Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

Unkosten mithin auch allerhand Eonsekt von Zucker" etliche Meilen weit herbeischaffen 
mußte. Der Lohn dafür aber war meistens, „daß alle auf dem Tisch gestandenen 
Speisen sammt Schüssel und Teller aus purer Bosheit dem Bauer auf dem Kopf 
und hinter die Thüre geworfen wurde, und anstatt dessen von Neuem Geld erpresset, 
ja sogar manchmal die beste Speise nicht allein mit Füssen getreten, sondern noch 
ärgeres getrieben wurde. 
Das Vieh wurde ohne viel Aufhebens aus dem Stalle genommen, geschlachtet 
und verzehrt, die Feldfrüchte muthwillig verderbt, „die jungen Pelz" und andere 
fruchtbaren Obstbäume" verschnitten und zu Grunde gerichtet. 
Wenn es den Soldaten „gelüstete, über Land zu reisen," so mußte der 
Bauer selbst seine „abgematteten Rössel" einspannen, da indessen der Reiter seine 
starken Pferde im Quartiere „auf dem Futter stehen ließ," und den Ausreisenden 
begleiten, „auch unterwegs allerort nicht nur in den Wirthshäusern die gemachten 
schweren Zechen, sondern auch in den Krämerläden die theuren, herausge¬ 
nommenen Waaren aus eigenem Säckel bezahlen." Von den Gränelthaten 
anderer Art ist wohl besser zu schweigen. — 
Die vielen Durchmärsche aus Ungarn nach Italien, die bis in den 
Spätsommer hinein fortdauerten, haben das Land, insbesondere das arme Rentamt 
Burghausen gänzlich ausgesaugt, umsomehr, als die Einquartierung nicht ohne 
Einmengung falscher Praktiken, immer nur zu des Soldaten Vortheil, hingegen des 
armen Unterthans höchst beschwerlichen Schadens vorgenommen wurde, daß fast 
allzeit anstatt BO, 100 Mann angesagt, die Verpflegung sammt anderer unverantwort¬ 
lichen Forderungen dennoch geleistet, und um so viel mehr vergrößert worden 
ist, als dergleichen Truppen durch Herumvagiren und Verbleiben im Quartiere uns 
elenden Unterthanen um viele Tage, ja Wochen die Lasten der Verpflegung nn- 
nöthiger Weise vermehrt haben. 
Es seien die Söhne und Knechte der Unterthanen zum Kriegs¬ 
dienste gezwungen, und theils auf dem Felde, theils bei Hans, theils nächtlicher 
Weile aus den Betten, ja sogar aus den Gotteshäusern während des sonn- und 
feiertäglichen Gottesdienstes mit Hintansetzung aller Ehrerbietung gegen die heiligen 
Ort und gegen das heilige Opfer auf eine höchst ärgerliche und andachtstörende 
Weise hinweggenommen, an einen Wagen geschmiedet, zur Armee nach Italien ge¬ 
schleppt, oder wohl gar an fremde Völker verkauft, andere aber, die sich der natürlichen 
Nothwehr bedient, und solchen Gewaltthätigkeiten widersetzten, durch Scharfrichter, 
durch Schwert und Strick zum Gehorsam genöthiget worden." 
Hiemit sei es aber nicht genug gewesen; vielmehr hat man die Unterthanen 
auch durch Steuererhöhung derartig gepreßt, als seien sie „auf den unbarm¬ 
herzigen Ambos der unersättlichen Geldgier geschmiedet, welche wie ein alles aus¬ 
saugender Blutegel alles in ihren heißhungrigen Magen hineinzuschlicken suchte"; 
wenn aber der Bauer nicht zahlen konnte, so habe man dem gänzlich Verarmten 
die militärische Exekution in's Hans geschickt, und „das etwa noch übrige Bettlein 
unter dem Leib, das einem noch verbliebene schlechte Rößlein oder Kühlem, andern
	        
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