Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Was Wunder, daß durch die schonungslose Eintreibung der unerschwinglichen Steuern, 
Kontributionen und Lieferungen aller Art, durch die starken Quartierlasten un 
durch die unmenschlichen Vexationen der furiosen Soldaten, durch ^Auslieferung 
der Waffen, durch das Ausheben der bayerischen Burschen zum österreichischen Militär- 
dieuste, mit einem Worte, durch den harten Druck unter dem eisernen ^oche der 
kaiserlichen Militärherrschaft das Volk in Bayern, noch voll inniger Liebe zu fernem 
angestammten, dermals vertriebenen Fürsten, zur Verzweiflung getrieben, noch mehr 
aber durch französische Emissäre aufgeregt und zum bitteren Hasse gegen ^es er¬ 
reich aufgestachelt wurde, der in eine Verschwörung, später m eine offene Bauern- 
Rebelliou ausbrach, um sich hiedurch der kaiserliche» Zwingherrschaft zu entledigen 
Am 28. März, Samstag Abends, revoltirte die kaiserliche Garnison zu 
Schärding, die aus österreichischen Bürgers- und Bauerssöhnen bestand, und denen 
versprochen war, daß sie nur zwei Jahre dienen, und nicht außer Landes geführt 
werden sollen, wegen des rückständigen Soldes, und weil sie überdieß vernommen 
hatten daß sie wider das Versprechen unter andere Regimenter gestoßen und nach 
Italien geschickt werden sollten. Sie lärmten unaufhörlich, nahmen dem Comman¬ 
danten, Obrist-Lieutenant Grasen von Kuefstein die Thorschlüssel ab, ichlugen ihn tu 
das Gesicht, und machten ihm ziemlich bange. Hieraus bemächtigten sie sich des 
Schlosses, gaben Salven hinein, wobei zwei Mann getödtet wurden ' eröffneten al - 
dann den Pulverthurm, und nahmen genügende Munition zu sich; des anderen 
Tages um 9 Uhr Vormittag zogen sie 400 Mann stark, mit 6 Fahnen, ohne emz g 
Cffi L L Schiirding aus, m um 6ci 100 Monn, die nicht «Mott* und 
MeCffWe, die sich h-irnAnszng, nicht sehen lassen bürsten, zmi!ck,ebl,-i-n waren. 
Als nun Jene ans bet Stadt admarschirt waren, (»enteil die Ciftjtcre btc 
Schote, Mosten mit Sonontn ans bie Abziehenden heran?, und ecrounktmt todtlich 
machten sie jedoch in ihrem Marsche nicht irre, intern sie ihm. 
NM Oesterreich nahmen, und zu Riedau Nachtquartier hielten. ^ ff , . 
von Schärding aus die in der Nähe einquartirten kaiserlichen Reiter, und emige 
bayerische Dragoner, die kaiserliche Dienste genommen hatten, korkt, der entwichenen 
Garnison nachzusetzen, die auch zu Riedau uoch angetroffen und °ngegnffen wurde, 
15 Mann hievon wurden getödtet und verwundet, die meisten gefangen, und am 
30. März nach Schärding gebracht. Viele derselben ^mcheu durch du Uucht, 
aber auch von diesen wurden nachgehend mehrere aus Oesterreich nach Schaiding 
eingebracht, wo auf dem Stadtplatze ein Galgen aufgerichtet, und am 16. AM 
darauf fünf der vornehmsten Rädelsführer, als 2 Gefreite, 2 Gemeine un - 
aiments - Tambonr gehenkt wurden; im Allem waren 17 (nach der ^takchron 
von Schärding 32) zum Henken vemrtheilt und aufgeführt worden; die übrigen 
erhielten Pardon, und sonst die anderen wurden unter verschiedene Regmtenter 
vertheilt, und nach Italien abgeschickt, worauf die Offiziere, lauter österreichische 
Edelleute, nach Hanse zogen. . . 
Den 5. Mat 1705 starb Kaiser Leopold I. an der Herzwassersucht, im 
65, Lebensjahre; in der Regierung über Oesterreich und als deutscher Kaiser folgte
	        
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