidigung zu betheiligen, und 
zwar so, daß derjenige, welcher bei der letzten churbayerischen Anlage 100 Gulden 
mit 4 Schöffel Korn zu entrichten hatte, jetzt die Hälfte bezahle; 
4) Hat jeder Hof zur Fourage 1 Zentner Heu und 4 Schaub Stroh beizutragen; 
5) Bezahlt jeder Hof 4 Gulden Kriegsanlage; 
6) Die Offiziere und Gemeinen, welche ehedem in chnrbayerischen oder französischen 
Diensten standen, sollen sich binnen acht Tagen zur Landesvertheidigung stellen 
und bei der Abtheilung des Obrist Hofmann einrücken; widrigens ihre Güter 
zur Kriegskasse eingezogen werden; 
7) Hat der Hvchansehnliche Churbayerische Adel, wie auch die Beamten, den Eid der 
Trene schriftlich dem Oberkriegs -Kommissariate abzulegen; 
8) Sollen die Gefälle der Maut- und Bräu-Aemter durch die Beamten in das 
Kriegszahlamt abgeliefert werden; 
9) Endlich soll, ohne einen Augenblick zu verlieren, die Zahlung des Abschlages 
und des Getreide-Aeeises eingestellt werden. 
‘) Insgemein war er als der „Student von Pfarrkirchen" bekannt; sein Stief¬ 
vater hieß Roman Peyrer, der es veranlaßte, daß der junge Plinganser dem Studium der Rechts¬ 
wissenschaft sich zuwendete, und der Neigung zum Soldatenstand nicht folgen durfte. 
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