Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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liche Unterdrückungen, grausame Plackereien, gewaltthätige Abpressungen des Unsrigen, 
Nothzwang der Weiber und Töchter nebst andern vielfachen schändlichen Mißhaud- 
luugeu und üblen Verfahren zur Vermehrung des Landes höchsten Leidwesens aus 
den Hals gezogen." 
Die Vorstellungsschrist erzählt dann einige Beispiele unerhörter Gransamkert 
der kaiserlichen Soldateska. 
Ein Hauptmann des Graf Sinzendorf'schen Regimentes verlangte von den 
armen Leuten zu Perach im Gerichte Neuötiug eine große Summe Geldes; da man 
sich aber mit Unmöglichkeit entschuldigen wollte, ließ der Hauptmann die Leute bei 
grimmiger Kälte so lange in einen offenen Bauernhof einsperren, bis sie sich endlich 
herbeiließen, 1000 Gulden zu zahlen. 
Der Graf Sinzendorf selbst ließ die Stadthore von Neuöting schließen, 
während seine Dragoner von der „ganz erarmten Bürgerschaft viele Tausend Gulden 
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Die Soldaten des Wendt'schen Regimentes zu Fuß haben an einem Orte 
des Gerichtes Braunau neun Personen „in ein enges Höll- oder Stnbenpödl zu¬ 
sammengeworfen, und nach Verschluß der Thüre mit Holz dermassen zugefeuert, 
daß sie beinahe sämmtlich vor ungeheurer Hitz verschmachte» oder sich mit einem 
Stück Geld loskaufen müssen, wie dann bald darauf einer aus diesen armen Leuten 
mit Tod abgegangen ist." Wohl haben sich die Unterthanen hierüber beim Feld- 
kriegseommissär Dietrich zu Burghausen beklagt, sind aber mit Spottreden ent¬ 
lassen worden. 
Ein armer Bauer wurde durch den Bart und das Kinn an den Tisch 
genagelt, und „so lange und so viel an dieser Marter gelassen, bis er sich mit Geld 
losgekauft hatte". Andere, welche sich nicht zugleich auf die übermäßigen Forderungen 
der Soldaten einließen, „wurden in den sogenannten Bock eine schmerzhafte 
Tortur — gespannt" oder es sind ihnen die Hände am Genicke oder am Halse so 
fest als möglich zusammengebunden, und sie in diesem Zustande „erbärmlich geraidelt", 
wenn sie aber den Mund zur Klage öffneten, „so grausam und tirannisch mit Prügeln 
geschlagen worden, daß sie erbärmlich geschrien, und zu Gott um Hilfe gerufen haben". 
Obwohl außer den vorgeschriebenen Portionen „dazu noch Wein, Bier und 
Meth, Gesottenes und Gebratenes, nicht weniger an Fasttagen die besten Fische und 
anderes mehr nur nach Ueberfluß" auf dem Tische stand, ja überdieß „al ordinario“ 
ein Geldstück unter das Teller gelegt wurde", so waren weder die im Quartiere 
liegenden Offiziere, noch die Soldaten damit zufrieden, sondern man verlangte noch 
15, 16 und noch mehr Gulden von dem armen Bauersmann, welchem „bei so 
unerhörten Unbilden die heißen Thränen aus den Augen getrieben wurden, 
und welcher sich nicht einmal in seinem eigenen Hanse in der Stube vor den Sol¬ 
daten erblicken lassen, oder sich niedersetzen durfte, sondern mit seinem Weibe, 
Kindern und Ehehalten sein schwarzes Stück Brod unter freiem Himmel hat ein¬ 
nehmen müssen." Offiziere wie Soldaten hielten nach Belieben „Gastereien", wozu 
der Bauer nach dem ihm eingehändigten Speisezettel die Speisen „alles auf seine
	        
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