Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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ihm sein Sohn Josef I. Auch unter diesem dauerte der Kampf um den Besitz der 
spanischen Monarchie gegen Frankreich und Bayern mit aller Rührigkeit fort. Doch 
das Laud Bayern wurde in militärischer Hinsicht kaum beachtet, und es wurden 
die meisten Truppen nach Italien oder an den Rhein gezogen. 
So marschirten am 10. Mai die in dieser Gegend einguartirten Palsy'schen 
Reiter, wie auch die zu Schärding gewesene Garnison, nach Italien, und es mußten 
in der Festung Schärding die Wachdienste von den Bürgern versehen werden. 
Auch unter Kaiser Josef I. dauerte der harte Druck der kaiserlichen Militär- 
Administration über Bayern fort; so kam es, daß der Plan zu einer Verschwörung 
entworfen, aber entdeckt und nun strengere Maßregeln ergriffen wurden. 
General von Gronsfeld überrumpelte am 16. Mai mit 6000 Mann die 
Stadt München, die sich ergeben mußte; sonach war ganz Bayern, welches damals 
35 Städte, 94 Märkte, 75 Klöster (70 Abteien und 90 Mendikantenklöster) 475 adelige 
Sitze und Schlösser, 28.709 Kirchen und Kapelle», 1226 Pfarreien, 4130 Dörfer 
mit 880.000 Einwohnern zählte und einen Ertrag von jährlichen anderthalb Mil¬ 
lionen Gulden lieferte, in kaiserlicher Gewalt, welche der Graf Max Carl von 
Löwenstein-Werthheim als Administrator überkam, dem Graf Franz Sigmund von 
Lamberg auf Roffatz in militaribus, Graf Johann Friedrich von Seean in ca- 
meralibus beigegeben wurden. 
Den 16. Juli 1705 war ein bedeutendes Hochwasser des Jnnstromes ein¬ 
getreten, welches zu Reuöting, Braunau und Passau und an anderen Orten die 
Brücken mehreutheils, zu Schärding aber alle Ens- und Streubäume hinweggerissen 
hatte; das Wasser reichte bis zum Rathhause hinaus. 
Um selbe Zeit erließ die kaiserliche Administration den Befehl, daß ungesäumt 
alle Gewehre eingeliefert werden sollen; die Schärdinger lieferten selbe auf das 
hiesige Zeughaus im Schlosse. 
Am 16. Juli erfloß von der kaiserlichen Administration der Befehl, daß 
von je acht Höfen ein Mann zum Kriegsdienste gestellt, oder dafür 16 Gulden 
erlegt werden sollen; es war überhaupt die Aushebung von 12.000 Bayern, unb 
deren Einreihung in bie ungarischen Regimenter anbefohlen.x) 
Am 26. Juli erging ber Befehl, baß zu Schärbing, nicht weniger zu 
Braunau und Burghausen die Festungswerke deniolirt und rastrt werden sollen, 
und zwar durch die Landesunterthauen mittels Robot, gegen Verabreichung von 
zwei Pfund Brod bes Tages, unb es würbe zu Schärbing, zum großen Leibwesen 
bes Laubes, wirklich ber Anfang gemacht; vorzüglich würben bie vor bem oberen 
Thore ßesinblichen zwei Basteien unb sämmtliche Ravelins deniolirt und einge¬ 
worfen, die um letztere herumlaufenden Gräben zugefüllt, unb auch bie übrigen 
Bastionen volleubs wehrunfähig- unb unbrauchbar gemacht; die in das Festungswerk 
führenden gemauerten Thore abgetragen; im Oktober war diese Zerstörungsarbeit 
i) Unterdessen hatte Bayern binnen 6 Monaten 3,159.000 Gulden an die kaiserliche 
Kriegskasse zahlen müssen und zwar wurde diese Summe von den drei Rentämtern Landshut, 
Burghausen und Straubing eingetrieben. 
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