Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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„Wenn Gott und die Natur selbst", so fangen die Bauern an, ihren 
Schritt zu rechtfertigen, „sogar den unvernünftigen Thieren insgemein einen inner¬ 
lichen Trieb eingeflößt hat, zu Ihrer und der Ihrigen Erhaltung vor Gefahr und 
Untergang alle mögliche Sorge und Mühe anzuwenden, und nöthigenfalls weder 
Schwert, Feuer, noch den Tod selbst zu scheuen, so ist es auf keine Weise zu 
verwundern, daß das gestimmte, bis auf das Blut äußerst bedrängte Volk des 
Landes Ober- und Nieder-Bayern, nachdem es von Seite der kaiserlichen Miliz 
fortwährend so starke Winter- und Sommerquartiere hat ertragen, zudem aber an 
seiner Ehre, Gut und Blut unerhörte Pressnren, eindringliche Schmach und die grau¬ 
samsten Gewaltthaten erdulden müssen, diese ungemeine Geduld jedoch den Widersachern 
nur wieder als Anlaß zur ferneren Mißhandlung und vorsätzlicher Unterdrückung 
der armen Unterthanen gedient hat, endlich seine noch übrigen, von Gott verliehenen 
Leibeskräfte mit einhelligem Gemüthe zu vereinigen sich entschlossen hat, um, was 
es bisher mit der in bitteren Thränen seufzenden Geduld über das unerträgliche 
Joch bei den unersättlich zügellosen Soldaten nicht vermocht hatte, durch An¬ 
wendung und Entgegensetzung der natürlichen, in allen Rechten statthaften Selbst- 
vertheidigung zu erhalten und durchzusetzen." 
Die Vorstellung führt dann aus, wie vor etlichen Jahren „das unschuldige, 
vorhin immer des Friedens und der Eintracht gegen die Nachbarn beflissene Land 
Bayern" in einen unglückseligen Krieg verwickelt, und hiedurch für ganz Europa 
„zu einem rechten Schauspiel aller martialischen Grausamkeiten" geworden sei, deren 
leidigen Früchte und Folgen und traurigen Ueberreste nicht genugsam zu beschreiben, 
sondern von den Insassen mit blutigen Zähren zu beweinen sind, wie dann die 
verderbliche feindliche Kriegsflamme von allen Enden und Seiten eingedrungen und 
mithin die mehrmals wiederholten feindlichen Invasionen, die schweren Brand¬ 
schatzungen, vielfältigen, größtenteils mit Sengen und Brennen be¬ 
gleiteten Plünderungen die Güter und Habseligkeiten der schuldlosen Unter¬ 
thanen und Insassen dermassen hingenommen und verzehrt haben, daß in Bälde 
nichts mehr als die sichtbaren, erbarmungswürdigen Merkmale gewesener Armuth und 
Drangsal hinterlassen worden sind." Die Unterthanen der drei Rentämter Landshnt, 
Burghausen und Straubing hätten sich gerne den Folgen des Krieges gefügt, und 
den Kaiser als ihren rechtmäßigen Herrn anerkannt, allein die Lasten, insbesondere 
das Quartier seien geradezu unerträglich gewesen; 70.000 Winterportionen seien 
auf 6 Monate für die kaiserliche Soldateska abgeliefert worden; das allein mache 
schon, die Portion per Monat auf 5 Reichsthaler angeschlagen, 3 Millionen Gulden 
aus; auf das kleine Rentamt Burghausen, welches durch zwei Jahre der Schau¬ 
platz des Krieges gewesen, seien 18.000 Portionen entfallen, in Geld 810.000 Gulden. 
Obwohl der Prinz Engenins Erleichterung versprochen hat, „so ist doch alles und 
jedes bei den bloßen Worten und Vertröstungen verblieben, vielmehr 
sind den in's Quartier eingerückten kaiserlichen Truppen die größten Ungerechtig¬ 
keiten zur Begleitung auf den Fuß nachgefolget, welche im Verlaufe uns armen 
Unterthanen und Qnatiersvätern allerlei Ungemach und Unheil, als da sind: schmäh-
	        
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