Volltext: Th. 1 [=A. Geschichte von Schärding], H. 2 (Th. 1, Heft 2, 1886)

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Trümmer der geschlagenen Armee flüchteten sich mit dem Churfürsten über den 
Rhein; die Churfürstin Theresia Kunegunde übernahm mit den Landständen die 
Regierung; sie konnte in der verzweifelten Lage nichts anderes thun, als mit 
Oesterreich schnell einen Waffenstillstand zu unterhandeln; Straubing, Regensburg 
und Passau mußten geräumt und den Kaiserlichen übergeben, die drei Rentämter, 
Straubing, Landshut und Burghausen, wie alle von den Bayern besetzten Festungen, 
sammt Kufstein und Neuburg am Inn bis zum allgemeinen Frieden dem Kaiser 
zur freien Disposition gestellt, alle Truppen, bis auf die Leibgarde des Churfürsten 
abgedankt, alles Geschütz, alle Gewehre und Munition ausgeliefert werden; der 
Churfürstin und den Prinzen verbleibe das Rentamt München sammt den Einkünften, 
der Landschaft, den Ständen und Unterthanen verbleiben ihre Privilegien. 
Am 29. November wurde die churfürstliche Miliz abgedankt, und es sollten 
nun kaiserliche Truppen die bayerischen Festungen besetzen. Weil aber den abge¬ 
dankten Soldaten der Besatzung Braunau der Sold noch nicht ausbezahlt war, so 
kam am 18. Dezember eine offene Revolte zum Ausbruch; sie nahmen dem Com¬ 
mandanten, Grafen v. Tattenbach, die Schlüssel zur Festung und zum Zenghanse 
ab, entwaffneten alle Offiziere, machten einen Feldwebel aus ihrer Mitte zum 
Commandanten, hielten die Thore gesperrt, und entschlossen sich, so lange nicht 
abzustehen, bis die Bezahlung erfolgen werde, dieses währte 5 Tage, bis das Geld 
aus München anlangte. Am 24. Dezember marschirten sie ohne Gewehr aus der 
Stadt Braunau, zwei Tage darauf zog General Graf v. Türheim mit 1000 Mann 
in die Festung Braunau. 
Dem Beispiele der Brauuauer Garnison folgte auch die von Schärding; 
sie wählte ebenfalls einen Feldwebel zum Commandanten, sperrte die Thore, und 
ließ wenig Leute ein und aus. Die Schärdinger waren wegen des Umstandes, daß 
die Gage so lange ausblieb, sehr besorgt, völlig ausgeplündert zu werden, und 
begehrten von den Klöstern Formbach, Suben und Reichersberg, daß selbe, da ja 
die Landstände den Frieden mit abgeschlossen hätten, auch den rückständigen Sold 
beischaffen und daher das Geld hiezu indessen vorschießen sollten, oder sie wollten 
darum selbst exequiren. Demnach gab das Kloster Suben wirklich der Bürgerschaft 
Schärding einen Barvorschuß von 1500 fl. zur Befriedigung der revoltirenden 
Garnison am 24. Dezember; wenige Tage hernach langte auch nach Schärding das 
Geld von der Landschaft in München an, und es wurden die Soldaten zufrieden 
gestellt, die nun aus Schärding abzogen. 
Dieses der Verlauf des Jahres 1704, in welchem der Schöffel Weizen 
6—7 fl., Roggen 3 fl. 30 kr. bis 4 fl., Gerste 3 fl. bis 31/* fl., Hafer 1 fl. 48 kr. 
bis 2 fl. kostete. 
Am 4. Jänner 1705 zogen 6 Fahnen ans dem Lande ob der Ens in die Stadt 
und Festung Schärding als Besatzung ein, über welche der Graf v. Knefstein, 
Marschall von Passau und kaiserlicher Obrist-Lieutenant, als Commandant bestellt 
wurde. Die Offiziere und Hauptleute waren fast lauter angesehene österreichische 
Edelleute, und machten den Schärdingern großen Ueberlast und Schaden.
	        
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