Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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aber die Räder von den Wägen, oder andere nöthige Fahrnisse und Werkzeuge 
neben dem schlechten Küchengeschirr hinweggenommen." 
Ferners sei das Rentamt München unter dem Vorwande einer Ver¬ 
schwörung besetzt, und dessen Einkünfte mit Beschlag belegt worden; die jungen 
unschuldigen churfürstlichen Prinzen seien nicht allein ihrer angebornen Freiheit 
beraubet, sondern auch ihrer churfürstlichen Frau MutterJ) entrissen, der Eingang in 
das Land, und in ihre Residenz-Stadt verwehret worden; auch seien der churfürst¬ 
liche Schatz, die schönsten Pferde, die Siegeszeichen altbayerischer Tapferkeit hinweg¬ 
genommen, die Festungen und Zeughäuser geplündert und geleert, die Artillerie 
und das Rüstzeug in fremde Länder geführt worden; die Festungswerke und 
Schanzen der befestigten Plätze des Landes, welche viele Millionen gekostet haben, 
mußten durch die Hände der eigenen Landeskinder selbst abgetragen werden; der 
Adel und die Hofmarksherren seien hiezu „mit nnmässigen Geldstrafen, und zwar 
für jeden ausbleibenden Tagwerker per 100 Reichsthaler, dann mit Zusendung der 
allzeit übelhausenden Husaren ohne alle Barmherzigkeit dazu verhalten, und solcher- 
massen, so zu sagen der Landmann seinem eigenen Vaterland selbst das Messer in 
die Gurgel zu setzen, wider die Natur gezwungen worden." 
Bei diesen Umständen seien sie nun — obwohl von Natur aus zum Gehorsam 
geeignet — „muffen iti keinem Jahrhunderte irgend eines Volks-Aufstandes in 
Bayern gedacht werden mag," entschlossen, „der natürlichen Defension sich zu be¬ 
dienen," wie ein Mann zusammen zu stehen, und solcher gestalten mit der Hilfe 
des allmächtigen Gottes, als in einer offenbar gerechten Sache solche von der kaiser¬ 
lichen Miliz erlittenen, mehr als sklavischen und theilweise weit beschwerlicher als 
der Tod selbst fallenden Drang- und Trübsale, weil denn bisher ungeachtet alles 
wehmüthigen Bittens und Flehens durch Gott und alle Heiligen nicht die mindeste 
Lindernng erlangt werden konnte, nun mit Ausbietung der vereinten äußersten 
Kräfte so lange uns Gott das Leben fristet, von unserm Hals abzuwälzen." 
In den Gerichten Griesbach und Pfarrkirchen waren die Bauernburschen 
die ersten, die sich meistens bewehrt stellten, und den Beamten drohten, sich ja nicht 
zu unterfangen, sie zu mustern. Die Beamten retirirten sich in ihre Schlösser, ja 
flüchteten sich nach Passau; die Gerichtsdiener durften sich noch weniger sehen lassen. 
Die Amthänser wurden geplündert und ruinirt und die darin zu Soldaten auf¬ 
gefangenen Rekruten losgelassen. So geschah es zu Ried, wo der Aufstand gleich¬ 
falls schon ausgebrochen war. 
Zu Rotthalmünster wurden die dort einqnartirten kaiserlichen Husaren von 
den Bauernburschen überfallen, verjagt, 11 derselben zu Kleberg gefangen, der Gewehre 
und der Pferde beraubt; dem Baron von Ruhstorf zu Kleberg nahmen sie alles 
Gewehr und seinen silbernen Degen hinweg. 
Der Bauernaufstand wälzte sich über Altheim, Braunau, Mauerkirchen, 
Matighosen und Höhnhart hin; die dortigen Bauern verjagten die einzelnen, im 
l) Kaiser Josef I. ließ die vier älteren Söhne des Churfürsten nach Klagenfnrt in 
Kärnthen abführen, und sie als Grafen von Wittelsbach dürftig erziehen.
	        
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